The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Am Anfang der Ewigkeit (German Edition)
Armschlingen, manche humpelten auf Krücken zur Theke. Ich erkannte Henry, einen dunkelhäutigen Soldaten, der praktisch in der Schenke lebte und nun allein in einer Ecke saß und Whiskey trank. Robert hatte mir schon ein paar Geschichten über ihn erzählt: Er suchte niemals Kontakt zu anderen und wurde nie bei Tageslicht gesehen. Es ging das Gerücht, er habe vielleicht etwas mit den Angriffen zu tun, aber wie konnte das möglich sein, wenn er immer nur hier im Schankraum saß?
Ich wandte meinen Blick von ihm ab und ließ ihn weiter durchs Lokal wandern. In einer Ecke spielten ältere Männer Karten und tranken Whiskey, in der gegenüberliegenden Ecke saßen einige Frauen. Das Rouge auf ihren Wangen und ihre lackierten Fingernägel verrieten mir, dass sie nicht gerade der Typ Frau waren, der Zeit mit den Spielkameradinnen meiner Kindheit– wie Clementine Haverford oder Amelia Hawke– verbringen würde. Als wir an ihnen vorbeigingen, strich eine von ihnen mit ihren langen Nägeln über meinen Arm.
» Gefällt es dir hier?« Damon steuerte auf einen Holztisch vor der Wand zu und ein heiteres Lächeln lag auf seinem Gesicht.
» Ich denke schon.« Ich ließ mich auf die harte Holzbank fallen und schaute mich erneut um. Ich hatte das Gefühl, mitten in eine Geheimgesellschaft von Männern gestolpert zu sein– wieder so eine Sache, für die ich kaum Zeit hatte, sie genauer zu erforschen, bevor ich ein verheirateter Mann war und von mir erwartet wurde, dass ich jeden Abend zu Hause verbrachte.
» Ich werde uns einen Drink besorgen«, sagte Damon und ging zur Theke. Ich beobachtete ihn, wie er die Ellbogen auf die Theke stützte und unbefangen mit der Wirtin plauderte, die den Kopf in den Nacken legte und lachte, als habe er etwas unfassbar Komisches von sich gegeben. Was er wahrscheinlich auch getan hatte. Das war auch der Grund, warum alle Frauen sich in ihn verliebten.
» Na, wie fühlt es sich an, ein verheirateter Mann zu sein?«
Als ich mich umdrehte, entdeckte ich hinter mir Dr. James. Mit weit über siebzig war Dr. James ein klein wenig senil, verkündete aber häufig und laut jedem– egal ob er es hören wollte oder nicht–, dass er sein hohes Alter ausschließlich den üppigen Mengen Whiskey verdankte, die er sich zu gönnen pflegte.
» Noch bin ich nicht verheiratet, Doktor.« Ich lächelte angespannt und wünschte, Damon würde endlich mit unseren Drinks zurückkehren.
» Ah, mein Junge, aber Sie werden es bald sein. Mr Cartwright redet in der Bank schon seit Tagen darüber. Die hübsche junge Rosalyn. Ein guter Fang!«, fügte Dr. James laut hinzu. Ich schaute mich um und hoffte, dass niemand ihn gehört hatte.
In diesem Moment tauchte Damon auf und stellte unsere Whiskeys behutsam auf den Tisch. » Danke«, sagte ich und leerte mein Glas in einem einzigen Zug. Dr. James humpelte davon.
» So durstig, hm?«, fragte Damon und nahm einen kleinen Schluck von seinem eigenen Drink.
Ich zuckte die Achseln. In der Vergangenheit hatte ich nie Geheimnisse vor meinem Bruder gehabt, aber ein Gespräch über Rosalyn fühlte sich gefährlich an. Ganz gleich, was ich sagte oder fühlte, ich würde sie trotzdem heiraten müssen. Und wenn jemand auch nur einen Anflug von Bedauern von mir hörte, würde es endloses Gerede geben.
Plötzlich tauchte vor meinen Augen ein neues Glas Whiskey auf. Als ich meinen Blick etwas hob, sah ich die Wirtin an unserem Tisch stehen.
» Sie sehen so aus, als könnten Sie das brauchen. Anscheinend hatten Sie einen harten Tag.« Die Wirtin zwinkerte und stellte das von winzigen Wasserperlen benetzte Glas auf den groben Holztisch vor mir.
» Danke«, sagte ich und nahm erfreut einen kleinen Schluck.
» Immer wieder gern«, erwiderte die Wirtin. Der Reifrock raschelte um ihre Hüften. Ich schaute ihr nach, als sie sich entfernte. Alle Frauen in der Schenke, selbst jene von zweifelhaftem Ruf, waren interessanter als Rosalyn. Aber ganz gleich, wen ich anschaute – das einzige Bild, das vor meinem inneren Auge erschien, war Katherines Gesicht.
» Alice mag dich«, bemerkte Damon.
Ich schüttelte den Kopf. » Du weißt, dass ich nicht mal hinschauen darf. Im Herbst bin ich ein verheirateter Mann. Dir dagegen steht es frei, zu tun, was du willst.« Es hatte eine Feststellung sein sollen, aber die Worte klangen wie ein Urteil.
» Das ist wahr«, bestätigte Damon. » Aber du weißt doch, dass du nichts tun musst, nur weil Vater es sagt, oder?«
» So einfach ist das nicht.« Ich
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