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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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selbst für ihre Ohren seltsam unsicher an. »Sieht so aus, als hätte er viel durchgemacht.«
    »Nun, er ist müde. Und Sie sind es auch, wie es aussieht. Komm her, Joe.«
    »Ich hab' sie lieb«, sagte der Junge, ohne sich zu bewegen. Darauf schien Nadine zusammenzuzucken. Ihr Tonfall wurde schärfer. »Komm da weg, Joe!«
    »Das ist nicht mein Name! Leo! Leo! Das ist mein Name!«
    Die kleine Versammlung von Pilgern wurde wieder still und merkte, daß etwas Ungewöhnliches geschehen war, vielleicht noch geschah; aber sie wußten nicht, was.
    Die beiden Frauen kreuzten die Blicke wie Säbelklingen. 
    Ich weiß, wer du bist , sagten Abbys Augen.
    Und die von Nadine antworteten: Ja. Und ich kenne dich.  
    Aber diesmal war es Nadine, die zuerst wegsah.
    »Also gut«, sagte sie. »Leo oder wie du willst. Aber komme jetzt weg, bevor du sie noch müder machst.«
    Er löste sich von Mutter Abagail, aber nur widerwillig.
    »Du darfst mich besuchen, wann du willst«, sagte Abby, aber ihr Blick schloß Nadine nicht ein.
    »Okay«, sagte der Junge und warf ihr eine Kußhand zu. Nadines Gesicht war wie versteinert. Sie sagte nichts. Als sie die Verandastufen hinuntergingen, schien der Arm, den Nadine ihm um die Schultern gelegt hatte, eher eine Kette als ein Trost zu sein. Mutter Abagail sah die beiden gehen und merkte, daß sie den Fokus wieder verlor. Als sie das Gesicht der Frau nicht mehr sah, wurde das Gefühl der Offenbarung verschwommen. Sie war nicht mehr sicher, was sie empfunden hatte. Nadine war nur eine Frau ... oder nicht?
    Der junge Mann, Underwood, stand am Fuß der Stufen; sein Gesicht glich einer Gewitterwolke.
    »Warum hast du dich so benommen?« fragte er sie, und obwohl er mit gedämpfter Stimme sprach, konnte Mutter Abagail ihn immer noch deutlich verstehen.
    Die Frau beachtete ihn nicht. Sie ging ohne ein Wort an ihm vorbei. Der Junge sah Underwood flehentlich an, aber die Frau hatte das Sagen, wenigstens vorübergehend, und der kleine Junge ließ sich von ihr fortziehen, von ihr wegbringen.
    Es folgte ein Augenblick der Stille, und plötzlich vermochte sie die Stille nicht zu unterbrechen, obwohl sie unterbrochen werden mußte...
    ...oder nicht?
    War es ihre Aufgabe , sie zu unterbrechen?
    Und eine Stimme fragte leise: Ist es so? Ist das deine Aufgabe? Hat Gott dich deshalb hierhergebracht, Frau? Als offizielles Begrüßungskomitee an den Pforten der Freien Zone?
    Ich kann nicht denken, wandte sie ein. Die Frau hat recht gehabt: Ich BIN müde.
    Er kommt in mehr Gestalten als seiner eigenen , beharrte die leise innere Stimme. Wolf, Krähe, Schlange... Frau.
    Was bedeutete es? Was war hier geschehen? Was, in Gottes Namen?
    Ich habe selbstgefällig hier gesessen und darauf gewartet, daß man den Kotau vor mir macht - ja, das habe ich getan, hat keinen Zweck, es zu leugnen -, und nun ist diese Frau gekommen, etwas ist geschehen, und ich weiß nicht mehr, was es war. Aber mit dieser Frau war etwas... war was? Bist du sicher? Bist du sicher? 
    Eine Weile herrschte Schweigen, und alle schienen sie anzusehen und darauf zu warten, daß sie sich beweise. Und sie tat es nicht. Die Frau und der Junge waren verschwunden; sie waren gegangen, als wären sie die wahren Gläubigen und sie selbst nur eine schäbige grinsende Pharisäerin, die sie sofort durchschaut hatten. 
    Oh, aber ich bin alt! Es ist nicht fair!
    Und dann auf den Fersen eine andere Stimme, dünn und leise, eine Stimme, die nicht ihre eigene war: Nicht zu alt, um zu wissen, diese Frau ist...
    Jetzt hatte sich ihr ein anderer Mann auf zögernde, unterwürfige Weise genähert. »Mutter Abagail«, sagte er. »Mein Name ist Zellman. Mark Zellman. Aus Lowville, New York. Ich habe von Ihnen geträumt.«
    Und sie sah sich plötzlich vor einer Entscheidung, die sich nur einen Augenblick deutlich in ihrem suchenden Verstand abzeichnete. Sie konnte diesen Mann begrüßen und ein wenig mit ihm plaudern, damit er beruhigt war (aber nicht allzu beruhigt; das wollte sie nicht), und dann konnte sie sich den nächsten und den nächsten und nächsten widmen und ihre Huldigungen entgegennehmen wie frische Palmenblätter, oder sie konnte ihn und den Rest ignorieren. Sie konnte dem Faden ihrer Gedanken bis in ihr tiefstes Inneres folgen, um zu erfahren, was der Herr sie wissen lassen wollte. 
    Die Frau ist...
    ...was?
    War es wichtig? Die Frau war weg.
    »Ich hatte einen Großneffen, der im Staat New York lebte«, sagte sie im Plauderton zu Mark Zellman. »Die Stadt

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