The New Dead: Die Zombie-Anthologie
wir hier sicher waren und unser Gefängnis zu unserem Zufluchtsort geworden war.
Ich lief in Richtung Norden und am Zaun entlang um die ganze Stadt herum, bis ich auf den Fluss stieß. Von der Brücke aus konnte ich einen Blick in die Stadt werfen und die schnell zusammengeschusterte Straßensperre erkennen, die sie in der Stadtmitte errichtet hatten. Der Zaun verlief quer durch den Fluss, am anderen Ufer weiter undoffensichtlich auch um den Platz herum, den sie für ihr Feldlager ausgewählt hatten.
Ich folgte dem Verlauf des Zauns zurück um die Stadt und überquerte die Straße, wo sich noch immer die meisten von ihnen drängten. Sie drückten und drängelten, doch der Zaun war stabil und sie nicht kräftig genug.
Nachdem ich etwa anderthalb Kilometer in Richtung des südlichen Teils der Stadt zurückgelegt hatte, entdeckte ich O’Driscoll. Er war nackt und von oben bis unten mit getrocknetem Blut bedeckt. Da ich nicht wusste, ob es sein eigenes Blut war, machte ich einen großen Bogen um ihn. Er stand aufrecht an den Metallzaun gelehnt und schlug rhythmisch mit dem Kopf dagegen, während er mich beobachtete.
Der Zaun führte auch auf dieser Seite zum Fluss hinunter und durch ihn hindurch, und ich wusste, dass ich hinüberschwimmen musste, um Gewissheit zu erlangen. Ich schwamm und watete im Wechsel. Als ich die andere Seite des Flusses erreicht hatte, stellte ich fest, dass der Zaun nur einen kleinen Teil des Platzes umschloss, auf dem sich ihr Feldlager befunden hatte. An zwei Stellen waren Tore eingebaut worden, die mit Vorhängeschlössern und Ketten gesichert waren. Ich hatte keine Lücken oder Stellen entdeckt, die einer von ihnen hätte überklettern können. Die Armee hatte ganze Arbeit geleistet, um uns einzusperren, und als ich durch den Fluss zurückwatete und mich wieder auf den Weg in die Stadt machte, dankte ich den Soldaten dafür. Gut, dass sie gemerkt hatten, wie gefährlich wir sein konnten.
Bindy saß in der Hotelbar und nippte nervös an einem Glas Wein. Als ich den Raum betrat, sprang sie auf, lief mir entgegen, fluchte, weinte und warf mir die Arme um den Hals.
„Wo zum Teufel bist du gewesen?“
„Es tut mir leid“, sagte ich. „Es tut mir wirklich leid.“
„Du bist alles, was ich noch habe, Toby. Ich habe nur noch dich. Wag es ja nie wieder , mich so zu erschrecken!“ Sie wich zurück, hielt mein Gesicht in ihren Händen und blickte mir tief in die Augen. Zu meinem Erstaunen, aber auch zu meiner Beruhigung wurde mir bewusst, dass Bindy auf ihre ganz eigene, ruhige Art das Ruder übernommen hatte.
„Das werde ich“, versprach ich. Sie hielt mich noch einmal ganz fest, und ich streichelte ihr den Rücken. „Und du bist alles, was ich noch habe, Bindy.“
Sie machte sich los, lief zur Bar und schenkte uns etwas ein, wobei sie meinen Blicken auswich.
„Sie hat sich überall ausgebreitet“, berichtete ich.
„Ich weiß. Ich hab’s mir schon gedacht. Als ich unterwegs war, habe ich den Zaun gesehen und ein paar von … ihnen.“
„Dieses große Feuer brennt immer noch.“
„Ja.“
„Vielleicht verhungern sie ja.“
Wir setzten uns auf ein Ledersofa und tranken Schulter an Schulter … Nähe war so wichtig. Es gab noch so vieles zu sagen, doch ich wusste, das konnte warten. Eines war uns beiden klar: Aus unserem Gefängnis war der einzige Ort geworden, an dem wir in Sicherheit waren und uns noch frei bewegen konnten.
Später, als es schon kurz vor Mitternacht war, fragte ich sie, was sie denn gefunden habe, als sie in den großen Häusern in der Straße weitergesucht hatte. Ihr Zögern dauerte etwas zu lange, um es zu ignorieren, und ansehen wollte sie mich offenbar nicht. Als sie „Nichts“ sagte, nickte ich nur und beließ es dabei. Zumindest fürs Erste.
In dieser Nacht begann für uns beide eine gemeinsame Zukunft. Es war wunderschön und intensiv, und ich glaube, unsere Leidenschaft rührte mehr von der Freiheit her, die uns noch gegeben war, als von irgendetwas anderem. Ich hätte mich schuldig fühlen sollen, doch dafür gab es keinen Grund, da die Vergangenheit nun so fern und verschwommen war, dass mir meine Erinnerungen als die eines anderen erschienen. Vielleicht würde ich die Dinge bei Tage betrachtet anders sehen, doch in diesem Moment fühlte sich alles richtig an.
Später, als wir in der Dunkelheit einer Stille lauschten, die in Zukunft normal sein würde, erzählte sie es mir.
„Ich habe sie gefunden“, eröffnete sie mir.
„Ich
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