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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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ersten Zusammentreffen fand Mary mich furchtbar. Es war auf einer Collegeparty. Sie war Kunststudentin. Ich studierte Wirtschaft. Ich war ein betrunkenes Mitglied einer Studentenverbindung, das sichals Republikaner versuchte – die Nachfolgegeneration der „Reagan Revolution“. Mary war eine liberale Anhängerin der Demokraten und engagierte sich ehrenamtlich bei verschiedenen Sozialprojekten. Als sie hereinkam, wurde ich gerade von einer Blonden und einer Brünetten mit Bier abgefüllt. Mary blickte in unsere Richtung und wandte sich sofort ab. Sie hatte mir auf der Stelle den Kopf verdreht. Es war keine Liebe auf den ersten Blick, aber ich war verdammt scharf auf sie. Die Liebe kam später.
    Von einem gemeinsamen Bekannten bekam ich ihre Nummer. Es dauerte zwei Monate, bis sie endlich einer Verabredung zustimmte. Ich zeigte mich von meiner besten Seite. Das Date dauerte die ganze Nacht. Wir sahen uns Pulp Fiction an (ich fand’s toll; sie fand’s schrecklich) und gingen zu Denny’s (ich verdrückte Steak mit Eiern, sie einen Salat). Danach gingen wir zu ihr, redeten die ganze Nacht und knutschten ein bisschen, aber die meiste Zeit haben wir einfach nur geredet. Es war wundervoll. Als die Sonne aufging, bat ich sie um eine zweite Verabredung. Sie war einverstanden.
    Wir trafen uns jahrelang und trennten uns ein halbes Dutzend Mal, ehe wir uns schließlich verlobten. Es war nicht so, dass wir ständig stritten. Wir waren einfach nur sehr verschieden. Klar, wir hatten auch ein paar gemeinsame Interessen. Wir lasen beide gern. Wir liebten es, Scrabble zu spielen. Wir fanden beide Bruce Springsteen toll. Doch das waren nur kleine, oberflächliche Gemeinsamkeiten. Im Kern waren wir ganz verschieden. Es gibt zwei Arten von Menschen … mich und Mary. Aber wir bekamen es hin. Wir empfanden Liebe füreinander. Und wir waren glücklich.
    Bis „Hamelns Rache“ kam. So wurde die Krankheit in den Medien genannt, da sie zuerst Ratten befiel. In Hameln wurde das Rattenproblem ein für alle Mal vom Rattenfänger gelöst. Doch im wahren Leben kehrten sie zurück und übertrugen eine Krankheit, die aus toten Ratten verfaulende, schlurfende Fressmaschinen machte. Irgend so ein Experte im Fernsehen bezeichnete sie als „Haie zu Lande“. Ich fand das damals lustig, jetzt jedoch nicht mehr. Die Krankheit sprang von den Ratten auf andere Spezies über und schließlich auch auf den Menschen. Sie überwand Ozeane. Zuerst tauchte sie in New York auf, doch bis zum Wochenende hatte sie sich bis nach London, Bombay, Paris, Tel Aviv, Moskau, Hafar Al-Batin und sonst wohinausgebreitet. Armeen waren nicht in der Lage, sie zu stoppen. Man konnte die Toten zwar erschießen, aber die Krankheit nicht aufhalten. Ein weltweites Chaos breitete sich aus. Größere Metropolen fielen der Seuche als Erste zum Opfer. Dann die kleineren Städte und schließlich die ländlichen Gebiete dran.
    Mary und ich blieben im Haus. Wir verbarrikadierten uns. Lebensmittel und Wasser hatten wir genug. Eine ganze Weile würden wir damit auszukommen. Wir besaßen Waffen, um uns zu verteidigen. Gemeinsam warteten wir darauf, dass die Krise vorbeiging. Warteten darauf, dass jemand kam … irgendjemand … um uns mitzuteilen, dass die Gefahr gebannt sei. Doch dieser Jemand kam nie.
    Mary starb vor einer Woche. Sie war nur für eine Sekunde nach draußen gegangen, um den Eimer zu leeren, den wir als Toilette benutzten. Eine tote Krähe hatte ihr in den Nacken gepickt. Mary hatte wild um sich geschlagen und war ins Haus zurückgerannt. Es war nur ein Kratzer. Die Wunde blutete nicht einmal.
    Doch es reichte aus.
    Sie starb noch in derselben Nacht. Ich wusste, was zu tun war. Die einzige Möglichkeit, die Toten davon abzuhalten wiederzukommen, besteht darin, ihr Gehirn zu zerstören. Ich setzte ihr die Waffe an den Schädel, während sie still dalag, aber ich hatte nicht den Mut abzudrücken. Ich konnte ihr das nicht antun, nicht der Frau, die ich liebte. Stattdessen brach ich die Tür auf und legte ihre Leiche ins Freie.
    Am nächsten Morgen war sie verschwunden.
    Das war der Moment, in dem ich mir die Waffe an den Kopf setzte und das tat, was ich bei meiner Frau nicht hatte tun können. Damit hätte es eigentlich vorbei sein sollen.
    Doch irgendwie kam ich zurück … aber zum Glück nicht als schlurfende Leiche. Nein, ich gehöre zu einer anderen Art von Toten. Mein Körper verwest auf dem Küchenboden, aber ich stecke nicht in ihm. Alles, was ich tun kann, ist

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