Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Und während der ganzen Fahrt sagte die Stimme in ihr:  Du wirst sie doch nicht dort stehen lassen? Du wirst doch die Bombe nicht dort stehen lassen?
    In einer Welt, in der schon so viele sterben mußten... 
    Sie legte sich in die Kurve, sah abe r kaum, wohin sie fuhr. Tränen nahmen ihr die Sicht.
    ... ist es die größte Sünde, einem Menschen das Leben zu nehmen. 
    In diesem Fall sieben Menschenleben. Nein, mehr, denn das Komitee wollte sich von Angehörigen verschiedener Unterkomitees Bericht erstatten lassen.
    An der Ecke Baseline und Broadway hielt sie an und dachte, sie würde umkehren und zurückfahren. Sie zitterte am ganzen Körper. Sie spürte, wie eine Schwärze sich um ihre Augen legte. Es war, als würde ein dunkler Vorhang langsam zugezogen, der in einer leichten Brise flatterte. Hin und wieder kam ein stärkerer Windstoß, der Vorhang bewegte sich heftiger, und sie sah an seinem Saum ein wenig Licht, einen kleinen Ausschnitt dieser verlassenen Straßenkreuzung.
    Aber immer wieder verdeckte der Vorhang ihr die Sicht, bis sie zuletzt ganz darin eingehüllt war. Sie war blind, sie war taub, sie hatte keinen Tastsinn mehr. Die denkende Kreatur, das Nadine-Ego, trieb in einem warmen schwarzen Kokon wie Meerwasser, wie Fruchtwasser.
    Und sie spürte, wie er in sie hineinkroch.
    Ein Schrei baute sich in ihr auf, aber sie hatte keinen Mund, mit dem sie schreien konnte.
    Penetration: Entropie.
    Sie wußte nicht, was diese beiden Worte zusammengenommen bedeuteten; sie wußte nur, daß sie richtig waren.
    Sie hatte noch niemals so etwas empfunden. Später fielen ihr Vergleiche ein, um es zu beschreiben, aber sie verwarf sie einen nach dem anderen wieder.
    Man schwimmt, und plötzlich gerät man mitten im warmen Wasser in eine Stelle, wo es lähmend eiskalt ist.
    Man hat Novokain bekommen, und der Zahnarzt zieht einen Zahn. Dieser löst sich schmerzlos aus dem Kiefer. Man spuckt Blut in das weiße Emaillebecken. Man hat ein Loch; man ist ausgehöhlt worden. Man kann die Zunge in das Loch schieben, in dem eine Sekunde vorher ein Teil von einem selbst gelebt hat.
    Man betrachtet sein Gesicht im Spiegel. Man betrachtet es lange. Fünf Minuten, zehn, fünfzehn. Ohne zu blinzeln. Man sieht mit einer Art intellektuellem Entsetzen, wie das Gesicht sich verändert, wie das Gesicht von Lon Chaney jr. in einem Werwolf-Film. Man wird sich selbst ein Fremder, ein olivhäutiger Doppelgänger, eine psychotische Vampirin mit blasser Haut und Fischaugen. 
    Es war eigentlich nichts von diesen Dingen, aber es hatte von allem einen leichten Geschmack.
    Der dunkle Mann drang in sie ein,  und er war kalt . 
    Als Nadine die Augen aufschlug, dachte sie zuerst, sie wäre in der Hölle.
    Die Hölle war weiß, These zu des dunklen Mannes Antithese. Sie sah weißes, elfenbeinfarbenes, ausgebleichtes Nichts. Weiß-weißweiß. Es war die weiße Hölle, und sie war überall. 
    Sie betrachtete das Weiß (es war unmöglich,  hinein  zu sehen) fasziniert, gequält, mehrere Minuten lang, bis sie merkte, daß sie den Sattel der Vespa zwischen den Schenkeln spüren konnte und an der Peripherie ihres Sichtfelds eine andere Farbe - grün - auftauchte. Mit einem Ruck riß sie die Augen aus ihrem leeren, starren Blick. Sie sah sich um. Ihr Mund war offen, zitterte; die Augen selbst waren benommen und voller Entsetzen. Der dunkle Mann war in ihr gewesen, Flagg war in ihr gewesen, und als er gekommen war, hatte er sie vom Fenster ihrer fünf Sinne verdrängt, von ihren Verbindungen zur Wirklichkeit. Er hatte sie verscheucht wie ein Mann ein kleines Tier. Und hatte sie hierher gebracht... wohin? Sie sah zum Weiß und stellte fest, daß es die riesige, leere Leinwand eines Autokinos vor dem Hintergrund des verregneten weißen Spätnachmittagshimmels war. Als sie sich umdrehte, sah sie die Snack-Bar. Sie war scheußlich fleischfarben rosa gestrichen. Folgende Worte waren darauf geschrieben: WILLKOMMEN IM HOLIDAY TWIN! LASSEN SIE SICH HEUTE NACHT UNTER DEN STERNEN UNTERHALTEN! Die Dunkelheit hatte sich Ecke Baseline und Broadway über sie gesenkt. Jetzt war sie weit draußen an der 28th Street, fast jenseits der Stadtgrenze nach... Longmont, nicht?
    Ein Nachgeschmack von ihm war immer noch in ihr, weit hinten in ihrem Verstand, wie kalter Schleim auf einem Fußboden. Sie war von Pfosten umgeben, Stahlpfosten, gleich Wächtern, jeder einen Meter fünfzig hoch, auf jedem befand sich ein Set Autokinolautsprecher. Unter ihren Füßen war Kies, aber

Weitere Kostenlose Bücher