The New Dead: Die Zombie-Anthologie
es eine Weile dauern würde, und weil es heute Abend so kalt ist …“
„Ich weiß Ihre Sorge zu schätzen. Ihr doppeltes Spiel hingegen ganz und gar nicht. Sie hatten nur deshalb schon angefangen, um alle Spuren zu beseitigen, die darauf hindeuten, dass hier gerade erst gegraben worden war. Vielleicht um einen frischen Zombie in Mr. Langs Grab zu legen?“
„Ich habe nicht …“
„Dann wird es Ihnen ja nichts ausmachen, wenn ich Mr. Lang mitnehme und von unseren Leuten auf Anzeichen des Zerfalls untersuchen lasse.“ Sie wandte sich wieder an den Zombie. „Keine Angst. Da wir ja schon über die Einbalsamierungsphase hinaus sind, wird es nicht lange dauern.“
Wie erwartet, verweste der Zombie, während Daniel zwischenzeitlich drei weitere Namen von Wendells Liste strich. Jedes Mal grummelte er missmutig, da ihm durchaus bewusst war, dass sein Cousin der große Gewinner bei diesem Geschäft sein würde. Hatte Daniel Erfolg, würde Wendell einen ruhigen neuen Job bekommen. Scheiterte er, würde Wendell zum Aufsichtsrat der Verschwörergruppe marschieren und ihnen erzählen, er habe mit Daniels Hilfe die Liste der sogenannten Zombifizierungsexperten rigide zusammengestrichen.
Von den fünfen, die er bisher aussortiert hatte, war offenbar lediglich das Wunderkind ein professioneller Betrüger. Die anderen waren seriöse Wissenschaftler, die zwar ernsthafte Forschungen auf ihrem Gebiet betrieben, aber noch Jahre von einer erfolgreichen Behandlungsmethode entfernt waren. Also versuchten sie – ebenso wie alle anderen Wissenschaftler es taten, die verzweifelt auf den großen Durchbruch und die damit verbundene Fortsetzung ihrer Arbeit aus waren – ihn auszutricksen, damit er ihre Forschungen finanzierte. Er durchschaute sie und ließ sie dafür zahlen.
Zwei weitere Forscher kamen und gingen, und allmählich näherten sie sich dem Ende der Liste, als einer der Experten, der weiter unten aufgeführt war und möglicherweise einige Gerüchte gehört hatte, von sich aus zu Daniel Kontakt aufnahm. Er kam … Er bat um einen Termin … Er wurde abgewiesen … Er blieb … Als Daniel nach Hause ging, war der Mann immer noch da. Am nächsten Morgen, als Daniel ins Büro kam, ebenso. Daniel entschied, dass er ein paar Minuten opfern könnte, um sich anzuhören, was der Mann ihm zu sagen hatte. Und es blieb bei ein paar Minuten, da der Mann Shana in Daniels Büro folgte und sofort verkündete: „Ich habe nicht das, wonach Sie suchen.“
Shana seufzte und wollte ihn schon mit einer an Daniel gerichteten Entschuldigung hinausmanövrieren, doch der Mann blieb standhaft und fuhr fort: „Ich habe kein Mittel, aber ich kann es beschaffen. Doch dazu fehlt mir etwas ganz Entscheidendes.“
„Geld“, sagte Daniel und lehnte sich zurück. „Eine Menge Geld.“
Der Mann bedachte ihn mit einem kühlen, fast schon herablassenden Lächeln. „Nein, Mr. Boyd. Investoren hab ich genug. Was mir fehlt, sind Versuchspersonen. Es gibt nicht sehr viele Leute, die bereit sind zu sterben mit der Aussicht auf eine Wiedergeburt in einem verwesenden Körper.“
Als Daniel nicht antwortete, fühlte der Mann sich ermutigt weiterzureden, trat einen Schritt vor, stellte seine Aktentasche auf Daniels Schreibtisch und öffnete sie. Er zog eine Mappe hervor, deren Umfang an Krieg und Frieden erinnerte.
„Meine bisherige Forschungsarbeit. Bitte nehmen Sie sie an sich, damit Ihre Wissenschaftler einen Blick darauf werfen können. Meine Erkenntnisse werden – davon bin ich überzeugt – für sich sprechen. Alles, was ich brauche, ist jemand, der mir eine unbegrenzte Anzahl von Versuchspersonen zur Verfügung stellt.“
„Unbegrenzt?“, wiederholte Shana.
„Meinen Schätzungen zufolge benötige ich zwischen zehn und fünfzig, je nach Anzahl der für die Entwicklung des Serums erforderlichen Versuchsreihen. Das ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch nur eine Schätzung. Vielleicht braucht man noch mehr.“
„Mehr als fünfzig?“ Shana erwiderte Daniels Blick und schaute mit einer Entschuldigung auf den Lippen zu Boden. Sie wich zurück.
Daniel nahm die Akte und blätterte sie durch. Natürlich war alles nur Show. Auf der High School hatte er einmal einen Mitschüler durch Erpressung dazu gebracht, dafür zu sorgen, dass er in Naturwissenschaften bestand.
„Geben Sie Ms. Bergin Ihre Karte. Ich melde mich bei Ihnen.“
Zwei Tage später ließ Daniel Shana bei dem Mann – Dr. Boros – anrufen und ausrichten, er habe genügend
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