The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Rache ist nicht genug: Band 3 (German Edition)
Ahnung, ob es überhaupt funktionierte, jetzt, da ich mich nur von Tieren ernährte.
Bum- bum.
Pause.
Bum- bum.
Pause.
Ihr Herz schlug immer langsamer.
»Komm schon«, flehte ich und biss vor Schmerz die Zähne zusammen. »Komm schon.«
Da berührten die ersten Blutstropfen ihre Lippen. Sie zuckte zusammen und bewegte sich leicht. Ihr Mund öffnete sich voller Verzweiflung.
Mit aller Kraft drückte ich auf mein Handgelenk und quetschte das Blut aus meiner Ader in ihren Mund. Als es endlich auf ihre Zunge traf, würgte sie beinahe.
»Trinken Sie«, befahl ich. »Es hilft. Trinken Sie .«
Sie wandte den Kopf ab. »Nein«, murmelte sie.
Ungeachtet ihres schwachen Protests hielt ich mein Handgelenk weiterhin an ihren Mund.
Sie stöhnte in dem Versuch, nicht zu schlucken. Wind kam auf und raschelte in ihren Röcken. Ein Erdwurm grub sich auf der Flucht vor der kalten Nachtluft tiefer in den weichen, feuchten Boden hinein.
Und dann hörte sie auf, sich zu wehren.
Ihre Lippen schlossen sich um die Wunde an meinem Handgelenk, und ihre weiche Zunge suchte nach der Quelle meines Blutes. Sie begann zu saugen.
Bum- bum.
Bum bum.
Bum bum bum.
Mit letzter Kraft hob sie ihre Hand – die in dem blutgetränkten Handschuh –, umfasste meinen Arm und versuchte, ihn noch näher an ihr Gesicht zu ziehen. Sie wollte mehr. Ich verstand ihr Verlangen nur allzu gut, aber mehr konnte ich nicht bieten.
»Das ist genug«, sagte ich. Ich fühlte mich matt. Trotz ihrer leisen Protestrufe löste ich sanft meinen Arm aus ihrem Griff. Ihr Herz schlug jetzt regelmäßiger.
»Wer sind Sie? Wo wohnen Sie?«, fragte ich.
Sie wimmerte und klammerte sich an mich.
»Öffnen Sie die Augen«, befahl ich.
Sie tat es und offenbarte damit wieder ihre calliegrünen Augen. »Sagen Sie mir, wo Sie wohnen«, sagte ich zwingend. Die Welt um mich herum drehte sich, weil ich damit die letzten verbliebenen Tropfen meiner Macht verbrauchte.
»Fifth Avenue«, antwortete sie wie im Traum.
Ich mühte mich um Geduld. »Wo auf der Fifth Avenue?«
»Dreiundsiebzigste Straße … Dreiundsiebzigste Straße Ost Nummer eins …«, hauchte sie.
Ich hob sie hoch, diese parfümierte Mischung aus Seide und Gaze und Spitze und warmem, menschlichem Fleisch. Ihre Locken strichen über mein Gesicht und kitzelten mich an Wange und Hals. Ihre Augen waren wieder geschlossen, ihr Körper hing schlaff in meinen Armen. Blut, ihres oder meines, fiel tropfend in den Staub.
Ich biss die Zähne zusammen und rannte los.
KAPITEL DREI
Kaum hatte ich den Park verlassen, als eine Droschke um die Ecke flog, gefolgt von einem berittenen Polizisten. Überwältigt von dem Getöse, trat ich für einen atemlosen Moment zurück in die Schatten.
Ich hatte New Orleans schon für groß gehalten – und verglichen mit Mystic Falls war es das auch. Ein hektisches Gebiet am Mississippi, in dem sich Häuser, Geschäfte und Boote aneinanderdrängten. Aber das war nichts im Vergleich zu Manhattan, wo riesige Bauten hoch in den Himmel ragten und Menschen aus Italien, Irland, Russland, Deutschland, sogar China und Japan durch die Straßen liefen und Waren verkauften.
In New York City pulsierte selbst bei Nacht das Leben. Die Fifth Avenue wurde von einer Reihe fröhlich zischender Gaslaternen beleuchtet, die der gepflasterten Straße einen warmen, prächtigen Schimmer verliehen. Ein kicherndes Pärchen schmiegte sich in einem jähen Windstoß dicht aneinander und hüllte die Mäntel fester um sich. Ein Zeitungsjunge posaunte Schlagzeilen über brennende Fabriken und Korruption im Rathaus aus. Herzen schlugen in einem frenetischen Rhythmus, pulsierten und rasten. Der Abfall, die Parfums
und selbst der schlichte Geruch von sauberer, mit Seife geschrubbter Haut haftete an den Straßen wie zu Hause in Mystic Falls die Kudzuranken.
Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, lief ich abseits des Scheins der Gaslaternen von Schatten zu Schatten; das Mädchen lag dabei schwer in meinen Armen. Ich stolperte so schnell, wie meine Last es ermöglichte, am Portier eines Hotels vorbei, der gerade eine Zeitung aufschlug. Wenn ich im Vollbesitz meiner Macht gewesen wäre, wenn ich immer weiter von Menschen getrunken hätte, wäre es mir natürlich ein Leichtes gewesen, den Portier mit einem Bann zu belegen, sodass er sich nicht erinnern würde, überhaupt irgendetwas gesehen zu haben. Besser noch, ich hätte direkt zur Dreiundsiebzigsten Straße rennen können, ohne für das menschliche Auge mehr
Weitere Kostenlose Bücher