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The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

Titel: The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Goldberg
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nicht vor Schmerz oder aus Angst. Sie lächelte. »Ich schätze, wenn die Ehe nicht funktionieren sollte, kann ich mich immer noch darauf berufen, dass ich genötigt wurde und unter Einfluss von Drogen stand, als du mich gefragt hast.«
    »Ist das ein Ja?«
    Sie nickte. Er beugte sich hinunter und küsste sie so sanft es ihm nur möglich war.
    Ein plastischer Chirurg nähte Beths Wunde (und Jahre später war die Narbe kaum noch zu erkennen), und während sie geröntgt wurde, machte sich eine Krankenschwester Martys Sorge um Beth zunutze und brachte ihn dazu, Blut für Unfallopfer zu spenden, die nicht so viel Glück hatten wie seine Frau. Auf merkwürdige Weise führte das Blutspenden dazu, dass er sich besser fühlte, genau wie jetzt auch.
    Er lag auf der Pritsche auf dem Fußballfeld der Fairfax High School, eine ganze Landschaft der Zerstörung zwischen sich und Beth, und er hatte fast das Gefühl, als könnte er sie berühren.

KAPITEL ZWÖLF
    Swimming Pools, Filmstars
    12:32 Uhr. Mittwoch.
    Marty wollte schleunigst weiter, und er hatte nicht vor zu warten, bis man seine Wunde nähte. Er hatte seinen Teil zur Katastrophenhilfe beigetragen und wollte weiterziehen, bevor sie versuchten ihn dazu zu bringen, noch mehr zu tun. Immer noch lagen die Santa Monica Mountains und ein im Smog erstickendes Tal zwischen ihm und Beth.
    Er stand auf und sah sich nach Buck um, was bedeutete, dass er mit offenen Augen und erhobenem Kopf zwischen den Verletzten herumlaufen musste und ihre Gesichter zum ersten Mal tatsächlich wahrnahm. Sie sahen alle gleich aus. Ganz egal, ob sie verletzt waren oder nicht oder wie schwer sie verletzt waren. Sie hatten alle die gleiche Körpersprache, den gleichen Ausdruck. Es war nicht Angst, Sorge oder Schmerz, auch wenn es davon ebenfalls mehr als genug gab. Sie sahen alle verloren aus. Alles, was ihnen etwas bedeutet hatte, war verschwunden. Ihre Häuser, ihre Jobs, ihre Familien, ihre eigenen Körper, der Boden unter ihren Füßen, alles zunichte.
    Marty erinnerte sich daran, wie er von der eingestürzten Überführung weggegangen war, nachdem er Franklin gerettet hatte. Das Erste, was er bemerkt hatte, war Bob Baker’s Marionettentheater, und er hatte sich nicht vorstellen können, warum es existierte und wie es überlebte. Damals hatte er die Bedeutung eines Puppentheaters in einer modernen Welt nicht verstanden. Jetzt schon.
    Sie alle waren Puppen, mit Leben erfüllt durch die Grundstücke, Verpflichtungen und Beziehungen, an die sie gebunden waren, und die jetzt alle abhanden gekommen waren. Das Erdbeben hatte all diese Fäden durchtrennt.
    Marty wusste, dass es ihm kein bisschen anders erging. Er klammerte sich an diesen einen Faden, der ihm übrig geblieben war, den einen, der ihn wieder zu Beth führen sollte.
    Und Buck, der hielt sich an dem einen dünnen Faden fest, der ihn am Leben hielt: seine Harter-Kerl-und-Kopfgeldjäger-Rolle. Er brauchte es, ein Held zu sein, ständig zu beweisen, dass er Eier hatte, und in einer Situation auf Leben und Tod die eine, alles entscheidende Bewegung zu machen – wahrscheinlich war das der Grund, warum er keine Mühen scheute, um solche Situationen zu provozieren, wenn das Schicksal gerade keine Lust dazu hatte.
    Zumindest war das Martys spontane, küchenpsychologische Sicht der Dinge. Wahrscheinlich war es eine verkürzte Sicht und zu einfach gedacht, aber es war die beste Erklärung, die er für Bucks undurchschaubaren, wenngleich eindimensionalen Charakter bisher hatte finden können.
    Er fand Buck auf einer Krankentrage, wo er gerade Blut spendete und Oreos aß. Es machte Marty wütend. Buck war der letzte Mensch, von dem er erwartet hätte, dass er irgendwo herumlag, wo sie doch schon längst wieder unterwegs sein sollten.
    »Was tust du hier? Du hast schon Blut gespendet.«
    »Um ehrlich zu sein, hab ich nicht. Ich hab nur die Kekse gegessen.«
    Marty blickte auf seine Uhr. Es war fast ein Uhr, und er hatte noch einen weiten Weg vor sich. »Verdammt, Buck. Warum konntest du das nicht erledigen, während ich gespendet habe? Jetzt wird es doppelt so lange dauern, bis wir hier rauskommen, und ich will endlich los.«
    »Dann geh.«
    Das war kein arglistiger Konterversuch. Buck sagte es ganz beiläufig, ohne Heimtücke oder Bitterkeit, und überraschte Marty damit völlig. Marty wusste nicht, was er davon halten sollte.
    »Meinst du das ernst?«
    »Die brauchen mich hier. Blut spenden. Die Massen im Griff behalten. Die Kekse bewachen. Was auch

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