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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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damit auf dich gezielt, und ihre Haare wirbelten wild durcheinander. Madame sah aus wie der leibhaftige Teufel.“
    Delice nickte. Sie zitterte. Ihre Gedanken waren so langsam und ihr Körper so schwer, und ihre Hände pochten so heftig, als hätte sie schwere Arbeit mit ihnen verrichtet. Ava Ani sah ihr mit einem fragenden Blick ins Gesicht.
    „Du bist gelaufen, petite fille . Du bist geradewegs über die Dachkante hinaus gelaufen und in die Tiefe gestürzt. Du bist auf die Steine im Hof gefallen. Mit voller Wucht.“
    Endlich begriff Delice. Sie war ein zombi . Ava Ani hatte sie ins Leben zurückgerufen, damit sie ihren eigenen Tod rächen konnte. Erschrocken riss sie ihre dunklen Augen auf.
    Nun war sie für immer versklavt, stumm und dumm. Ava Ani hatte sie um den erlösenden Tod gebracht, für den sie sich entschieden hatte … Das Einzige, wofür sie sich aus freien Stücken entschieden hatte, blieb ihr nun für alle Zeiten verwehrt.
    Delice versuchte zu schreien, doch alles, was sie herausbrachte, war ein heiseres Krächzen. Sie wollte sich von Ava Ani losreißen, doch die mambo hielt ihr Gesicht noch fester und schüttelte den Kopf.
    „Deine Aufgabe ist hiermit erledigt, ma pauve . Ich habe keine Verwendung mehr für dich. Schon bald wirst du wieder singen. Und dieses Mal mit den Engeln.“ Sie stimmte ein leises Lied an, in dessen Rhythmus sie sich hin und her wiegte. Delice bewegte sich mit ihr. Die Hände hatte sie auf Ava Anis Handgelenke gelegt, und ihre Augen waren geschlossen. Ein weißer Nebel legte sich über ihre Gedanken, und sie meinte einen fernen Gesang zu hören.
    „ Mambo Ava Ani?“
    Ava Ani wirbelte herum, und ihre weißen Röcke blitzten in der Dunkelheit auf. „Wer ist da?“, fragte sie und versuchte, ihre Furcht zu verbergen.
    „Philippe LaPlace“, ertönte die Antwort. „Warum bist du hier? Hat dir die … Information, die ich dir gegeben habe, nicht geholfen?“ Philippe kam hinter einem Grabstein hervor.
    „Oh, sie hat mir sehr wohl geholfen“, presste Ava Ani hinter zusammengebissenen Zähnen hervor. Sie konnte diesen bokor vom Cochon Gris nicht leiden. Aber sie wollte nicht unhöflich sein. Voller Wut und Trauer wegen der Opfer der DuPlessis war sie zu ihm gegangen. Er hatte sie bei ihren Plänen, New Orleans von ihnen zu befreien, unterstützt und sie den mächtigen dunklen Voodoo gelehrt. Sie wusste, dass Philippe sehr viel Macht besaß, und fürchtete sich vor ihm. Trotzdem kümmerte es sie nicht, dass man ihr nachspionieren könnte. Ava Ani wandte sich von ihm ab, um ein zu einem Bündel zusammengeschnürtes Leinentuch in das Grab zu legen, das sie soeben geöffnet hatte.
    „Ich hörte davon“, sagte er. Ein leises Glucksen verhallte in den tiefblauen Schatten. „Erzulie ist recht kreativ, nicht wahr?“
    Ava Ani erschauderte. Philippe trat vor und stellte sich neben sie. Mit seiner rechten Hand fuhr er die Kante des offenen Grabes entlang. „Du hast das kleine Mädchen also zurückgeschickt?“, fragte er. „Wie schade.“
    „Delice hat alles getan, was notwendig war. Ich brauche keinen zombi in meinen Diensten. Sie war ihr Leben lang eine Sklavin. Damuss sie es nicht auch noch im Tode sein.“ Ava Ani wickelte ein rotes, mit Rosenöl parfümiertes Band straff auf und steckte es in den gris-gris -Beutel, der an ihrem Hals hing.
    „Du bist zu weichherzig, Ava Ani“, spottete Philippe. „Schließ dich unserem Cochon Gris an und lerne deine wahre Macht kennen.“
    „ Non merci “, widersprach sie in einem recht scharfen Tonfall. Ava Ani lehnte sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen die Steinplatte und schob sie mit aller Kraft an ihren Platz zurück, sodass das Grab wieder verschlossen war. Delice teilte sich nun erneut ein Totenhaus mit den Leichen der anderen DuPlessis-Sklaven.
    Ava Ani richtete sich auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Im fahlen Sternenlicht bemerkte sie, dass Philippe sie finster anblickte. Ihre Mandelaugen verengten sich, aber sie zwang sich zu einem Lächeln.
    „Erzulie mochte die hübsche weiße chat , die ich für sie zurechtgemacht hatte“, säuselte Ava Ani. „ Mais oui , sie hat sie wirklich sehr gemocht. Sie sagte, so ein feines Geschenk habe sie noch nie bekommen.“ Sie beobachtete Philippes düsteres Gesicht. Ein kurzer Augenblick … und dann blitzten seine weißen Zähne auf.
    „Sehr gut, mambo . Du hast also Freundschaft mit Erzulie geschlossen. Du gehst zu deinem kleinen Zauber zurück und ich zu meinem.“
    „

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