The Tools - wie Sie wirklich Selbstvertrauen, Lebensfreude, Gelassenheit und innere Stärke gewinnen
mit der lästigen Aufgabe befassen und das ABC des Finanzwesens erlernen. Doch bereits ein Jahr nach seinem Tod gründete sie ein erfolgreiches Unternehmen und begann darüber hinaus, sich wieder um all ihre vernachlässigten Beziehungen zu kümmern. Ich habe es sogar bei Jugendlichen erlebt: Ein junges Mädchen suchte bei der einzigen Freundin Zuflucht – einer beliebten Schülerin, die immer im Mittelpunkt stand, und wurde mit einer schroffen SMS abgespeist: »Ich habe keine Lust mehr, deine Freundin zu sein.« Die Mutter des jungen Mädchens war besorgt, dass sich die Tochter von diesem traumatischen Erlebnis nicht erholen würde. Stattdessen sah sich das Mädchen gezwungen, den Anschluss an andere Mädchen zu suchen, und stellte bald fest, dass es selbst recht beliebt war. Es knüpfte feste Freundschaftsbande, und seine Selbstachtung nahm kontinuierlich zu.
Es gibt eine verborgene innere Kraft, die man nur findet, wenn man sich gegen alle Widrigkeiten behauptet. Friedrich Nietzsche hat das hervorragend in einem seiner Aphorismen ausgedrückt: »Was mich nicht umbringt, macht mich stärker.« Sein Gedanke, dass Widrigkeiten einen positiven Wert haben, war damals neu.
Als ich Vinny mit dem Nietzsche-Zitat konfrontierte, verdrehte er die Augen und schoss zurück: »Hören Sie, Sie Harvard-Absolvent, ich bin nicht so blöd, wie ich aussehe. Ich kenne einiges von Nietzsche; er hatte eine große Klappe , aber im wirklichen Leben war er eher ein Versager.« Da hatte Vinny recht – Nietzsche war tatsächlich ein sehr einsamer Mensch.
Das ist wenig überraschend. Philosophen sind Menschen, die sich kaum jemals fragen, wie sich ihre Ideen aufs wahre Leben übertragen lassen. Wenn der Keller unter Wasser steht oder sich der Partner aus dem Staub macht, denkt man nicht an Nietzsche. In solchen Momenten reagieren wir alle gleich: »Das darf doch nicht wahr sein!«
So natürlich diese Reaktion zu sein scheint, im Grunde ist sie völlig unsinnig: Man weigert sich, ein Ereignis hinzunehmen, das bereits geschehen ist. Das ist absolute Zeitverschwendung. Je mehr man sich darüber beklagt, umso mehr hängt man daran fest. Der allgemeine Ausdruck für jemanden, der sich in Selbstmitleid ergeht, lautet ganz einfach: Opfer.
Wer sich als Opfer fühlt, denkt, er wüsste, wie das Universum tickt. Wenn er nicht auf die Art und Weise behandelt wird, die er zu »verdienen« glaubt, schließt er daraus, dass er die Welt gegen sich hat. Damit begründet er sein Aufgeben und seinen Rückzug in die Komfortzone, wo er aufhören kann, einen neuen Weg zu suchen.
Man braucht keine Philosophie, um zu erkennen, dass ein solcher Mensch weder wächst noch stärker wird. Bei Nietzsche klingt es so, als würden die Widrigkeiten selbst uns stärker machen. Aber so ist es nicht. Innere Stärke gewinnen nur diejenigen, die im Angesicht der Not vorwärtsstreben .
Das ist für ein Opfer unmöglich. Es vergeudet seine Energie, indem es darauf beharrt, dass ihm so etwas gar nicht erst hätte passieren dürfen. Und diese Energie gewinnt es nur zurück, wenn es das Ereignis akzeptiert – wie schmerzhaft es auch gewesen sein mag. Aber etwas Unangenehmes zu akzeptieren ist Schwerstarbeit.
An diesem Punkt kommt die Umpolung des Verlangens ins Spiel. Sie ignoriert unsere Meinung darüber, wie es eigentlich sein sollte, und bietet uns die praktische Möglichkeit, das zu akzeptieren, was ist. Der kleine Unterschied ist der, dass dieses Tool hier nicht mehr der Vorbereitung auf zukünftigen Schmerz dient. Es wirkt zwar genauso, aber der Schmerz, auf den es abzielt, ist bereits Vergangenheit (selbst wenn er erst wenige Minuten her ist). Man übt sich also darin, nach dem zu verlangen, was ohnehin bereits geschehen ist .
Je eher und öfter Sie das Tool benutzen, wenn etwas Unangenehmes passiert, umso schneller werden Sie sich von dem Schlag erholen. Manche Leute machen dann zum ersten Mal im Leben die Erfahrung, sich im Angesicht einer Notsituation nicht als Opfer zu fühlen. Mit der Umpolung des Verlangens wird Nietzsches Ausspruch wahr.
Zumindest im Falle kleinerer Missgeschicke klappt es, etwa wenn Sie im Stau stecken bleiben oder Ihr Drucker kaputt geht. Sie erholen sich schneller, als Sie für möglich gehalten hätten; Ihre Frustrationstoleranz nimmt zu. Aber was ist, wenn etwas wirklich Furchtbares geschieht? Wenn ein Kind stirbt oder Sie Ihre gesamten Ersparnisse verlieren? Ist es möglich – und sinnvoll –, ein Ereignis zu akzeptieren, das Ihr
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