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The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

Titel: The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Goldberg
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noch Rauch aufstieg.
    Marty trat aus dem Konferenzraum und stieß beinahe mit Buck zusammen. Er ging durch den Flur und spähte in jedes Büro.
    »Wie konntest du ihm nur deine Waffe geben?«, fragte Marty.
    »Er stand vor einem der Fenster und hatte nicht die Eier zu springen. Der Loser hat mich gebeten, ihn zu schubsen. Auf gar keinen verdammten Fall hätte ich das getan, also gab ich ihm meine Knarre.«
    »Welches Büro?«
    »Das große in der Ecke.«
    Marty eilte den Gang hinunter. Buck zockelte ihm hinterher.
    Sie fanden Sheldon Lemp in dem großen Chefsessel mit der lausigen Lendenstütze, sein Hinterkopf fehlte. Die schlammverkrustete Waffe noch immer in seiner Hand, hing sein Arm von der gepolsterten Armlehne herab.
    »Du hättest einfach weggehen können, Buck«, sagte Marty. »Er würde vielleicht immer noch an diesem Fenster stehen, wenn du das getan hättest.«
    »Oder auch nicht.« Buck ging zu Lemp hinüber und untersuchte die Rückseite des Sessels. »Willst du mal was Lustiges hören? Rate mal, welches Unternehmen meine Wohnung versichert hat?«
    Auf einen Schlag wurden Marty die unschönen Zusammenhänge klar. Es wurde mit jeder Sekunde schlimmer. »Im Grunde erzählst du mir, dass du den Mann ermordet hast.«
    »Nein, ich erzähle dir, warum es mich im Grunde einen Scheiß interessiert, dass er im Grunde tot ist.« Buck nahm Lemp seine Pistole aus der Hand.
    »Die Polizei wird das eventuell anders interpretieren.«
    »Wirst du es ihnen sagen?«
    Marty blickte Buck in die Augen. Sie wussten beide, dass Marty das nicht tun würde.
    »Diese Firma hat deine Wohnung versichert. Der Typ hier hat deren gesamte Kohle verbraten. Und er wurde mit deiner Knarre erschossen«, sagte Marty mitfühlend. »Ich schätze, die sind in der Lage, von ganz alleine auf ein ziemlich überzeugendes Mordmotiv zu kommen.«
    »Nicht ohne die Waffe, Columbo«, Buck steckte sie ins Holster, »und nicht ohne die Kugel, die mit dem Großteil seines Gehirns durch das verdammte Fenster geflogen ist.«
    »Was ist mit Sachbeweisen? Haare, Fasern, Fingerabdrücke?«
    »Ach was. Hast du dich an diesem verdammten Ort mal umgesehen?« Buck schnaubte und ging an ihm vorbei in den Flur. »Gibt’s hier irgendwo eine Küche?«
    Marty warf noch einen Blick auf Lemp. Buck hatte recht, es würde niemanden interessieren, nicht nach den Tausenden, die beim Erdbeben umgekommen waren, und sicher nicht, nachdem sie herausgefunden haben werden, was Lemp getan hatte.
    Und die Wahrheit war, auch Marty interessierte es nicht wirklich. Er war es nur einfach nicht gewohnt, dass Leute starben. Doch das änderte sich gerade.
    Sie stopften sich mit einem Frühstück aus Kartoffelchips, Müsliriegeln, Oreo-Keksen, Pop Tarts und warmem Snapple-Eistee in fünf verschiedenen Geschmacksrichtungen voll.
    Es war die beste Mahlzeit, die Marty je zu sich genommen hatte.
    Danach sammelte Marty ein paar Flaschen Wasser zusammen, dazu noch ein paar Müsliriegel, steckte alles in seine Sporttasche und ging anschließend auf die Suche nach einer Hautcreme für sein sonnenverbranntes Gesicht und den Nacken. Er durchstöberte die Schreibtische und die zurückgelassenen Handtaschen der Sekretärinnen. Frauen hatten immer Hautcreme dabei. Sein Glaube an das Wesen der Frauen wurde belohnt; er fand etwas Neutrogena und nahm sie mit zu den Toiletten.
    Dort sah es aus, als hätte jemand mit einer Uzi um sich geschossen. Der Boden war übersät mit Glasscherben und Fliesenstücken, die unter seinen Schritten knirschten. Er trat vorsichtig auf, sich die Szene aus » Stirb Langsam« ins Gedächtnis rufend, in der Bruce Willis sich selbst die Glasstücke aus den blutenden, nackten Füßen ziehen muss. Marty trug zwar Tennisschuhe, aber er wollte es trotzdem nicht darauf ankommen lassen.
    Marty warf einen kurzen Blick in die Toilettenkabinen und wünschte sich, er würde das Bedürfnis verspüren zu scheißen. Er wusste nicht, wann er das nächste Mal an einer Toilette mit abschließbarer Tür vorbeikommen würde. Obwohl es kein fließendes Wasser gab, pisste Marty in das Urinal, denn dafür war es vorgesehen, auch wenn es nicht funktionierte.
    Buck verspürte keine derartige Verpflichtung. Direkt nach dem Frühstück hatte er aus dem Fenster gepisst und Marty erzählt, wie großartig es sich anfühlte.
    Marty machte seinen Reißverschluss zu und ging zum Waschbecken, um seine Hautcreme aufzutragen. Als er sich in dem gesprungenen Spiegel anschaute, überraschte ihn das Gesicht, das

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