The Old Republic - Vernichtung
jegliches Gefühl dafür abhanden gekommen, wie lange er ohnmächtig gewesen war. Trotz Karrids Folter spürte er jetzt jedoch, wie seine Wahrnehmung von Zeit und Raum - ein Bewusstsein, das von der Einstimmung auf die universale Kraft der Macht herrührte - zurückkehrte. Knapp zehn Stunden waren seit der Konfrontation in Karrids Allerheiligstem vergangen. Der Angriff auf Duro lag noch in weiter Ferne. Er musste noch mehrere Stunden durchhalten, wenn sein Plan aufgehen sollte. „Ihr könnt mich nicht brechen", sagte er heiser von der Belastung, die er bisher durchgestanden hatte.
„Wir beide wissen, dass ich es kann", flüsterte Karrid direkt neben seinem Ohr und fuhr mit ihren langen Fingern verführerisch über die raue Wangenhaut des Kel Dors. „Aber das muss ich gar nicht. Ich weiß, Ihr wart nicht allein. Bei einer Sicherheitsdurchsuchung des Schiffes hat einer meiner Trupps Eure Freunde gefangen genommen. Wenn Ihr ihnen dieses Leid ersparen wollt, solltet Ihr mir sagen, was ich wissen will."
Gnost-Dural konnte ihre List nur bewundern, doch er wusste, dass sie bluffte. Möglicherweise befand sich Theron irgendwo auf dem Schiff - er hoffte, dass es so war -, aber er baute darauf, das sein Partner geschickt genug war, jeder Sicherheitspatrouille aus dem Weg zu gehen. Außerdem arbeitete Theron allein. Karrid hatte den Plural „Freunde" gebraucht, so als wären es mehr als nur einer. „Ich weiß, dass Ihr lügt", sagte er. „Denn ich kam allein."
Frustriert zog Karrid die Hand von seinem Gesicht zurück. „Noch einmal", sagte sie.
Dieses Mal fühlte es sich an, als würden eine Million langer, dünner Nadeln jeden einzelnen Zentimeter seines Körpers durchbohren. Sie glitten geradewegs durch sein Fleisch, stießen durch Haut, Muskeln, Sehnen und Knochen, bevor sie auf der anderen Seite wieder austraten. Sie durchbohrten seine inneren Organe, seine Augen, ja sogar seinen Schädel mitsamt dem Gehirn. Er kämpfte dagegen an, versuchte, die Macht zu rufen, um sein Leiden zu lindern. Er öffnete den Mund, um den Jedi-Kodex zu rezitieren, damit er Verstand und Kraft auf etwas richten konnte, aber statt der tröstenden Worte, kam ihm nur ein weiterer, endloser Schrei über die Lippen.
Die Nadeln verschwanden, lösten sich genauso augenblicklich auf wie zuvor Hitze und Druck, und wieder hatte sein Körper keinen Schaden genommen - nur die Erinnerung an die Schmerzen hallte noch nach.
„Der Angriff auf die Station war nicht echt", sagte Darth Karrid, und endlich war ihrer Stimme ein Anflug von Ungeduld zu entnehmen. „Was für einen Sinn hatte also der falsche Alarm? Steht als Nächstes eine echte Invasion an? Eine, auf die wir nicht eingehen, weil wir glauben, es handle sich nur um eine weitere Gerätefehlfunktion?"
„Ja", krächzte Gnost-Dural. „So ist es. Ihr habt es durchschaut."
„Oder war es eine List, um Verwirrung zu stiften?", fuhr Karrid fort, ohne auf das offensichtlich falsche Geständnis einzugehen. „Eine Ablenkung, damit Eure Verbündeten, die sich bereits auf der Station aufhalten, eine Art Falle stellen können? Etwas, das auf uns lauert, wenn wir zurückkehren und wieder andocken?"
„Die Dunkle Seite hat Euch paranoid gemacht", flüsterte der Jedi. „Sie macht Euch blind für die Wahrheit. Entsagt den Lehren der Sith, und Ihr werdet Klarheit und Erkenntnis erlangen."
„Klarheit kommt mit dem Schmerz", erklärte ihm Karrid. „Diese Lektion werdet Ihr bald genug lernen."
Er hörte die Schritte, mit denen sie sich entfernte, und dann Worte, die sie an jemanden richtete - wahrscheinlich ihre reinblütige Sith-Schülerin. „Bleibe hier bei den Befragern. Behalte den Jedi im Auge. Unterschätze ihn nicht, und hüte dich vor Tricksereien durch die Macht."
„Wie Ihr wünscht, Meisterin", erwiderte eine weibliche Stimme.
„Wir unterhalten uns wieder, wenn ich zurück bin", rief Karrid ihm zu. „Nachdem Euch ein paar Stunden auf dem Tisch etwas kooperativer gemacht haben."
Gnost-Dural nahm ihren Abgang nicht mehr wahr, denn die Verhörspezialisten hatten die Maschine wieder angeschaltet und seine Welt versank in Schmerzen.
Auf dem Korridor vor dem Verhörzimmer blieb Karrid noch lange genug stehen, um sich an den Schreien ihres ehemaligen Meisters zu ergötzen, bevor sie weiterging. Ihre Sicherheitstrupps hatten keinen weiteren blinden Passagier gefunden, aber das hatte sie auch nicht erwartet. Sich auf ihr Schiff zu schleichen, bedeutete eine Mission, die zum Scheitern
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