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The Walking Dead 2: Roman

The Walking Dead 2: Roman

Titel: The Walking Dead 2: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kirkman , Jay Bonansinga , Wally Anker
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Groll oder Hass in einer Stimme, wie ein Lehrer, der am Ende der Klassenarbeit verkündet, dass es Zeit ist, die Stifte abzulegen.
    Dann erst merkt er, dass sie auf das Aquarium mit Scott Moons Kopf starrt, und er weiß, dass der Augenblick der Wahrheit gekommen ist: Es ist entweder eine Möglichkeit oder aber ein kritischer Augenblick. Als entscheidungsfähiger Mann weiß Philip Blake, wann er einer Möglichkeit begegnet. Er weiß, wie man einen Vorteil aus einer besseren Situation zieht. Er zögert nie, zieht sich nicht in eine Höhle zurück, ist sich nicht zu gut, die Drecksarbeit selbst zu machen.
    Der Governor greift nach unten, findet den Gummi seiner Unterhose, die ihm noch immer um die Fesseln hängt, und zieht sie hoch. Er stellt sich aufrecht hin und schaut auf die Frau, die jetzt mit den Armen die angewinkelten Beine umklammert. »Los, Kleine … Jetzt machen wir dich erst mal schön sauber und dann unterhalten wie zwei uns ein wenig.«
    Megan fleht und wimmert nur: »Bitte, bitte, bitte, tu mir nichts an.«
    Der Governor beugt sich zu ihr hinab und kneift sie ins Genick, nicht gemein oder so, dass es wehtut, sondern nur, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, und meint: »Ich werde dich nicht noch mal bitten … Jetzt beweg’ deinen Arsch ins Badezimmer.«
    Sie rappelt sich auf die Beine, hält sich den Bauch, als ob er jeden Augenblick platzen könnte.
    »Hier entlang, Schätzchen.« Er schnappt sie sich unsanft am Arm und führt sie durch das Zimmer, durch die Tür zum angrenzenden Badezimmer.
    Als er so im Türrahmen steht und ihr zuschaut, verspürt der Governor auf einmal Reue. Er hätte sie nicht so grob behandeln sollen. Gleichzeitig weiß er aber, dass Philip Blake jetzt nicht nachlassen würde. Philip hat immer das gemacht, was getan werden musste. Er war stark und entschlossen; und der Teil des Governors, der früher einmal »Brian« geheißen hat, muss es jetzt zu Ende bringen.
    Megan ist über das Waschbecken gebeugt und nimmt sich den Waschlappen mit zitternden Händen. Sie lässt das Wasser laufen, benetzt ihn und wischt sich dann zaghaft ab, noch immer bebend. »Ich schwöre bei Gott, ich werde niemandem etwas sagen«, murmelt sie inmitten von Tränen. »Ich will nur noch nach Hause … Ich will alleine sein.«
    »Genau darüber möchte ich mit dir reden«, meint der Governor von unter dem Türrahmen.
    »Ich werde niemandem …«
    »Sieh mich an, Süße.«
    »Ich werde niemandem …«
    »Jetzt beruhige dich doch. Hol mal tief Luft und schau mir in die Augen. Megan, ich habe gesagt, du sollst mir in die Augen schauen!«
    Sie gehorcht. Ihr Kinn bebt, die Tränen kullern ihr die Wangen hinab.
    Er fixiert sie mit seinem Blick. »Du bist ab jetzt mit Bob zusammen.«
    »Wie bitte? Was?« Sie wischt sich die Augen. »Was soll ich sein?«
    »Du bist ab jetzt mit Bob zusammen. Bist du schwerhörig?«, wiederholt der Governor. »Erinnerst du dich an Bob Stookey, den Typ, mit dem du hier aufgekreuzt bist?«
    Sie nickt.
    »Du bist jetzt mit ihm zusammen. Verstehst du? Von jetzt ab seid ihr ein Paar.«
    Sie nickt langsam.
    »Ach, und noch etwas«, fügt der Governor sanft hinzu, beinahe als Nachsatz. »Wenn du irgendjemandem auch nur ein Sterbenswörtchen hiervon erzählst, kommt dein Kopf in das Aquarium neben dem Junkie.«
    Kurz nachdem Megan Lafferty abgehauen ist, in die Schatten des Ganges getaucht, sich zitternd und hyperventilierend den Mantel übergezogen hat, verschwindet der Governor im Nebenzimmer. Er lässt sich mit einem Plumps auf den Liegesessel fallen und starrt auf die Aquarien.
    Er sitzt eine ganze Weile da, starrt auf die Fischtanks, verspürt eine große Leere. Gedämpftes Grunzen hallt durch die Zimmer hinter ihm. Die Kreatur, die einmal seine Tochter gewesen ist, hat wieder Hunger. Dem Governor kommt die Gallenflüssigkeit hoch. Sein Magen verkrampft sich, und seine Augen beginnen zu tränen. Er fängt zu zittern an. Alles, was er getan hat, steigt in ihm auf, und er erleidet einen Schock, einen Schock des Entsetzens, der seine Sehnen zu Eis werden lässt.
    Einen Augenblick später stürzt er nach vorne, fällt vom Stuhl auf die Knie und beginnt zu kotzen. Abendessensüberreste fliegen über den dreckigen Teppich. Er stützt sich jetzt mit den Händen ab, entleert den Rest seines Mageninhalts und lehnt sich dann mit dem Rücken gegen den Liegesessel und keucht nach Luft.
    Ein Teil von ihm – der tief begrabene Teil namens Brian – verspürt die Welle des Ekels, die ihn

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