Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
schilderte seine Flucht aus Stovington vor einer Woche. Harold betrachtete mißmutig seine Hände. Er hatte ein wenig Moos ausgerissen, das er jetzt zerkrümelte. Aber das Gesicht des Mädchens zeigte grenzenlose Enttäuschung, und sie tat Stu leid. Sie war mit diesem Jungen zusammen losgefahren (der, das mußte man ihm lassen, eine gute Idee gehabt hatte) und hatte verzweifelt gehofft, irgendwo noch etwas vom alten Lauf der Dinge vorzufinden. Nun war sie enttäuscht. Bitter enttäuscht, wie man ihr deutlich ansah.
    »Atlanta auch? Die Seuche hat beide Zentren erwischt?« fragte sie.
    »Ja«, sagte Stu, und sie brach in Tränen aus.
    Er hätte sie gern getröstet, aber das hätte der Junge nicht geduldet. Harold sah verstört zu Fran und betrachtete dann das Moos an seinen Ärmeln. Stu gab ihr sein Taschentuch. Sie dankte ihm zerstreut, ohne ihn anzusehen. Harold starrte Stu wieder wütend an, die Blicke eines trotzigen kleinen Jungen, der die ganze Plätzchendose für sich allein haben will. Wird der überrascht sein, dachte Stu, wenn er feststellt, daß ein Mädchen keine Plätzchendose ist.
    Als ihr Weinen zu Schniefen geworden war, sagte sie: »Ich glaube, Harold und ich müssen uns bei Ihnen bedanken. Auf jeden Fall haben Sie uns eine lange Fahrt erspart, an deren Ende eine Enttäuschung gewartet hätte.«
    »Soll das heißen, daß du ihm glaubst? Einfach so? Er erzählt dir eine irre Geschichte, und du... du kaufst sie ihm einfach ab?«
    »Harold, warum sollte er lügen. Was hätte er davon?«
    »Weißt du, was er im Sinn hat?« fragte Harold brutal. »Vielleicht Mord. Oder Vergewaltigung.«
    »Ich selber halte nichts von Vergewaltigung«, sagte Stu freundlich.
    »Davon verstehen Sie vielleicht mehr als ich.«
    »Schluß jetzt!« sagte Fran. »Harold, würdest du bitte versuchen, nicht so abscheulich zu sein?«
    » Abscheulich ?« brüllte Harold. »Ich versuche, auf dich aufzupassen - auf uns -, und das soll abscheulich sein?«
    »Sehen Sie mal«, sagte Stu und schob den Ärmel hoch. In seiner Armbeuge waren mehrere heilende Einstiche und die letzten Reste eines blauen Flecks zu sehen. »Sie haben mir alles mögliche injiziert.«
    »Vielleicht sind Sie ein Junkie«, sagte Harold.
    Wortlos krempelte Stu den Ärmel wieder herunter. Es ging natürlich um das Mädchen. Er hatte ihr gegenüber eine Art Besitzdenken entwickelt. Nun, einige Mädchen konnte man besitzen, andere nicht. Dieses Mädchen schien zur letzteren Sorte zu gehören. Sie war gross und hübsch und wirkte sehr frisch. Ihr dunkles Haar und die dunklen Augen unterstrichen einen Ausdruck, den man für Hilflosigkeit hätte halten können. Man übersah nur allzu leicht die Linie zwischen ihren Augenbrauen (die Ich-will-Linie, hatte Stus Mutter sie genannt), die so deutlich hervortrat, wenn sie sich aufregte, ihre geschickten Handbewegungen und selbst die Art, wie sie das Haar aus der Stirn zurückwarf.
    »Und was machen wir jetzt?« fragte sie und ging gar nicht auf Harolds letzten Beitrag zur Diskussion ein.
    »Auf jeden Fall weiterfahren«, sagte Harold, und als sie ihn mit dieser steilen Falte zwischen den Brauen ansah, fügte er hastig hinzu: »Irgendwohin müssen wir ja fahren. Wahrscheinlich sagt er die Wahrheit, aber das könnten wir prüfen.Und dann überlegen wir uns, was wir tun wollen.«
    Fran sah Stu mit einem >Ich-will-Ihre-Gefühle-nicht-verletzen-aber    »Okay?« drängte Harold.
    »Es kommt wohl nicht mehr drauf an«, sagte Frannie. Sie pflückte einen ausgeblühten Löwenzahnstengel und pustete, so daß die Samen wegflogen.
    »Sie haben überhaupt keinen Menschen gesehen, von wo Sie gekommen sind?« fragte Stu.
    »Einen Hund, der wohlauf zu sein schien. Keine Menschen.«
    »Einen Hund habe ich auch gesehen.« Er erzählte ihnen von Bateman und Kojak. Als er damit fertig war, sagte er: »Ich wollte zur Küste, aber wenn Sie mir sagen, daß es dort keine Menschen gibt, nimmt mir das ziemlich den Wind aus den Segeln.«
    »Tut mir leid«, sagte Harold, aber es hörte sich ganz wie das Gegenteil an. Er stand auf. »Bist du soweit, Fran?«
    Sie sah Stu an, zögerte und stand ebenfalls auf. »Vielen Dank, dass Sie uns gesagt haben, was Sie wissen, Mr. Redman, auch wenn die Auskunft alles andere als gut war.«
    »Einen Augenblick«, sagte Stu und stand auch auf. Er zögerte und fragte sich noch einmal, ob sie die Richtigen waren. Das Mädchen schien in Ordnung zu sein, aber der Junge war erst

Weitere Kostenlose Bücher