The Vampire Journals - Verwandelt: Band 1 (German Edition)
in die Wunden. Anschließend hielt er sie in die Höhe und schätzte den Abstand zwischen ihnen ab.
Eine kleinere Bissspur, als er vermutet hätte. Es war also eine Sie; der aus der Art geschlagene Vampir war weiblich. Und jung: Die Zähne waren nicht besonders lang.
Er legte die Finger wieder über die Bissspuren und schloss die Augen. Auf diese Weise versuchte er, die Herkunft des Blutes und die Herkunft des Vampirs, der zugebissen hatte, zu erfühlen. Schließlich riss er erschreckt die Augen auf. Schnell zog er die Finger zurück. Was er gefühlt hatte, gefiel ihm nicht, denn er konnte es nicht deuten. Es handelte sich definitiv um einen aus der Art geschlagenen Vampir. Sie gehörte weder zu seinem Clan noch zu irgendeinem Clan, den er kannte. Was ihn jedoch noch mehr beunruhigte, war die Tatsache, dass er nicht herausfinden konnte, zu welcher Vampirspezies sie überhaupt gehörte. Das war ihm in den dreitausend Jahren noch nie passiert.
Er hielt sich die Finger unter die Nase und roch daran. Ihr Geruch überwältigte ihn. Normalerweise würde das ausreichen – er wüsste ganz genau, wo sie zu finden wäre. Aber in diesem Fall war er ratlos. Irgendetwas verschleierte seinen Blick.
Er runzelte die Stirn. Sie hatten keine Wahl. Sie mussten sich auf die Polizei verlassen. Seine Vorgesetzten würden nicht gerade erfreut sein.
Kyle war jetzt noch schlechter gelaunt als vorher, falls das überhaupt möglich war. Er starrte Sergei an und überlegte, was er mit ihm tun sollte. In einigen Stunden würde er erwachen – ein weiterer Vampir ohne Clan, der frei herumlief. Er könnte kurzen Prozess machen und ihn auf der Stelle endgültig umbringen. Das würde ihm sogar Spaß machen, und die Vampire brauchten wohl kaum Nachwuchs.
Aber damit würde er Sergei ein großes Geschenk machen. Er müsste nicht die Unsterblichkeit ertragen, nicht Tausende von Jahren des Weiterlebens und der Verzweiflung erdulden, all die endlosen Nächte … Nein, das wäre zu freundlich. Warum sollte Sergei nicht lieber mit ihm gemeinsam leiden?
Er dachte darüber nach. Ein Opernsänger. Sein Clan hätte sicher Spaß an ihm. Dieser kleine russische Junge könnte sie unterhalten, wenn ihnen danach war. Er würde ihn mitnehmen. Ihn verwandeln. Damit hätte er einen weiteren Schützling, der ihm zur Verfügung stünde.
Außerdem könnte Sergei ihm helfen, sie zu finden. Ihre Witterung befand sich jetzt in seinem Blut. Er konnte sie zu ihr führen. Und dann würden sie sie leiden lassen.
8.
Kapitel
D er brennende Schmerz weckte Caitlin. Ihre Haut fühlte sich an, als stünde sie in Flammen, und als sie die Augen aufschlagen wollte, schoss ein stechender Schmerz durch ihren Kopf. Eine Explosion in ihrem Schädel.
Also hielt sie die Augen geschlossen und tastete mit den Händen ihre Umgebung ab. Sie lag auf irgendetwas. Es war weich, aber trotzdem fest. Eine Matratze konnte es nicht sein. Sie fuhr mit den Fingern daran entlang. Es fühlte sich wie Plastik an.
Wieder öffnete Caitlin die Augen, ganz langsam diesmal, und blickte flüchtig an sich hinunter. Plastik. Schwarzes Plastik. Und dieser Gestank! Was war das? Sie drehte den Kopf ein wenig, machte die Augen weiter auf, und dann begriff sie es: Sie lag auf Müllsäcken. Angestrengt reckte sie den Kopf. Sie war in einem Müllcontainer.
Mit einem Ruck setzte sie sich auf. Ihr Kopf und ihr Nacken schmerzten höllisch. Der Gestank war unerträglich. Inzwischen waren ihre Augen ganz geöffnet, und sie sah sich entsetzt um. Wie zum Teufel war sie hier gelandet?
Sie rieb sich die Stirn und versuchte zu rekonstruieren, wie sie hierhergekommen war. Doch sie hatte keinen Erfolg. Also versuchte sie, sich an den Vorabend zu erinnern. Mithilfe ihrer ganzen Willenskraft beschwor sie die Erinnerung herauf. Langsam kam alles zurück …
Der Streit mit ihrer Mutter. Die U-Bahn. Die Verabredung mit Jonah. Die Carnegie Hall. Das Konzert. Und dann … dann …
Der Hunger. Das heftige Verlangen. Genau, das Verlangen. Sie hatte Jonah verlassen. War hinausgeeilt. Durch die Gänge gestreift. Und dann … Leere. Nichts.
Wohin war sie gegangen? Was hatte sie getan? Und wie war sie nur hierhergelangt? Hatte Jonah sie etwa unter Drogen gesetzt? Hatte er sie missbraucht und dann hier abgelegt?
Das konnte sie sich nicht vorstellen. Er war nicht der Typ für so etwas. Das Letzte, woran sie sich erinnern konnte, war, dass sie allein durch die Gänge gestreift war. Sie hatte Jonah weit hinter sich gelassen. Nein. Er
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