Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
Vom Netzwerk:
Als die Sonne aufging und immer weitere furchtbare Entdeckungen im Maison DuPlessis gemacht wurden, ließen markerschütternde Schreie das Vieux Carré erzittern.
    Neben der Quelle hinter dem Haus lag der blutige, ausgeweidete Kadaver der Katze. Jemand hatte ein feines Pulver sorgfältig um ihn herum verstreut. Im unheilvollen roten Licht des frühen Morgens war er bereits von Tausenden Fliegen übersät. Auch um die zertretenen Organe schwirrten Fliegen herum.
    Denis DuPlessis wurde in seinem Bett aufgefunden. Seine Kehle war aufgeschlitzt und seine Augäpfel ausgestochen und auf seiner Zunge abgelegt worden, die man ihm bis über das Kinn hinaus aus dem Mund gezogen hatte. Die Hände waren sauber an den Gelenken abgetrennt und lagen mit nach oben gewandten Handflächen auf der blutdurchtränkten Tagesdecke. Es schien, als wollten sie um Vergebung bitten.
    Auch Madame DuPlessis lag mit durchschnittener Kehle in ihrem Bett. Ihr Nachthemd war bis zur Taille hochgeschoben, und nur noch der Griff der Mordwaffe ragte zwischen ihren Beinen hervor. Es handelte sich um ein langes, besonders scharfes Messer, eines, das man zum Schneiden von Zuckerrohr verwendete. Die Wände und die Zimmerdecke waren über und über mit Blut bespritzt, und die Blutstropfen, die an den Wänden hinabgelaufen waren, hatten glänzende schwarzrote Spuren auf der Tapete hinterlassen.
    Niemand im Haus hatte irgendetwas gehört außer dem schwachen Rascheln von Seide auf dem Parkett und den orientalischen Teppichen. Unter den Geruch nach heißen Münzen, Erbrochenem und Schwefel, der das Haus erfüllte, hatte sich der süße Duft von Rosenöl gemischt.
    Ava Ani wartete schon. Delice kam bei Anbruch der Morgendämmerung zurück. Ihr Kleid war voller Blut, ihre Augen glühten, und ihre Hände waren mit geronnenem Blut verklebt. Zufrieden lächelte sie Ava Ani an.
    „Es war tatsächlich ein Vergnügen, mambo . Jetzt bringe ich dir das Mädchen zurück.“ Delice verdrehte die Augen, sackte in sich zusammen und lag wie ein kleines, schlaffes Bündel am Boden.
    Ava Ani hob sie auf und trug sie zum Kamin. Obwohl es an diesem Morgen schon schwülwarm war, brannte ein knisterndes Feuer darin. Vor dem Kamin stand ein Bottich mit dem duftenden Wasser, mit dem sie Delice am Abend zuvor gewaschen hatte. Ava Ani zog Delice das rote Seidenkleid aus und warf es ins Feuer, wo es zunächst schwelte, dann jedoch plötzlich Feuer fing und in hellen, blauweiß lodernden Flammen verbrannte.
    Delice öffnete die Augen und fand sich aufs Neue bei Ava Ani wieder. Wie war sie nur vom Haus der DuPlessis hierhergekommen? Das Feuer bannte ihren Blick. Sie hatte den Eindruck, dass die Flammen sauber und rein aussahen und nicht schmutzig orange, wie es sonst der Fall war. Als sie die Überreste ihres brennenden Kleides im Kamin bemerkte, fragte sie sich, warum Ava Ani es ins Feuer geworfen hatte.
    Es war eine Schande, ein so hübsches rotes Kleid zu verbrennen, aber Delice konnte keine Worte finden, um zu protestieren.
    Ava Ani badete Delice noch einmal, und das Wasser färbte sich rot, als es an ihrem dürren Leib hinunterlief.
    „Siehst du, ma fille . Erzulie ist gekommen, als Ava Ani sie gerufen hat. Erzulie mochte Madames chat , einen wunderschönen Perser,so gern, dass sie in dich fuhr, um dir Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Ja, ja, in der Hebräischen Bibel heißt es: ,Gerechtigkeit, Gerechtigkeit, ihr sollst du nachjagen.‘“ Mit diesen Worten goss sie Delice, die leicht frierend im Bottich stand, klares Wasser über den Kopf.
    Delice blinzelte. Sie erinnerte sich nicht an eine Frau namens Erzulie. Und was sollte das mit Henri und dass die Frau die Katze mochte? Sie öffnete den Mund, um Ava Ani danach zu fragen, doch es kam kein Laut heraus. Sie hatte keine Stimme mehr.
    Ava Ani bemerkte, dass Delice den Mund wie ein Fisch auf- und zumachte. „Du kannst nicht sprechen. Ich nehme jedoch an, dass du wissen möchtest, was geschehen ist. Die DuPlessis, ils sont mort . Erzulie hat sie in ihren Betten getötet, als sie den Schlaf der Verdammten schliefen. Und du, ma fille , warst ihr ein feines cheval . Sie hat deine Füße und deine Hände benutzt, um zu tun, was getan werden musste.“ Ava Ani half Delice aus dem Bottich heraus und wickelte sie behutsam in ein weißes Leinentuch. Sie nahm Delice’ Gesicht in ihre Hände und blickte ihr in die Augen.
    „Du erinnerst dich doch, oder? Madame hatte dich aufs Dach gejagt. Sie hatte eine Pistole, nicht wahr? Sie hat

Weitere Kostenlose Bücher