The Stand. Das letze Gefecht
reden...«
»Wir reden doch!« fuhr sie ihn an. »Du hast deine Chance gehabt, und du hast gesagt >Scheiße<. Ich habe alle denkbaren Möglichkeiten aufgezählt. Natürlich habe ich etwas mehr Zeit gehabt, eine Liste zu erstellen.«
»Möchtest du eine Zigarette?«
»Nein. Schlecht für das Baby.«
»Frannie, verdammt!«
»Warum schreist du?« fragte sie leise.
»Weil du es anscheinend darauf abgesehen hast, mich um jeden Preis wütend zu machen.« Er riß sich zusammen. »Tut mir leid. Ich sehe einfach nicht ein, daß alles meine Schuld sein soll.«
»Nicht?« Sie sah ihn mit hochgezogenen Brauen an. »Und siehe, eine Jungfrau soll empfangen.«
»Mußt du denn so verdammt schnippisch sein? Du hast gesagt, dass du die Pille nimmst. Ich habe mich darauf verlassen. War das so falsch?«
»Nein. Das war nicht falsch. Aber es ändert nichts an den Tatsachen.«
»Wohl kaum«, sagte er finster und schnippte die halb gerauchte Zigarette hinaus. »Und was machen wir jetzt?«
»Was fragst du mich, Jessie? Ich habe die Möglichkeiten aufgezählt, die ich sehe. Bliebe natürlich noch Selbstmord, aber den ziehe ich zur Zeit noch nicht in Betracht. Entscheide dich für eine, dann reden wir darüber.«
»Laß uns heiraten«, sagte er plötzlich mit fester Stimme. Er benahm sich wie ein Mann, der davon überzeugt ist, daß sich das Problem des Gordischen Knotens am besten lösen läßt, indem man ihn mitten durchschlägt. Volle Fahrt voraus, und die Memmen unter Deck.
»Nein«, sagte sie. »Ich will dich nicht heiraten.«
Es war, als würde sein Gesicht von einer Anzahl unsichtbarer Schrauben zusammengehalten, die sich plötzlich alle um anderthalb Umdrehungen gelockert hatten. Alles sackte auf einmal ab. Das Bild war auf so grausame Weise komisch, daß sie die verletzte Zunge an den rauhen Mundpartien rieb, um nicht wieder zu kichern. Sie wollte Jess nicht auslachen.
»Warum nicht?« fragte er. »Fran...«
»Ich muß erst über meine Gründe nachdenken, warum nicht. Ich lasse mich nicht von dir in ein Gespräch über meine Gründe verwickeln, warum nicht, weil ich sie im Augenblick selbst noch nicht kenne.«
»Du liebst mich nicht«, sagte er verdrossen.
»In den meisten Fällen schließen sich Liebelnd Ehe gegenseitig aus. Mach einen anderen Vorschlag.«
Er schwieg sehr lange. Er spielte mit einer neuen Zigarette, zündete sie aber nicht an. Schließlich sagte er: »Ich kann keinen anderen Vorschlag machen, weil du gar nicht diskutieren willst. Du willst nur Punkte machen.«
Das traf sie ein wenig. Sie nickte. »Vielleicht hast du recht. Gegen mich wurden in den letzten Wochen auch ein paar gemacht. Aber du bist der typische Student, Jess. Wenn ein Räuber mit dem Messer auf dich losgehen würde, würdest du auf der Stelle ein Seminar darüber abhalten wollen. «
»Jetzt hör aber auf.«
»Dann mach einen ändern Vorschlag.«
»Nein. Du hast deine Gründe schon parat. Vielleicht brauche auch ich ein wenig Zeit zum Nachdenken.«
»Okay. Fährst du zum Parkplatz zurück? Ich lass' dich raus und mach' noch ein paar Besorgungen.«
Er sah sie erschrocken an. »Frannie, ich bin mit dem Rad von Portland gekommen. Ich habe ein Zimmer in einem Motel vor der Stadt. Ich dachte, daß wir das Wochenende gemeinsam verbringen.«
»In deinem Motelzimmer. Nein, Jess. Die Situation hat sich geändert. Setz dich auf dein Rennrad, fahr nach Portland zurück und lass wieder von dir hören, wenn du darüber nachgedacht hast. Es eilt nicht.«
»Hör auf, auf mir rumzureiten, Frannie.«
»Nein, Jess, du bist auf mir rumgeritten«, spottete sie in plötzlicher, zornbebender Wut, und da schlug er ihr mit dem Handrücken leicht auf die Wange.
Er sah sie fassungslos an.
»Tut mir leid, Fran.«
»Akzeptiert«, sagte sie aschfahl. »Fahr los.«
Auf dem Weg zum Parkplatz am Strand sprachen sie nicht miteinander. Sie hatte ihre Hände im Schoß gefaltet und betrachtete die Ausschnitte des Ozeans zwischen den Strandhütten westlich der Kaimauer. Die Hütten sehen wie ein Elendsviertel aus, dachte sie. Wem gehörten diese Häuser, die größtenteils mit geschlossenen Läden auf den Sommer warteten, der offiziell in knapp einer Woche anfangen sollte? Professoren vom MIT. Ärzten aus Boston. New Yorker Anwälten. Diese Häuser waren nicht die großen Knüller wie die Anwesen an der Küste, die Männern mit sieben- oder achtstelligen Vermögen gehörten. Aber wenn die Familien, denen sie gehörten, hier einzogen, würde der niedrigste
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