The Vampire Journals - Verwandelt: Band 1 (German Edition)
…«
Grob griff er nach ihrem Arm und zerrte sie den Flur entlang.
»Kein Wort mehr!«, fauchte er.
Caitlin gefiel es nicht, dass seine Finger sich in ihren Arm gruben und dass sie abgeführt wurde wie ein unartiges Kind. Sie spürte, wie sich die Hitze in ihrem ganzen Körper ausbreitete. Die Wut kündigte sich an. Ihr war nicht ganz klar, woher sie das wusste, aber so war es: In wenigen Augenblicken würde sie ihren Zorn nicht mehr unter Kontrolle haben – ebenso wenig wie ihre Kraft.
Sie musste etwas tun, bevor es zu spät war. Sie setzte ihre gesamte Willenskraft ein, damit es aufhörte. Aber solange seine Finger sie berührten, würde es nicht funktionieren.
Schnell schüttelte sie seinen Arm ab, bevor die volle Kraft von ihr Besitz ergreifen konnte. Seine Hand flog regelrecht weg, und er stolperte ein paar Schritte rückwärts.
Verblüfft starrte er sie an. Wie war es möglich, dass ein Mädchen ihrer Größe ihn mehrere Schritte durch den Flur befördert hatte, obwohl sie nur leicht mit dem Arm gezuckt hatte? Er schwankte zwischen Empörung und Furcht. Sie erkannte, dass er überlegte, ob er sie angreifen oder in Ruhe lassen sollte. Schließlich legte er die Hand auf seinen Gürtel, an dem eine große Dose Pfefferspray hing.
»Wenn du mich noch einmal anfasst, junge Dame«, sagte er voller kalter Wut, »werde ich das Pfefferspray einsetzen.«
»Dann lassen Sie die Finger von mir!«, entgegnete sie herausfordernd. Der Klang ihrer eigenen Stimme bestürzte sie – er hatte sich verändert: Ihre Stimme war tiefer und rauer.
Langsam nahm der Mann die Hand von der Spraydose. Offenbar gab er nach.
»Geh vor mir her«, forderte er sie auf. »Den Flur entlang und die Treppe hinauf.«
Der Wachmann ließ sie in einem Vorraum vor dem Büro des Direktors zurück. Sein Funkgerät meldete sich, und er hastete eilig davon. Aber dann drehte er sich noch einmal kurz um und blaffte sie an: »Lass dich bloß nicht wieder irgendwo auf den Gängen blicken!«
Caitlin wandte sich um und sah, dass dort rund fünfzehn Schüler und Schülerinnen aller Altersklassen herumsaßen und -standen, die offensichtlich alle zum Direktor mussten. Sie wirkten alle wie Außenseiter. Einer nach dem anderen wurde hereingerufen. Ein Wachmann passte auf, aber er schlief beinahe im Stehen ein.
Caitlin hatte keine Lust, hier den halben Tag lang zu warten – und sie hatte auch nicht die geringste Lust, den Direktor kennenzulernen. Sie hätte nicht zu spät kommen dürfen, das stimmte, aber das hier verdiente sie nicht. Sie hatte die Schnauze voll.
Die Tür zum Gang ging auf, und ein Sicherheitsmann zerrte drei weitere Schüler hinein, die kämpften und sich gegenseitig schubsten. In dem kleinen Wartebereich, der völlig überfüllt war, entstand ein Tumult. Dann ertönte der Gong, und die Gänge hinter den Glastüren füllten sich. Jetzt herrschte drinnen und draußen Chaos.
Caitlin wartete auf ihre Chance. Als die Tür sich wieder öffnete, drückte sie sich an einem Schüler vorbei und schlüpfte auf den Flur hinaus.
Dort warf sie einen kurzen Blick über die Schulter, aber niemand hatte sie bemerkt. Schnell quetschte sie sich durch die Menge und bog um eine Ecke. Wieder warf sie einen Blick zurück, aber immer noch folgte ihr niemand.
Sie war in Sicherheit. Selbst wenn den Sicherheitsleuten ihre Abwesenheit auffallen sollte – was sie allerdings stark bezweifelte, da nicht einmal ihre Daten aufgenommen worden waren –, wäre sie bereits zu weit weg, um erwischt zu werden. Sie eilte noch schneller durch die Flure und vergrößerte so den Abstand weiter. Sie war unterwegs zur Cafeteria. Sie musste Jonah finden, denn sie wollte unbedingt wissen, ob es ihm gut ging.
Die Cafeteria war auch heute wieder überfüllt, und sie schritt die Gänge ab, um nach ihm Ausschau zu halten. Nichts. Sie wiederholte ihren Rundgang und ließ ihren Blick über jeden Tisch schweifen, aber sie fand ihn nicht.
Sie bereute es, dass sie nicht zu ihm zurückgekehrt war, um nach seinen Verletzungen zu sehen und einen Rettungswagen zu rufen. Sie fragte sich, ob er wohl schwer verletzt war. Vielleicht lag er sogar im Krankenhaus. Vielleicht würde er gar nicht mehr in die Schule zurückkommen.
Deprimiert nahm sie sich ein Tablett mit Essen und fand einen Tisch, von dem aus sie die Tür gut im Blick hatte. Sie aß kaum etwas, sondern musterte jeden Schüler, der hereinkam.
Aber er tauchte nicht auf.
Schließlich klingelte es, und die Cafeteria leerte sich.
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