The New Dead: Die Zombie-Anthologie
anderthalb Kilometern war das noch in Ordnung, doch dann wurden die Zombies vom Lärm angezogen, und nach dem fünften Kilometer mussten sie verdammt schnell zupacken, schütteln und loslassen, um nicht in die Finger gebissen zu werden. Benny wollte zwar einen Blick aus der Nähe wagen, doch dabei einen oder mehrere seiner Finger zu verlieren hatte er nicht vor. Wäre er gebissen worden, hätte ihn der Wächter auf der Stelle weggepustet. Ein Zombiebiss konnte einen Gesunden innerhalb weniger Minuten in einen lebenden Toten verwandeln, und bei der Einweisung in ihre Arbeit war ihnen mehr als glaubhaft versichert worden, dass die Toleranzgrenze Infizierten gegenüber bei null lag.
„Wenn die Jungs mit den Gewehren auch nur annehmen , dass ihr gezwickt worden seid, knallen sie euch ohne Umschweife ab“, mahnte der Ausbilder. „Also seid verdammt vorsichtig!“
Am Mittag des ersten Tages schmissen sie den Job.
Am nächsten Morgen gingen sie zum anderen Ende der Stadt und bewarben sich als „Zauntechniker“.
Der Zaun war Hunderte Kilometer lang und sicherte die Stadt und die Äcker, was bedeutete, dass man weit laufen und die meiste Zeit mal wieder die Werkzeugkisten eines missmutigen Alten herumschleppen musste. In den ersten drei Stunden wurden sie von einem Zombie gejagt, der sich durch eine Lücke im Zaun gequetscht hatte.
„Warum erschießen sie nicht einfach alle Zombies, die sich dem Zaun nähern?“, fragte Benny den Aufseher.
„Weil die Leute sich dann aufregen würden“, antwortete der Mann, ein schmuddelig aussehender Typ mit buschigen Augenbrauen und einem nervösen Zucken um einen seiner Mundwinkel. „Einige der Zombies sind mit Leuten aus der Stadt verwandt, und diese Leute haben gewisse Rechte bezüglich ihrer Angehörigen. Es hat schon jede Menge Ärger deswegen gegeben. Also halten wir den Zaun in Ordnung, und ab und zu fasst sich einer der Stadtleute ein Herz und erteilt den Zaunwächtern die Erlaubnis, das zu tun, was notwendig ist.“
„Das ist doch blöd“, sagte Benny.
„So sind die Leute nun mal“, erwiderte der Aufseher schulterzuckend.
An diesem Nachmittag hatten Benny und Chong das Gefühl, eine Million Kilometer weit gelaufen, von einem Pferd angepinkelt, von beinahe jedem angeschrien und von einer Horde Zombies verfolgt worden zu sein. Benny hatte nichts in ihren staubigen Augen erkennen können.
Als sie sich auf wunden Füßen nach Hause schleppten, meinte Chong: „Das hat genauso viel Spaß gemacht, wie in der großen Pause vermöbelt zu werden.“
Er dachte einen Moment lang nach: „Nein! Vermöbelt zu werden macht mehr Spaß.“
Benny war zu groggy, um darauf einzugehen.
Beim nächsten Job – „ Schutzjacken -Verkäufer“ – war nur eine Stelle frei, was aber nicht weiter schlimm war, da Chong lieber zu Hause bleiben und seine Füße schonen wollte. Chong hasste Fußmärsche. Also zog sich Benny seine beste Jeans und ein sauberes T-Shirt an und stellte sich ordentlich gekleidet und mit akkurat gekämmten Haaren vor.
Schutzjacken zu verkaufen war recht ungefährlich, aber Benny war kein Schleimer und Sprücheklopfer. Es überraschte ihn, dass sie so schwer zu verkaufen waren, wo doch eigentlich jeder ein oder zwei Schutzjacken haben musste. Sie waren das Beste, was man sich anziehen konnte, wenn beißwütige Zombies in der Nähe waren. Wie er herausfand, wurden sie jedoch von jedem verkauft, der mit Nadel und Faden umgehen konnte, und der Konkurrenzkampf war ausgesprochen hart. Nur ganz selten kam es zu einem Verkauf, und zudem arbeiteten die Klinkenputzer ausschließlich auf Provisionsbasis.
Der Hauptvertreter, ein schmieriger Witzbold namens Chick, ließ Benny eine langärmelige Schutzjacke – ohne Futter für den Sommer, mit Plüschfutter für den Winter – anziehen und führte dann ein Gerät an ihm vor, das die Beißkraft eines erwachsenen männlichen Zombies simulierte. Dieser „Beißer“ aus Metall konnte die Oberfläche der Jacke zwar nicht durchstoßen – jetzt rasselte Chick seine Werbesprüche rund um die menschliche Beißkraft herunter und warf mit Begriffen wie Kilopond pro Quadratzentimeter , Ausriss und Postzerfall-Dentalligamentfestigkeit um sich –, aber er kniff ganzschön kräftig, und Benny wurde unter der Jacke so heiß, dass ihm der Schweiß am ganzen Körper herunterrann. Als er an diesem Abend nach Hause kam, wog er sich, um nachzusehen, wie viel Gewicht er verloren hatte. Nur ein Pfund, aber viele konnte Benny auch nicht
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