The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)
Bluthundes. »Gib mir deine Sachen.«
»Deine Decken sind da oben. Du musst sie dir nur holen.«
»Gib mir deine Sachen.« Der Penner näherte sich der Sporttasche. »Ich will deine Sachen.«
»Nein.«
»Wichser!« Der Penner durchlöcherte die Luft zwischen ihnen mit dem Messer. »Gib mir deine Sachen oder ich stech’ dich ab.«
Marty wusste, dass er das auch wahrmachen würde. Doch es stand absolut außer Frage, sein Überlebenspaket aufzugeben. Und erst recht nicht im Austausch gegen einen Stapel in Pisse getränkter Lumpen, die er nie hatte haben wollen. Nein, er würde sein Bündel nicht abgeben.
»Du willst es haben?«, fragte Marty und ließ es von seinen Schultern gleiten. »Wunderbar, kannst du haben. Wichser.«
Mit diesen Worten stürzte Marty sich auf ihn, wobei er die Sporttasche wie einen Schild frontal vor sich hielt. Marty warf sich genau auf des Penners Messer, das in der Tasche versank, ohne Schaden anzurichten.
Der Penner taumelte überrascht zurück, und gerade als er realisierte, dass er seine Waffe verloren hatte, gab es einen lauten Knall und er schwenkte herum, als würde er von einem unsichtbaren Linebacker zur Seite geschubst.
Marty brauchte einen Moment, um zu verstehen, was passiert war, um das Geräusch, den am Boden liegenden Penner und das Blut, das sich unter ihm zu einer Pfütze sammelte, sinnvoll zu kombinieren.
Er war angeschossen worden.
Marty wirbelte blitzschnell herum und sah, wie Buck auf ihn zukam, die Knarre lässig über die Schulter geworfen, ein dreistes Grinsen in seinem Gesicht. »Keine Bange, der Profi fackelt nicht lange.«
»Was zum Teufel ist nur los mit dir?« Marty ließ augenblicklich seine Sporttasche fallen und kniete neben dem Penner nieder, der noch am Leben und halb bei Bewusstsein war, vor Schmerzen stöhnend. Er war an der Schulter verwundet.
»Ich hab dir gerade das Leben gerettet«, sagte Buck, »du leichtsinniger Idiot.«
»Ich hatte alles im Griff!« Marty riss das blutgetränkte Hemd des Mannes auf, der Geruch und die von Flöhen zerbissene Haut ließen ihn zurückweichen.
»Du hast doch nicht mal deinen Pimmel beim Pissen im Griff.« Buck nahm sein Opfer in Augenschein.
Marty drehte den Mann vorsichtig um und sah die Austrittswunde. Die Kugel war geradewegs durch ihn hindurchgegangen. Das war sein Glück, oder? Er hatte keine Ahnung. Scheiße!
»Du kannst nicht hier herumrennen und Leute erschießen!«, schrie Marty ihn an.
»Ich kann schießen, auf wen ich will und wann ich will«, antwortete Buck salopp. »Ich bin ein amtlich zugelassener Kopfgeldjäger. Außerdem war das gerade Selbstverteidigung.«
»Er hat aber nicht dich bedroht«, schnaubte Marty. »Gib mir den Erste-Hilfe-Kasten aus meiner Tasche.«
»Ich habe über deine Selbstverteidigung gesprochen, Arschloch.« Buck hob die Tasche auf. »Hat er dich nun mit einem Messer bedroht oder hat er nicht?«
»Ich habe ihn entwaffnet!«
»Deine Methode, ein Individuum zu entwaffnen, ist fast so beeindruckend wie deine Methode, jemandem einen Fausthieb zu verpassen«, prustete Buck und ließ die Tasche, in der noch das Messer steckte, verächtlich vor Martys Füße fallen. »Du müsstest eigentlich Anspruch auf eine Ausgleichszahlung wegen fehlender Männlichkeit haben.«
Marty öffnete den Reißverschluss der Tasche, riss die Plastikverpackung des Erste-Hilfe-Kastens auf und blätterte hektisch durch die lächerlich kleine Beipackbroschüre. Bienenstiche, Blasen, gebrochene Arme – wo zur Hölle war das Kapitel über Schusswunden?
Buck seufzte müde. »Was zum Teufel suchst du?«
»Anweisungen!«, erwiderte Marty scharf. »Wie stoppe ich die Blutung?«
»So, du Schwachkopf.« Buck riss den Penner hoch in eine sitzende Position, packte mit jeder Faust etwas Verbandsmull aus dem Erste-Hilfe-Kasten und presste sie auf beide Wunden. »Wo hast du eigentlich gelebt?«
Marty schaute die beiden an – den gestörten Penner und den Amokläufer, der auf ihn geschossen hatte – und richtete sich langsam und mit wackeligen Beinen auf.
»In einer anderen Welt«, sagte Marty, »und ich kann es kaum erwarten, dorthin zurückzukehren.«
Er raffte seine Sporttasche mit einem der Riemen zusammen, zog das Steakmesser heraus und warf es so weit weg, wie er konnte. »Du kannst den Verbandskasten behalten. Du wirst ihn brauchen.«
»Wo gehst du hin?«
»Nach Hause. Hast du nicht zugehört?« Marty nahm eine frische Staubmaske aus seinem Rucksack, machte den Reißverschluss wieder zu und
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