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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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dröhnten. Er streckte die Zunge heraus, und als er mit den Fingern darüberstrich, fühlte sie sich an wie ein abgestorbener Zweig. Er richtete sich auf, legte eine Hand auf das Lenkrad des Mercedes und zog sie sofort wieder mit einem gequälten Aufzischen zurück. Er mußte den Hemdzipfel um den Türgriff wickeln, damit er aussteigen konnte. Er hatte gedacht, er könnte einfach hinaustreten, hatte aber seine Kräfte über- und das Ausmaß der Austrocknung an diesem Augustabend unterschätzt: Die Beine gaben unter ihm nach, und er fiel auf die Straße, die ebenfalls heiß war. Stöhnend krabbelte er in den Schatten des Mercedes wie ein verkrüppelter Tausendfüßler. Dort saß er keuchend und ließ die Arme zwischen den angewinkelten Knien baumeln. Er betrachtete die beiden Leichen, die er aus dem Auto geholt hatte, mit morbidem Interesse - die Frau mit den Reifen an den verschrumpelten Armen und den Mann mit dem theatralischen weißen Haarschopf über dem mumifizierten Affengesicht. Er mußte Cibola erreichen, ehe die Sonne morgen früh aufging. Wenn nicht, konnte er sterben... mit dem Ziel vor Augen! So grausam konnte der dunkle Mann doch sicher nicht sein - sicher nicht!
    »Mein Leben für dich«, flüsterte der Mülleimermann, und als die Sonne hinter dem Umriß der Berge verschwunden war, rappelte er sich auf und begann den Türmen, Minaretts und Prachtstraßen von Cibola entgegenzugehen, wo die Lichtfünkchen wieder erstrahlten. Als die Hitze des Tages der Kälte der Wüstennacht wich, konnte er besser gehen. Seine aufgerissenen, verknoteten Turnschuhe schlurften und stapften über den Asphalt der 115. Er trottete dahin, ließ den Kopf hängen wie eine sterbende Sonnenblume und sah das grüne, spiegelnde Schild LAS VEGAS 30 nicht, als er daran vorbeikam.
    Er dachte an The Kid. Rechtens hätte Kid jetzt eigentlich bei ihm sein müssen. Sie sollten gemeinsam nach Cibola fahren, die Auspuffrohre des Teufelscoupes von Kid sollten donnernde Echos in der Wüste erzeugen. Aber The Kid hatte sich als unwürdig erwiesen, und Müll war alleine in die Wüste gesandt worden.
    Er hob und senkte die Füße auf dem Asphalt. »Ci-a-bola!« krächzte er. »Bumpty-bumpty- bump «
    Gegen Mitternacht brach er am Straßenrand zusammen und verfiel in unruhigen Schlummer. Jetzt war die Stadt näher. Er würde es schaffen.
    Er war ganz sicher, daß er es schaffen würde.

    Er hörte The Kid, lange bevor er ihn sah. Das laute, knatternde Dröhnen ungedämpfter Auspuffrohre, das aus Osten heranbrandete, zeichnete den Tag. Der Lärm kam den Highway 34 aus Richtung Yuma, Colorado, entlang. Sein erster Impuls war, sich zu verstecken, wie er sich vor einigen anderen Überlebenden versteckt hatte, die er seit Gary gesehen hatte. Aber diesmal gebot ihm eine innere Stimme zu bleiben, wo er war, auf dem Fahrrad am Straßenrand, wo er ängstlich und erwartungsvoll zugleich über die Schulter sah. Das Donnern wurde lauter und lauter, und dann blitzte die Sonne auf Chrom und 
    (??FEUER??) 
    etwas Grellem und Orangefarbenem.
    Der Fahrer sah ihn. Schaltete mit einer maschinengewehrähnlichen Salve von Fehlzündungen herunter. Goodyear-Gummi schmierte in heißen Schlieren auf dem Highway. Und dann war das Auto neben ihm, nicht tuckernd, sondern keuc hend wie ein Raubtier, das vielleicht gezähmt war, vielleicht aber auch nicht, und der Fahrer stieg aus. Aber zunächst hatte Mülleimer nur Augen für das Auto. Er kannte Autos, er liebte Autos, auch wenn er nie den Führerschein gemacht hatte. Dies war eine Schönheit, ein Auto, an dem jemand jahrelang gearbeitet und Tausende Dollar investiert hatte, wie man es normalerweise nur bei Autoausstellungen sah, ein Liebhaberstück.
    Es war ein 1932er Ford Coupe Zweisitzer, aber der Besitzer hatte sich nicht mit dem üblichen serienmäßigen Coupe zufriedengegeben. Er hatte immer weiter gemacht und es in eine Parodie aller amerikanischen Autos verwandelt, ein funkelndes Science-fiction-Vehikel, aus dessen zahlreichen Röhren gemalte Flammen schlugen. Die Farbe war Blattgold. Die verchromten Auspuffröhren, die sich fast über die gesamte Länge des Fahrzeugs zogen, reflektierten grell die Sonne. Die Windschutzscheibe war eine konvexe Blase. Die Hinterreifen waren gigantische GoodyearBreitreifen, die Kotflügel übertrieben tief und weit ausgeschnitten, damit die Reifen Platz fanden. Aus der Motorhaube ragte ein Kompressormotor wie eine groteske Heizungsröhre heraus. Aus dem Dach wuchs eine Haifischflosse

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