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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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reißt du mir dann den Kopf ab?“
    Benny verschoss einen Giftpfeil in Toms Richtung und sagte laut und deutlich: „Ich – will – nicht – ins – Familiengeschäft – einsteigen.“
    „Das ist dann wohl ein Nein .“
    „Meinst du nicht, es ist etwas zu spät, um mich dafür zu begeistern? Ich hab dich schon tausendmal gefragt, ob ich …“
    „Du hast mich gefragt, ob ich dich zu den Tötungen mitnehme.“
    „Genau! Und du hast mich jedes Mal …“
    „Hinter dem, was ich tue, steckt weitaus mehr, als du denkst, Benny.“
    „Ja, das ist wahrscheinlich so. Vielleicht hätte ich geglaubt, der Rest wäre etwas, womit ich fertig werden kann, aber du hast mich ja nie den coolen Teil sehen lassen.“
    „Am Töten ist nichts ‚cool‘“, zischte Tom.
    „Ist es doch, wenn es darum geht, Zombies zu töten“, schoss Benny zurück.
    Damit war das Gespräch beendet. Tom stapfte aus dem Zimmer und trieb sich für eine Weile in der Küche herum; Benny warf sich auf die Couch.
    Tom und Benny sprachen nie über Zombies. Zwar hätten sie dazu allen Grund gehabt, aber trotzdem wurde das Thema nie erwähnt. Benny konnte das einfach nicht verstehen. Er hasste Zombies. Jeder hasste sie, doch bei Benny war es ein tief sitzender und alles verzehrender Hass, der auf seiner allerersten Erinnerung beruhte, einer Szene aus einem Albtraum, die er jede Nacht vor sich sah, sobald er die Augen schloss. Es war ein Bild, das sich in sein Gedächtnis eingebrannt hatte, obwohl es auf etwas zurückging, das er schon als kleines Kind gesehen hatte.
    Mom und Dad.
    Wie Mom schreit, zu Tom läuft, ihm den sich windenden Benny … gerade mal achtzehn Monate alt … in die Arme drückt. Der unaufhörlich schreit. Sie sagt Tom, er solle weglaufen, während sich das Ding , das mal sein Dad war, durch die Schlafzimmertür bricht, die Mom mit einem Stuhl, Lampen und allem, was sie finden konnte, zu versperren versucht hatte.
    Benny meinte sich daran zu erinnern, dass seine Mom irgendwelche Worte schrie, doch seine Erinnerungen sind schon so alt und er war noch so jung, dass er sich dessen nicht sicher sein konnte. Vielleicht waren es auch keine Worte, sondern ihre Schreie.
    Benny erinnerte sich an die Nässe und Wärme von Toms Tränen auf seinem Gesicht, die dieser vergoss, während er aus demSchlafzimmerfenster kletterte. Sie hatten in einem Haus im Westernstil gewohnt. Lange Geschichte. Das Fenster ging zum Hof, wo die roten und blauen Lichter der Polizeiautos durcheinanderflackerten. Noch mehr Rufe, noch mehr Schreie. Die Nachbarn, Polizisten, vielleicht die Armee. Benny hielt es für die Armee. Und ständig dieses Knallen der Schüsse in der Nähe und in weiter Ferne.
    Doch von alldem hatte Benny nur ein einziges, letztes Bild im Kopf. Während Tom ihn an seine Brust gedrückt hielt, hatte Benny seinem Bruder über die Schulter geblickt. Mom beugte sich gerade aus dem Fenster und schrie ihnen etwas zu, als plötzlich Dads bleiche Hand auftauchte, nach ihr griff und sie ins Dunkel des Zimmers zurückzog. Dann waren sie weg.
    Das war Bennys allererste Kindheitserinnerung. Sollte es jemals Erinnerungen an die Zeit davor gegeben haben, so hatte dieses Bild sie verdrängt. Auch das hämmernde Geräusch von Toms panisch pochendem Herzen an seiner Brust und das anhaltende Wimmern, das von ihm selber stammte, als er unartikuliert nach seiner Mom und seinem Dad schrie, hatte er nicht vergessen.
    Er hasste Tom dafür, dass er weggerannt war. Er hasste ihn, weil er nicht geblieben war, um Mom zu helfen. Er hasste das Ding, in das sich sein Vater in jener Ersten Nacht vor all diesen Jahren verwandelt hatte. Und er hasste, was Dad aus Mom gemacht hatte.
    In seinen Gedanken waren es nicht mehr Mom und Dad. Sie waren diese Dinger , die sie umgebracht hatten … Zombies. Sein Hass war so unglaublich groß, dass ihm die Sonne kalt und klein vorkam.
    Als Benny vor einigen Jahren herausgefunden hatte, dass Tom ein Zombiejäger war, hatte ihn das nicht gerade stolz gemacht. Wenn Tom wirklich das Zeug zu einem Zombiejäger hatte, dann hätte er – das war Bennys Meinung – auch den Mumm haben müssen, Mom zu helfen. Stattdessen war Tom weggelaufen und hatte sie ihrem Schicksal überlassen, sodass sie eine von ihnen wurde.
    Tom kam ins Wohnzimmer zurück, blickte auf die Reste des Geburtstagskuchens auf dem Tisch und dann zu Benny hinüber, der noch immer auf der Couch lag.
    „Das Angebot steht noch“, sagte er. „Wenn du dasselbe machen willst wie ich,

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