The Stand. Das letze Gefecht
Ich... versprechen Sie mir, nichts zu sagen?«
Stu nickte.
»Ich liebe sie«, sagte Harold heiser. »Sie liebt mich nicht, das weiss ich, aber ich rede offen, wie Sie sagten.«
»Das ist auch das beste. Ich will mich nicht einmischen. Ich will nur mitkommen.«
Harold sagte zwanghaft: »Versprochen?«
»Versprochen.«
»Okay.«
Er stieg langsam von der Honda. Er und Stu gingen zu Fran.
»Er kann mitkommen«, sagte Harold. »Und ich...« Er sah Stu an und sagte, um Haltung bemüht: »Entschuldigen Sie, daß ich mich so blöd benommen habe.«
»Hurra«, sagte Frannie und klatschte in die Hände. »Das wäre also geregelt, und wohin fahren wir?«
Schließlich einigten sie sich darauf, in die Richtung zu fahren, für die Fran und Harold sich entschieden hatten, nach Westen. Stu sagte, daß Bateman sie gern bei sich übernachten lassen würde, wenn sie bei Einbruch der Dunkelheit Woodville erreichten - vielleicht würde er sogar bereit sein, am nächsten Morgen mit ihnen weiterzufahren (worauf Harold wieder finster dreinblickte). Stu fuhr Frans Honda, sie saß bei Harold auf dem Rücksitz. In Twin Mountain hielten sie an, um etwas zu essen, und begannen den vorsichtigen, mühsamen Prozeß, sich kennenzulernen. Stu fand ihren Dialekt komisch, sie dehnten das A und ließen manchmal das R aus. Vielleicht fanden sie seinen Dialekt genauso komisch, wenn nicht noch komischer. Sie aßen in einer verlassenen Imbißstube, und Stu mußte immer wieder Frans Gesicht betrachten - ihre lebhaften Augen, das schmale, energische Kinn, die Linie zwischen den Augen, an der man ihre Stimmungslage ablesen konnte. Ihm gefiel ihre Art, sich zu bewegen und zu reden; ihm gefiel auch, wie ihr Haar von den Schläfen nach hinten fiel. Und allmählich erkannte er, daß er sie doch begehrte.
BUCH II
AN DER GRENZE
5. Juli - 6. September 1990
We come on the ship they call the Mayflower We come on the ship that sailed the moon We come in the age's most uncertain hour and sing an American tune
But it's all right, it's all right
You can't be forever blessed...
Paul Simon
Lookin hard for a drive-in
Searching for a parking space
Where hamburgers sizzle on an open grille night and day
Yes! Juke-box is jumpin with records back in the U. S. A.
Well I'm so glad I'm living in the U. S. A.
Anything you want we got it right here in the U. S. A.
Chuck Berry
43
Mitten auf der Main Street in May, Oklahoma, lag ein Toter. Nick war nicht überrascht. Er hatte viele Tote gesehen, seit er Shoyo verlassen hatte, aber er vermutete, daß er nicht einmal ein Tausendstel der Leichen gesehen hatte, an denen er vorbeigekommen war. Stellenweise war der Geruch des Todes so schwer und dicht, daß er einem das Bewußtsein zu rauben drohte. Ein Toter mehr oder weniger spielte da keine Rolle. Aber als der Tote sich aufrichtete, explodierte ein solches Entsetzen in Nick, daß er wieder die Kontrolle über das Fahrrad verlor. Es schwankte, wackelte, dann kippte es um, und Nick stürzte heftig auf das Pflaster der Oklahoma Route 3. Er zerkratzte sich die Hände und schürfte sich die Stirn auf.
»Du lieber Himmel, Mister, Sie sind ja ganz schön hingefallen«, sagte der Tote und kam in einem Tempo zu Nick herüber, das man bestenfalls als hilflos eifriges Taumeln bezeichnen konnte. »Stimmt doch, oder? Meine Güte!«
Nick bekam nichts davon mit. Er blickte auf den Asphalt zwischen seinen Händen, auf jene Stelle, auf die das Blut von seiner aufgeschürften Stirn tropfte, und fragte sich, wie schlimm er verletzt war. Als ihn eine Hand an der Schulter berührte, fiel ihm der Tote wieder ein, und er krabbelte auf Handflächen und Schuhsohlen davon; das Auge, das nicht von einer Klappe bedeckt wurde, war vor Entsetzen weit aufgerissen.
»Nur keine Bange«, sagte der Tote, und Nick sah, daß es überhaupt kein Toter war, sondern ein junger Mann, der ihn strahlend ansah. Er hatte eine Flasche Whiskey in einer Hand, und jetzt begriff Nick. Kein Toter, sondern ein Mann, der sich betrunken hatte und mitten auf der Straße umgekippt war.
Nick nickte ihm zu und machte mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis. In diesem Moment rann ihm ein Tropfen Blut in das Auge, das Ray Booth bearbeitet hatte, und es tat weh. Er hob die Augenklappe und strich mit dem Unterarm darüber. Heute war auf dieser Seite wieder eine leichte Besserung eingetreten, aber wenn er das gesunde Auge schloß, verwandelte sich die Welt um ihn herum noch immer in bunte, verschwommene Schlieren. Er brachte die
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