The Tools - wie Sie wirklich Selbstvertrauen, Lebensfreude, Gelassenheit und innere Stärke gewinnen
Gespräch hatte ich das Gefühl, an ein Mysterium gerührt zu haben, das ich noch nicht verstand. Und bevor ich den Sinn in alledem sehen konnte, klangen die neuen Gefühle schon wieder ab, und ich fiel in meinen gewohnten Trott zurück. Wenn ich überhaupt an diese Episode dachte, dann war sie mir peinlich; mein Verstand, den ich jetzt wieder unter Kontrolle hatte, ordnete die ganze Erfahrung als Mini-Midlife-Krise ein, nur ohne den Wunsch nach einem Sportwagen. Insgeheim vermisste ich das Gefühl der Lebendigkeit, das durch das Mysterium über mich gekommen war; aber auch das war bald vergessen. Ich vergaß am Ende sogar den Traum, der das Ganze in Gang gesetzt hatte.
Dann trat das Unvorstellbare ein.
Am 17. Januar 1994, genau ein Jahr nach meinem Traum, ereignete sich die teuerste Naturkatastrophe der amerikanischen Geschichte: ein Erdbeben in Los Angeles, kurz vor Sonnenaufgang. Das Gebäude, in dem sich meine Praxis befand, fiel in sich zusammen. Es blieb nur ein Trümmerhaufen.
Alles ist dahin
Das Erdbeben zerstörte meine Praxis, aber das war noch der geringste Schaden. Es zerstörte auch meine Weltanschauung. Frei nach Hamlet: Mir war plötzlich, als gebe es mehr Dinge im Himmel und auf Erden, als meine Schulweisheit sich träumen ließ. Hier die Fakten: Zwei Ereignisse hatten stattgefunden, bei denen mir das Herz aufging, das erste am 17. Januar 1992 (der Tag, an dem mein Sohn geboren wurde), und das zweite am 17. Januar 1993 (als ich von einem Erdbeben träumte). Jetzt, am 17. Januar 1994, hatte ein wirkliches Erdbeben Los Angeles erschüttert. Mein rational geschulter Verstand hätte mich wohl zu dem einfachen Schluss veranlasst, dass dies reiner Zufall war. Aber jetzt kam mir die Vernunft wie ein Gift vor, gegen das mein Körper rebellierte. Ich vermutete, dass sich das Erdbeben als ein ebensolches Geschenk erweisen würde wie die ersten beiden Ereignisse.
Das Leben ging weiter. Ich bezog vorübergehend neue Räume und arbeitete weiter, um wieder eine gewisse Normalität in den Praxisbetrieb zu bringen. Aber irgendwie wurde ich die Idee nicht los, dass die letzten paar Jahre meines Lebens von einer kosmischen Intelligenz geleitet worden waren. Sie hatte mich dazu bewogen, Jura aufzugeben, mich veranlasst, Psychotherapeut zu werden, und es so eingerichtet, dass ich Phil kennenlernte. Dann hatte sie noch direkter auf mein Leben eingewirkt und die Choreografie übernommen, sodass die Geburt meines Sohnes und ein lebensverändernder Traum exakt ein Jahr auseinanderlagen. Doch diese Ereignisse verblassten hinter dem, was jetzt geschehen war. Es schien, als hätte diese höhere Intelligenz – entschlossen, mit meinem Rationalismus aufzuräumen – die große Katastrophe vorausgesehen und als letzte Waffe gegen mich verwendet.
Mit Erfolg. Ich konnte mich nie wieder auf rein rationale Erklärungen verlassen. Aber als ich die Alternativen betrachtete, wurde klar, dass diese mir auch nicht weiterhalfen. Auf der einen Seite gab es die institutionalisierten Religionen, die ich immer schon als zu dogmatisch und autoritär gefunden hatte. Als Jude habe ich mich stets gefragt, warum ich das Gebot beherzigen sollte, Fleisch und Milch nicht miteinander zu vermischen (ebenso habe ich mich über ähnlich unerklärliche Bräuche in anderen Religionen gewundert). Es schien immer darauf hinauszulaufen, dass man »solche Dinge glauben sollte, weil wir es so sagen« (oder: »weil es geschrieben steht«). Das hieß nichts anderes, als dass ich nicht selbst denken sollte.
Auf der anderen Seite gab es die New-Age-Esoterik, die – zumindest in Südkalifornien – ebenso allgegenwärtig war wie die öffentlichen Auftritte von Filmstars. Sie gab auf jeden Fall dem freien Denken Raum und hatte jede Menge Erfahrungen zu bieten (ob real oder nicht). Aber sie war genauso gnadenlos sonnig und substanzlos wie Los Angeles, die Stadt, von der sie ausging. Visualisiere, was du in fünf Jahren machen willst, und schwupps – es wird geschehen! Jedes Problem kann durch glückseliges Gerede ausgeräumt werden. Dieses Denken wusste auch keine Antwort, es gab einfach dem Leidenden selbst die Schuld. »Deine eigenen negativen Gedanken haben deinen Krebs verursacht«, musste sich eine meiner Klientinnen sagen lassen. Irgendetwas fehlte einer Einstellung, die in Not und Unglück keinen Sinn und Zweck sah; und wenn sie mit Alltagsproblemen schon nicht umgehen konnte, wie sollte sie dann mit wirklich Bösem fertigwerden wie etwa den Pogromen
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