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The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

Titel: The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Goldberg
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Vorderseite ihrer Bluse und riss daran, riss sie weit auf. Sie zog sein Gesicht zu ihren Brüsten und küsste ihn auf den Kopf, während sie mit den Fingern sein Haar durchwühlte.
    »Du bist genau wie ein Schauspieler, Marty. Alles, was du brauchst, ist die richtige Motivation.«

KAPITEL ZEHN
    Kennenlernen
    10:20 Uhr. Mittwoch.
    Martys Füße brachten ihn um. Er war den ganzen Morgen auf Blasen gelaufen, und es wurde immer schlimmer. Es war schwierig genug, sich seinen Weg durch die Trümmer zu bahnen, doch als er sich jetzt durch den Unrat kämpfte, fühlte sich jeder Schritt an, als würde er seine Füße aus einem Eimer voll feuchtem Kaugummi ziehen.
    Marty und Buck hatten sich über die Vine Street nach Süden bis zur Melrose Avenue durchgeschlagen, wo die Sturzflut den Großteil ihrer zerstörerischen Kraft verloren zu haben schien, und nahmen jetzt die Straße nach Westen Richtung Beverly Hills. Die Melrose Avenue war eine regelrechte Trennlinie zwischen Armut und Reichtum, zwischen dem Siff von Hollywood und der Gunst von Hancock Park. Die nördliche Seite der Melrose war gesäumt von heruntergekommenen Wohnhäusern, Autoreparaturwerkstätten, Pfandhäusern und einem Ralph’s Supermarkt, der von einem weißen, schmiedeeisernen Zaun umgeben war und von bewaffnetem Sicherheitspersonal bewacht wurde. Auf der anderen Straßenseite grenzten private Anwesen und elegante Wohnanlagen an die Spitze des Golfplatzes des exklusiven Wilshire Country Club und verbargen das perfekte Grün vor den vorbeifahrenden Autos.
    Diese Klassenunterschiede waren jetzt irrelevant. Beide Seiten der Straße lagen hier in Trümmern, die Reichen wie die Armen, beide gleichermaßen von Blut und Verzweiflung gezeichnet, saßen dicht gedrängt zusammen auf den Straßen, in den Vorgärten und auf den Parkplätzen, wo sie ihre Wunden versorgten und darauf warteten, dass die Erde aufhörte zu beben.
    Während der letzten Stunde hatten mehrere kleine Nachbeben den Boden unter ihnen erschüttert und Marty und alle anderen daran erinnert, dass die Erde noch nicht fertig war mit ihnen; sie hatten Risse noch weiter aufklaffen lassen, schiefe Häuser und bereits beschädigte Gebäude zum Einsturz gebracht und auch das letzte bisschen noch intakte Glas bersten lassen.
    Das Große Beben war noch keine vierundzwanzig Stunden her, und Marty hatte nicht das Gefühl, dass er in dieser Zeit eine besonders große Strecke hinter sich gebracht hatte, doch gleichzeitig wusste er, dass er einen weiten Weg gegangen war von da, wo er vorher gewesen war. Nicht nur sein Spiegelbild in dem zersplitterten Spiegel brachte ihn auf diesen Gedanken.
    Einerseits war Marty bewusst geworden, dass er ein stärkerer, leistungsfähigerer Mann war, als er je gedacht hätte. Er hatte ein Kind gerettet, eine Flut überlebt und war durch eine entsetzliche Landschaft des Todes gewatet. Er hätte nie zu träumen gewagt, dass er auch nur zu einem dieser Dinge fähig wäre, geschweige denn zu allen dreien. Doch zugleich schämte Marty sich dafür, Abgründe der Schwäche und Feigheit in sich entdeckt zu haben, von deren Existenz er keine Ahnung gehabt hatte. Er hatte nichts für Molly getan, sie zum Sterben zurückgelassen, und für Franklin hätte er dasselbe getan, hätte Buck ihn nicht dazu gezwungen, diese Rettungsaktion durchzuziehen. Auf gewisse Weise aber war seine Feigheit bei Weitem nicht so unerwartet wie sein Heldentum und Durchhaltevermögen.
    So groß Martys Ablehnung gegen Buck auch war, er konnte nicht abstreiten, dass dieser eindimensionale Fernsehcharakter, dieser Höhlenmensch im Polyesteranzug irgendwie das Beste aus ihm herausholte, auch wenn er ihn dabei umzubringen versuchte. Dennoch war alles, was Marty über Buck wusste, dass er ein Kopfgeldjäger war, einen Mercury Montego fuhr, alleine mit einem Pitbull namens Thor lebte, sein Badezimmer mit Cocktailservietten dekorierte und Frauen mit schielenden Brüsten nicht mochte.
    »Erzähl mir mal was, Buck. Wer bist du?«
    Die Frage brachte Buck keineswegs aus der Ruhe; er antwortete sofort, ohne Zögern: »Zweihundertzwanzig Pfund exquisiter Männlichkeit, von Frauen geliebt und verehrt, von Männern gefürchtet und respektiert, und in der gleichen Liga wie mein überragender Intellekt spielt nur noch mein gigantischer Schwanz. Ein Blick genügt, um all das zu erkennen.«
    »Und was entdeckt man, wenn man tiefer gräbt?«
    »Dann wirst du es selbst erleben, was allerdings für Frauen anders ist als für Männer.«

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