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The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

Titel: The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Goldberg
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warf sich die Riemen über die Schultern. »Du bleibst hier und kümmerst dich um diesen Mann, bis Hilfe kommt.«
    »Einen Scheiß werde ich.«
    »Oh doch, Buck. Denn wenn das alles hier vorbei ist, werde ich der Polizei erzählen, was heute hier passiert ist, dass du kaltblütig auf ihn geschossen hast. Es liegt also in deinem eigenen Interesse, dass er nicht verblutet.«
    Buck schüttelte den Kopf. »So um die zwanzig-, dreißigtausend Menschen sind heute umgekommen. Glaubst du wirklich, es interessiert irgendjemanden, wie es einem dreckigen, obdachlosen Penner ergangen ist?«
    »Wir alle sind jetzt dreckige, obdachlose Penner, Buck.« Marty zog die Staubmaske über und justierte sie über Nase und Mund. »Und vergiss nicht, ihm seine Decken zurückzugeben. Er will sie unbedingt wiederhaben.«
    Und mit diesen Worten machte Marty sich erneut auf den Weg, begleitet von dem strengen Geruch von Schweiß, Schießpulver, Benzin und der Pisse eines anderen Mannes sowie dem von einem Dutzend Schürfwunden, unzähligen Prellungen und einer Gewehrkugel verursachten Schmerz. Im Gepäck die frischen Erinnerungen an eine tote Frau, einen verängstigten Jungen und einen obdachlosen Mann, der ein rostiges Steakmesser schwingt.
    Ein Morgen voller fürchterlicher Erfahrungen, die für ein ganzes Leben gereicht hätten, und er hatte es immer noch nicht hinter sich. Es schien kaum möglich. Es war mit Sicherheit nicht fair.
    Er wusste nicht, wie viel er noch würde verkraften können. Das Erdbeben und die extremen Schäden, die es angerichtet hatte, schienen immer noch weit weg, unwirklich, obwohl er selbst mitten hindurchlief. Doch all das hier, die Gerüche und Schmerzen, die er mit sich trug, waren viel zu persönlich und fast zu hässlich, um sie ertragen zu können. Er hatte nichts für Molly getan und sie dem sicheren Tod in der Feuerhölle überlassen. Wenigstens hatte er dieses Versagen mit Franklin wieder ausgeglichen.
    Er hatte diese große, gewagte Heldentat vollbracht. Den Rest dieser Katastrophe würde er aussitzen.
    Das Einzige, was Marty wollte, war, seinen Kopf klar zu kriegen, das Leid zu vergessen – sowohl das, dessen Zeuge er gewesen war, als auch das Leid, das er selbst verursacht hatte – und seinem Verstand eine Pause zu gönnen, bis er die heimische Türschwelle erreicht hatte.
    Sollte das nicht funktionieren, würde er sich auch mit nur einer Stunde innerer Ruhe zufrieden geben, einer Gelegenheit sich zu sammeln und vielleicht die Kraftreserven zu finden, die sich in einer dunklen Ecke seiner Seele versteckten. Vielleicht konnte er sie behutsam wieder aktivieren.
    All sein Unglück, all die Gefahren, in die er sich begeben hatte, konnten auf seine Unfähigkeit zurückgeführt werden, sich an seine eigenen Regeln zu halten. Das würde sich von nun an ändern.
    Marty bog in die 1st Street ein, die beim Anstieg auf der anderen Seite der Überführung zum Beverly Boulevard wurde. Zu seiner Linken war über die gesamte Länge eines Straßenblocks ein Wandbild auf die Schutzmauer gemalt worden, die den Grund und Boden des Fußballfeldes der alten Belmont High School zusammenhielt, wo sich jetzt Hunderte von verängstigten Kindern im Freien versammelt hatten.
    Er startete am Ende des Wandbildes, das die Entwicklung des Menschen darstellte. Es begann in der Zukunft und zeigte zunächst eine lächelnde, multiethnische Gruppe von Los Angelenos, die Hand in Hand in eine Die-Jetsons -artige Zukunft voller stromlinienförmiger Gebäude und fliegender Autos liefen. Während Marty weiter Richtung Westen ging, nahm ihn das Bild mit auf eine Reise in die Vergangenheit, vorbei an Indianercamps und Büffeln, Höhlenmenschen und Säbelzahntigern, bis zurück zu den Einzellern, die glücklich und unwissend in dreckigen Pfützen herumschwirrten, und der kosmischen Explosion, mit der alles begann.
    Beth saß rittlings auf ihm, ihre Hände flach auf seiner Brust, ihr Gesicht verkniffen vor Konzentration, und arbeitete zielstrebig ihrem Höhepunkt entgegen. Er mochte es, sie so zu sehen, mit geröteter, feuchter Haut, schweren Augenlidern, dem halb offenen Mund und den kleinen Brüsten, die mit den drängenden Bewegungen hin- und herschaukelten.
    Als sie den Punkt schließlich erreichte, sog sie scharf die Luft ein, ihre Kinnlade fiel herunter, und sie rieb sich noch hastiger an ihm, um dem Moment hinterherzujagen und ihn so lange wie nur irgend möglich nicht entkommen zu lassen; ihr ganzer Körper war unter Spannung, ihre

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