The Tsar of Moscow (German Edition)
konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Und auch er begann hilflos zu lachen.
~ 14 ~
Ungeduldig lief er vor dem Schreibtisch auf und ab. Nachdem er seine Leute in Alarmbereitschaft gesetzt hatte, war es in der Villa ungewöhnlich ruhig geworden. Trotz dieser Stille wusste Bhreac, dass zwanzig bewaffnete und mit kugelsicheren Westen versehene Vampire binnen Sekunden abfahrbereit waren. Das einzige, was letztlich fehlte, war der verflixte Anruf der Entführer. Sogar zwei Koffer, gefüllt mit Zeitungspapier, lagen auf dem Tisch und wurden von Fraser mit Argusaugen bewacht. Als ob irgendjemand ihn in seiner Villa bestehlen würde. Er hatte sich nicht erst die Mühe gemacht, die verlangten zwei Millionen von der Bank zu holen. Sobald die Entführer das Geld hatten, wäre von Phillip bloß ein Häufchen Asche übrig. Das wollte er lieber nicht riskieren. Vor Wut knirschte er mit den Zähnen. Wenn ihm derjenige in die Finger geriet, der ihm seinen – ja, verdammt! – seinen kostbarsten Besitz gestohlen hatte, dann konnte sich der vorsorglich mit dem Teufel anfreunden.
Ein Arzt hatte Fraser die Kugel aus der Schulter geholt und sie verbunden. So, wie sein Leibwächter den Arm bewegte, machte die Heilung rasche Fortschritte. Allerdings war Fraser auch niemand, den ein banales Projektil aus der Fassung brachte. Einige mochten seine rechte Hand als dumm und für leicht zu übertölpeln halten, doch Fraser zeichnete sich durch eine Art Bauernschläue und absoluter Treue aus. Offenbar hatte er Phillip ebenfalls in sein Herz geschlossen. Noch nie hatte Bhreac seinen besten Mann so nervös erlebt wie heute.
„Die lassen sich mächtig viel Zeit“, sagte Fraser zum wiederholten Male. Er hatte sich ein Glas Wodka eingeschenkt, rührte die klare Flüssigkeit aber nicht an. Dafür hatte er sich eine der Blutkonserven genehmigt, die eigentlich Phil vorbehalten waren, um sich nicht auf die Jagd begeben zu müssen. Die Konserve unterstützte jedoch die Heilung, sodass Fraser ihn zu Phillips Auslösung begleiten konnte.
„Mächtig viel Zeit“, murmelte Fraser.
„Ich hoffe nur, dass Phil seine große Schnauze hält und die Kerle nicht provoziert“, brummte Bhreac.
„Oh ja, sein loses Mundwerk.“ Fraser seufzte und sie hüllten sich aufs Neue in ungeduldiges Schweigen.
Obwohl sie seit Stunden darauf warteten zuckten sie beide zusammen, als das Telefon endlich klingelte. Bhreac sprang regelrecht zum Hörer und selbst Fraser riss es vom Stuhl.
„Walker“, meldete er sich und lauschte eine ganze Weile den Anweisungen.
„Ihr bekommt keine einzige müde Dollarnote zu Gesicht, solange ich nicht weiß, wie es ihm geht.“
Einen Herzschlag später hatte er Phillips Stimme im Ohr und er nickte Fraser beruhigend zu. Phil klang gepresst, trotzdem behauptete er Bhreac gegenüber, dass es ihm gut ginge. Gleich darauf hatte er erneut den Fremden am Apparat – Kostja, so hatte sich der Anrufer genannt.
„Ja, ich weiß wo das ist und ja, ich habe das Geld. Und eines werde ich dir sagen: Solltest du versuchen mich auszutricksen, wirst du als mein Mitternachtsmahl enden. Verstanden? Ich will Phil und ich will ihn ohne Blessuren und atmend. In diesem Fall hättest du eine Chance unser Treffen zu überleben. Verärgere mich also nicht, Kostja.“ Mit diesen Worten legte er auf. Solchen Leuten durfte man keine Furcht zeigen, obwohl sie sein Herz mit eisiger Faust umklammert hielt.
„Wo fahren wir hin, Boss?“
„Zum Krematorium beim Donskoje-Friedhof.“
Fraser schnappte sich die beiden Koffer und eilte ihm voraus zur Limousine. Vor der Tür warteten schon seine zwanzig Auserwählten und huschten nach einigen kurzen Befehlen wie Geister in der frühen Abenddämmerung zu ihren Wagen. Jetzt galt es einen kühlen Kopf zu bewahren. Sofern er mit dem Herz dachte, würde Phillip das Abenteuer vielleicht nicht überstehen.
~ 15 ~
„Loslassen! Ich will da nicht rein!“
„Haut ihm endlich eine auf die Fresse!“
„Halt ihn gefälligst fester. Oder glaubst du, ich will gebissen werden?“
„Loslassen!“
„Der windet sich wie ein Aal.“
„Vorsicht! Diese Beißer sind verflucht scharf.“
„Nun stopft ihn da endlich rein!“
„ Ich! Will! Nicht!“
Er bekam gewaltsam eine schweißnasse Socke zwischen die Zähne geschoben. Phillip verzog das Gesicht und versuchte sie auszuspucken, was mit reichlicher Verwendung von Paketband verhindert wurde. Sein Magen schien das Problem auf seine Weise lösen zu wollen,
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