The Walking Dead 2: Roman
ist Philip, der mit seinem typischen Schritt durch das Wohnzimmer geht. Sein Puls wird wieder langsamer, er saugt frische Luft in die Lungen. Jetzt ist er wieder ganz der Governor – mit klaren, scharfen Augen. Beim fünften Mal Klopfen öffnet er die Tür. »Was zum Teufel ist so verdammt wichtig, dass ich um diese Zeit …«
Obwohl er die Frau noch gar nicht richtig einordnen kann, hält er inne. Er hat einen seiner Männer erwartet, Gab oder Bruce oder Martinez, die ihn wegen irgendeiner Kleinlichkeit wie einem Feuer oder mal wieder einem Kampf zwischen den Stadtbewohnern nerven.
»Passt es vielleicht gerade nicht? Soll ich ein anderes Mal wiederkommen?«, schnurrt Megan Lafferty. Ihr Kopf ist träumerisch zur Seite geneigt. Sie lehnt am Torpfosten. Die Bluse unter ihrer Jeansjacke ist aufgeknöpft und gibt den Blick auf einen üppigen Ausschnitt frei.
Der Governor starrt sie mit seinem steten Blick an. »Schätzchen, ich habe keine Ahnung, was du vorhast, aber ich bin gerade sehr beschäftigt.«
»Hab mir nur gedacht, dass du vielleicht ein bisschen Gesellschaft vertragen könntest«, gibt sie mit gespielter Unschuld zum Besten. Sie sieht aus wie das typische Flittchen: Ihre weinfarbenen Locken hängen in verlockenden Strähnen über die von Drogen entspannten Gesichtszüge. Außerdem trägt sie zu viel Make-up, beinahe wie ein Clown. »Aber ich verstehe das durchaus, wenn du so viel zu tun hast.«
Der Governor seufzt. Ein Lächeln zieht seine Mundwinkel ein wenig in die Höhe. »Irgendwie machst du nicht den Eindruck, als ob du gekommen bist, um dir ein bisschen Mehl zu leihen.«
Megan wirft einen Blick über die Schulter. Die Angst steht ihr im Gesicht geschrieben. Außerdem blickt sie sich immer wieder um, lässt ihn von den Schatten des leeren Korridors bis zur Tür wandern und kratzt sich ihr Tattoo mit dem chinesischen Charakter an ihrem Ellenbogen. Niemand kommt jemals hierher. Die Wohnung vom Governor ist tabu, selbst für Gabe und Bruce.
»Ich … Ich habe nur gedacht … Ich …«, stottert sie.
»Musst keine Angst haben, Schätzchen«, beruhigt der Governor sie endlich.
»Ich wollte nicht …«
»Jetzt komm schon rein«, lädt er sie ein und nimmt ihren Arm. »Ehe der Tod dich da draußen holt.«
Er zieht sie in den Flur und schließt dann die Tür hinter ihr. Das Geräusch des Bolzens erschreckt Megan. Sie fängt schneller an zu atmen, und der Governor kann nicht anders, als das Heben und Senken ihrer überraschend üppigen Brüste unter der Bluse, ihre kurvenreiche Figur und ihre drallen Hüften zu bemerken. Dieser kleine Flitzer ist zum Fortpflanzen bereit. Der Governor überlegt, wann er das letzte Mal ein Kondom benutzt hat. Wann hat er das letzte Mal überhaupt welche gekauft? Liegen vielleicht noch welche im Medizinschrank herum? »Kann ich dir vielleicht etwas zu trinken anbieten?«
»Gerne.« Megan schaut sich um, nimmt die spartanisch eingerichtete Wohnung in sich auf – die Überreste von Teppichen auf dem Boden, die nicht zueinanderpassenden Stühle, das Sofa, das aus irgendeinem Diakonie-Laden hätte stammen können. Für einen kurzen Augenblick runzelt sie die Stirn, rümpft die Nase, riecht vielleicht sogar den Gestank aus der Wäschekammer. »Hast du Wodka?«
Der Governor grinst sie an. »Könnte sein, dass ich noch etwas finde.« Er geht zur Bar neben dem mit Brettern verschlagenen Fenster, holt eine Flasche hervor und gießt zwei Finger breit Wodka in zwei Pappbecher. »Habe auch irgendwo Orangensaft«, murmelt er und findet dann den angebrochenen Karton.
Er gesellt sich mit den Getränken wieder zu ihr. Megan gießt sich den gesamten Inhalt des Bechers in einem Schluck die Kehle runter. Sie macht den Eindruck, als ob sie tagelang in der Wüste verschollen war und dies die erste Flüssigkeit zwischen ihren Zähnen ist. Sie wischt sich den Mund ab, rülpst und entschuldigt sich: »Oh … Tut mir leid.«
»Du bist ja eine ganz Süße«, kokettiert der Governor grinsend. »Weißt du was? Bonnie Raitt ist nichts gegen dich.«
Sie senkt den Blick zu Boden. »Der Grund, warum ich bei dir vorbeigekommen bin …«
»Yeah?«
»Der Typ im Lebensmittellager hat mir gesagt, dass du vielleicht ein bisschen Weed oder ein paar Downer hast.«
»Duane?«
Sie nickt. »Hat behauptet, dass du gutes Zeug hättest.«
Der Governor nimmt einen Schluck. »Jetzt muss ich glatt überlegen, woher Duane so etwas wissen will.«
Megan zuckt die Achseln. »Wie auch immer. Die Sache
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