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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Zelt, das seine Körperwärme festgehalten hatte. Warm wie in einem hübschen kleinen Mutterleib aus Segeltuch.
    Falls da ein Geräusch gewesen war, war es jetzt nicht mehr da; sogar die Grillen waren verstummt. War das richtig? Konnte es richtig sein?
    »Ist jemand da?« rief Larry, und seine eigene Stimme machte ihm angst. Er griff nach der doppelläufigen 30er und konnte sie einen panischen Augenblick, der sich in die Länge zog, nicht finden. Als er sie hatte, betätigte er, ohne nachzudenken, den Abzug, wie ein im Meer Ertrinkender den Rettungsring drückt, den man ihm zuwirft. Wäre das Gewehr nicht gesichert gewesen, hätte er es abgefeuert. Wahrscheinlich gegen sich selbst.
    Etwas lauerte in der Stille. Vielleicht ein Mensch, vielleicht ein gefährliches Tier. Natürlich konnte auch ein Mensch gefährlich sein.
    Ein Mensch wie der, der den Monster-Schreier mit zahllosen Stichen ermordet hatte, oder wie John Bearsford Tipton, der ihm für seine Frau eine Million in bar geboten hatte.
    »Wer ist da?«
    Er hatte eine Taschenlampe im Rucksack, aber um danach zu suchen, hätte er das Gewehr loslassen müssen, das er über den Schoß gezogen hatte. Außerdem... wollte er wirklich sehen, wer es war?
    Und so saß er nur still da, wartete auf eine Bewegung oder eine Wiederholung des Geräuschs, das ihn geweckt hatte ( war es ein Geräusch gewesen oder hatte er es nur geträumt?), und nach einer Weile nickte ihm erst der Kopf nach unten, dann döste er ein. Plötzlich riß er ruckartig den Kopf hoch, machte die Augen weit auf und spürte, wie sein Fleisch gegen die Knochen zu schrumpeln schien. Jetzt hatte er ein Geräusch gehört, und wenn die Nacht nicht bewölkt gewesen wäre, hätte der Mond, der beinahe voll war, ihm gezeigt...
    Aber er wollte es nicht sehen. Nein, er wollte es ganz eindeutig nicht sehen. Dennoch beugte er sich nach vorne und lauschte mit geneigtem Kopf den Geräuschen staubiger Stiefelabsätze, die sich auf dem Gehweg der Main Street in Brattleboro, Vermont, in westlicher Richtung von ihm entfernten und immer leiser wurden, bis sie in der allgemeinen Geräuschkulisse untergingen. 
    Larry verspürte den plötzlichen, irren Impuls, aufzuspringen, den Schlafsack um die Knöchel hinunterrutschen zu lassen und zu schreien: Kommen Sie zurück, wer Sie auch sein mögen! Es ist mir gleich! Kommen Sie zurück! Aber er wollte eigentlich niemandem so einen Blankoscheck ausschreiben. Der Musikpavillon hätte seinen Ruf verstärkt - sein Flehen. Und was wäre, wenn die Stiefelschritte tatsächlich zurückkämen, in der Stille, in der nicht einmal Grillen zirpten, immer lauter würden?
    Statt aufzustehen, legte er sich wieder hin und rollte sich in Embryonalhaltung zusammen, ohne die Flinte loszulassen. Heute nacht mache ich kein Auge mehr zu , dachte er, aber schon nach drei Minuten war er wieder eingeschlafen und ganz sicher, daß er alles nur geträumt hatte.

42
    Während Larry Underwood am 4. Juli nur einen Staat weiter mit dem Motorrad stürzte, saß Stuart Redman auf einem großen Stein am Straßenrand und verzehrte sein Frühstück. Er hörte Motorenlärm, der näher kam. Stu trank seine Dose Bier in einem Zug leer und faltete die Rolle mit den Ritz Crackers sorgfältig oben zu. Sein Gewehr lehnte neben ihm an dem Stein. Er nahm es auf, entsicherte es und stellte es wieder hin, ein wenig näher zur Hand. Dem Geräusch nach waren es leichte Motorräder. Zweihundertfünfziger? Bei der Stille ließ sich unmöglich abschätzen, wie weit sie noch entfernt waren. Zehn Meilen vielleicht, aber nur vielleicht. Zeit genug, noch eine Kleinigkeit zu essen, aber er wollte nicht. Inzwischen genoß er den Sonnenschein und freute sich darauf, Menschen zu begegnen. Seit er Glen Batemans Haus in Woodville verlassen hatte, war ihm keine Menschenseele begegnet. Er betrachtete sein Gewehr. Er hatte es entsichert, weil die Neuankömmlinge vielleicht wie Eider waren. Er ließ das Gewehr an den Stein gelehnt, weil er hoffte, daß sie wie Bateman sein würden - vielleicht nicht so pessimistisch, was die Zukunft anbetraf. Die Gesellschaft wird erstehen , hatte Bateman gesagt. Beachten Sie, daß ich nicht »neu« erstehen gesagt habe. Das wäre nicht angemessen. Es gibt verdammt wenig Neues unter den Menschen.
    Bateman selbst wollte nichts mit dem Wiederaufbau der Gesellschaft zu tun haben. Er schien durchaus zufrieden zu sein - jedenfalls vorläufig -, mit Kojak spazierenzugehen, seine Bilder zu malen, in seinem Garten

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