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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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gestürzt.
    Um den Anschein zu wahren, hatte die Polizei eine Untersuchung durchgeführt, und die DuPlessis mussten eine Strafe wegen Misshandlung zahlen. Damit war die Sache mit dem Dienstmädchen erledigt gewesen. Nur wenige Stunden später hatte jemand in der Küche Feuer gelegt, und als die Feuerwehr anrückte, hatte man eine schauerliche Entdeckung gemacht.
    Im dritten Stock hatte Denis DuPlessis ein verschlossenes Privatzimmer. Als die Tür geöffnet wurde, entdeckten die Beamten vier junge, an die Wand gekettete Sklavenmädchen. Man fand Peitschen, Seile, Schürhaken und andere grässliche Werkzeuge. Allen Mädchen war die Zunge herausgeschnitten worden, damit sie nicht erzählen konnten, was man in diesem Raum mit ihnen gemacht hatte, und einem Mädchen waren die Augen zugenäht worden. Sie hatten fürchterliche Narben am ganzen Körper, waren verwahrlost und ihre Gesichter und Gliedmaßen von den Spuren unsagbar grausamer Misshandlungen entstellt.
    Delphine hatte nicht nur von den besonderen Neigungen ihres Ehemannes gewusst und sie toleriert, sondern sogar als seine Zuhälterinfungiert. Das Mädchen, das vom Dach gestürzt war, hatte Delphine für die Kammer vorgesehen, doch ihm war die Flucht gelungen, ehe man es fesseln und anketten konnte.
    Ein Fensterladen öffnete sich kurz einen Spaltbreit und wurde rasch wieder geschlossen. Eine kaum wahrnehmbare Bewegung, aber Ava Ani hatte sie bemerkt. Das hieß also, dass Monsieur und Madame DuPlessis sich noch immer in ihrem Haus aufhielten. Doch das würden sie nicht mehr lange, das war Ava Ani klar. Nein, nein, bei ihrem Geld und ihrer Stellung würde ihnen die Flucht aus New Orleans gelingen. Vielleicht würden sie nach Frankreich zurückkehren.
    Es bleibt also nicht viel Zeit , dachte Ava Ani. Na gut. Ce soir.
    Sie ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass ihre Fingernägel rote Spuren in den Handinnenflächen hinterließen.
    Während Ava Ani fort war, versuchte Delice sich daran zu erinnern, wie sie hierhergekommen war. Sie bemerkte, dass ihre Gedanken so unendlich langsam waren, und brauchte beinahe den ganzen Tag, um sie zusammenzusetzen.
    Madame rief sie recht spät in ihr vornehmes Schlafzimmer mit der hohen Decke. Sie war dünn und blass, und hatte Augen wie aus Eis. Madame musterte Delice von oben bis unten, und ihr Blick verweilte auf Delice’ Brust und auf der Stelle, wo die Beine in den Rumpf übergingen. Delice fragte sich, ob Madame durch ihr fadenscheiniges Baumwollkleid hindurchsehen und die dort sprießenden weichen, dunklen Haare erkennen konnte. Ehe Jeannette gegangen war, hatte sie ihr gesagt, dass Delice jetzt, wo ihr Schamhaare wuchsen, ein Baby bekommen könne. Delice vermisste Jeannette schrecklich und wünschte sich von ganzem Herzen, dass ihre Freundin letztes Jahr nicht von Madame verkauft worden wäre.
    „Es ist an der Zeit.“ Madame seufzte. „Geh dich waschen, Delice, und komm dann wieder her.“
    „Ja, Madame.“ Delice kehrte rasch mit gewaschenem Gesicht und sauberen Händen zurück.
    „Denis verlangt nach dir“, sagte Madame und lachte sonderbar. „Komm, wir gehen hinauf.“
    Madames Lachen machte Delice Angst. Doch sie traute sich nicht, ihre Angst zu zeigen, um nicht ausgepeitscht zu werden. Vielleichtwürde sie jedoch ohnehin ausgepeitscht werden; Madame war so seltsam heute Abend. Sie näherte sich ängstlich dem Zimmer im dritten Stock und knetete nervös die Finger in den Taschen ihres Kleides. Madame folgte ihr mit ein wenig Abstand, wobei ihre Schuhe leise Klopfgeräusche machten.
    Monsieur öffnete die Tür mit einem breiten Lächeln und streckte ihr die Hand entgegen, um sie willkommen zu heißen. Doch dann ließ ein Windstoß die Tür weit aufschlagen. Der Gestank von Exkrementen und nackter Angst schlug Delice entgegen. Sie sah die Körper der Mädchen, die in ihrem stummen Elend angekettet waren. Ihre Gliedmaßen waren mit Fäkalien und Blut verschmiert. Eines der Mädchen hob den Kopf und sah Delice an … Ein leerer Blick unter einem blutverkrusteten Haarschopf.
    „Jeannette!“, entfuhr es Delice, als sie ihre langjährige Freundin erkannte. Jeannette war also gar nicht verkauft worden. Sie war die ganze Zeit über hier gewesen, fast ein Jahr lang.
    Delice verschwendete nicht eine Sekunde. Ihre Muskeln spannten sich an, und sie schlug Monsieurs fette weiße Hand zur Seite und warf sich mit katzenhafter Geschwindigkeit herum. Nachdem sie Madame zu Boden gestoßen hatte, rannte sie zur Flurtür. Dort

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