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The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

Titel: The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Goldberg
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wippte.
    Heilige Scheiße .
    Vielleicht steckte ja am Ende doch ein kleiner Charlton Heston in ihm.
    Marty spürte, wie sich ein Lächeln des Stolzes auf seinem Gesicht ausbreitete, und unterdrückte es schnell, sich ins Gedächtnis rufend, dass er wütend war. Rasend. Völlig aus der Fassung.
    Er hat auf dich geschossen. Er hat dich mit der Knarre dazu gezwungen. Du hättest umkommen können! Der einzige Grund, warum du noch am Leben bist, ist reines Glück. Was meinst du, wie viel du davon noch übrig hast?
    Der finstere Blick kehrte zurück. Er drehte sich um, um Buck die Stirn zu bieten.
    »Ich hätte genauso gut tot sein können, nur weil du mir eine Knarre an den Kopf gehalten und mich dazu gezwungen hast, diesen dummen, selbstmörderischen Stunt hinzulegen«, sagte Marty. »Du bist ein gemeingefährlicher, irrer Neandertaler. Ich will dich nicht in meiner Nähe haben, kapiert? Geh weg. Bring jemand anderen um.«
    Marty drehte sich um und marschierte davon, an Enrique und Franklin vorbei, ohne sie anzusehen. Er wollte nicht noch tiefer in die Probleme des Jungen mit hineingezogen werden, und in Enriques übrigens auch nicht. Das Einzige, was er wollte, war nach Hause gehen und so viele Meilen zwischen sich und diesen ganzen Scheiß bringen, wie er konnte.
    »Bleib stehen oder ich schieße«, sagte Buck.
    Ohne zurückzublicken, zeigte Marty Buck den Finger und ging einfach weiter.

KAPITEL FÜNF
    Auf der Stelle treten
    14:20 Uhr. Dienstag.
    Marty wanderte über die Glendale Avenue Richtung Westen und hielt sich fern von der Überführung zu seiner Linken.
    Es war schon mitten am Nachmittag und er hatte erst drei oder vier Meilen geschafft, seit er losgegangen war. Doch Marty fühlte sich, als wäre er schon hundert Meilen gewandert. Jedes Gelenk seines Körpers pochte vor Schmerz. In diesem Tempo würde er Tage brauchen, um nach Hause zu gelangen.
    Er blickte nach rechts. Er ging gerade an einem nüchternen, fensterlosen weißen Bau vorbei, der aussah wie ein Mausoleum. Vielleicht war es das auch einmal gewesen. Ein Schild unterhalb des Flachdachs besagte »Bob Baker’s Marionettentheater«, das zurzeit ein Programm namens » Die Welt ist voller Musik« zeigte.
    Marty hatte noch nie von dem Etablissement gehört und wunderte sich, wer sich wohl die Mühe machte, in diese gottverlassene Gegend zu kommen, um sich ein solch archaisches Unterhaltungsprogramm zu Gemüte zu führen. Welches Kind würde eine Puppe an Fäden seiner Playstation, dem Internet oder einem Blockbuster mit digitalen Effekten auf DVD vorziehen? Sich eine Show im Marionettentheater anzuschauen, machte in Martys Augen so viel Sinn wie sich in einer Höhle zu versammeln, um einem Steinzeitmenschen dabei zuzusehen, wie er Strichmännchen auf Stein kratzt.
    Er war so sehr damit beschäftigt, sich mit dem sinnlosen Sinnieren über die Irrelevanz des Puppenspiels in einer modernen Welt die Zeit zu vertreiben, dass er den obdachlosen, ein rostiges Steakmesser schwingenden Mann erst bemerkte, als er direkt vor ihm stand.
    Er sah aus, als hätte jemand die schorfige Visage des bärtigen Penners benutzt, um ein paar Hundert schmutziger Teller abzuwischen. Und er roch genauso wie Marty. Ein Urinal auf zwei Beinen.
    »Du hast meine Sachen geklaut«, zischte der Mann durch abgebrochene, faulige Zähne hindurch. »Ich hab dich gesehen.«
    Jetzt wusste Marty also, warum sie den gleichen Gestank verbreiteten. Die vollgepissten Decken gehörten diesem Typen mit einem Gesicht wie ein Topfreiniger.
    »Ich habe deine Decken nicht geklaut …«, begann Marty.
    »Ich hab dich gesehen«, unterbrach ihn der Penner. »Wichser.«
    »Ich habe sie nur ausgeliehen, um ein Kind zu retten. Du hast gesehen, wie ich das Kind gerettet habe, oder?«
    »Gib mir die Sachen«, wiederholte der Mann. »Ich will meine Sachen.«
    »Ich habe sie nicht«, antwortete Marty. »Sie liegen auf der Überführung. Du kannst sie dir gerne holen. Danke fürs Ausleihen.«
    »Wichser«, der Penner fuchtelte mit dem Messer in Martys Richtung, fast hätte er ihn dabei abgestochen. Marty machte einen Satz nach hinten und ging in Abwehrhaltung.
    »Hey, tut mir leid, dass ich deine Sachen ausgeliehen habe, ohne zu fragen, aber es ist alles noch da, gleich da oben auf der Überführung«, sagte Marty. »Ich brauchte sie, um das Kind zu retten. Wenn du gesehen hast, wie ich die Decken genommen habe, musst du das auch gesehen haben.«
    Der Penner studierte Marty mit den klebrigen, glasigen Augen eines

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