The Walking Dead 2: Roman
Wasser, und sie trinkt es in zwei großen Schlucken halb aus. Rinnsale laufen ihr die Mundwinkel hinunter, auf ihre Jacke. Bob hilft ihr, den Mantel auszuziehen, und sie setzt erneut an und gießt den Rest hastig in sich hinein. Er wendet den Blick ab, als er bemerkt, dass ihre Bluse schief zugeknöpft ist. Der Bauchnabel ist zu sehen, und sie gibt einen Blick auf eine Reihe roter Flecken und tiefer Kratzer auf ihrem Brustbein zwischen ihren blassen Brüsten frei. Der BH sitzt schief, und einer ihrer Nippel ist erigiert.
»Hier, Kleine«, versucht er, sie zu beruhigen, und geht zum Wäscheschrank im Flur. Er holt eine Decke, kehrt zurück und legt sie Megan fürsorglich um die Schultern. Sie fängt sich wieder, bis das Schluchzen zu einer Reihe keuchender, stoßender Atemzüge abgeebbt ist. Sie starrt zu Boden. Ihre kleinen Hände liegen mit den Handflächen nach oben auf ihrem Schoß, als ob sie vergessen hatte, wozu man sie benutzen kann.
»Ich hätte nie …«, beginnt sie und hält dann inne. Ihre Nase läuft, und sie wischt sie ab, schließt die Augen. »Was habe ich bloß getan … Bob … Was zum Teufel ist bloß los mit mir?«
»Nichts ist los mit dir«, tröstet er sie sanft und legt den Arm um sie. »Ich bin jetzt hier, Süße. Ich passe auf dich auf.«
Sie schmiegt sich an ihn, legt den Kopf an seine Schulter, und atmet jetzt regelmäßiger. Bald schon holt sie in langen Abständen Luft, als ob sie einschläft. Bob erkennt sofort die typischen Schocksymptome. Ihre Haut ist eiskalt. Er deckt sie vernünftig zu, und sie schmiegt sich enger an seinen Hals.
Bob wird von einer Flutwelle von Emotionen heimgesucht, gibt sich einem Seufzer nach dem anderen hin.
Er hält Megan eng an sich, sucht nach den richtigen Worten. Sein Kopf schwirrt vor lauter widersprüchlichen Gefühlen. Einerseits ekelt ihn ihre Geschichte von den abgehackten Köpfen und Scott Moons geschändetem Leichnam an. Zudem kommt ihm die Frage in den Sinn, was sie überhaupt beim Governor zu suchen hatte. Aber Bob überkommt auch ein Gefühl des unerwiderten Verlangens. Die Nähe ihrer Lippen, die Wärme ihres Schlüsselbeins, der Glanz ihrer Locken, die ihr Kinn streifen – all das benebelt Bob schneller und stärker, als eine ganze Kiste zwölf Jahre alten Bourbons. Er kämpft gegen das Verlangen an, sie auf die Stirn zu küssen.
»Das wird schon wieder«, flüstert er ihr sanft ins Ohr. »Wir machen das schon.«
»Oh, Bob …« Ihre Stimme klingt benommen, vielleicht ist sie noch high. »Bob …«
»Alles wird gut«, wiederholt er, fährt ihr über die Haare mit seiner schmierigen, knorrigen Hand.
Sie reckt den Hals in seine Richtung und küsst ihn auf das unrasierte, grauhaarige Kinn.
Bob schließt die Augen, und eine Welle des Begehrens schwappt über ihn hinweg.
Sie verbringen die Nacht zusammen. Zuerst versetzt Bob der Gedanke in Panik, dass er sich eine so lange Zeit in Megans unmittelbarer Nähe aufhalten wird. Bob hat seit elf Jahren keinen Sex mehr gehabt, nicht seitdem er das letzte Mal mit Brenda, seiner verstorbenen Frau, zusammen gewesen war. Jahrzehntelanger Alkoholmissbrauch hat Bobs Manneskraft mehr als nur angeschlagen. Aber das Verlangen glüht noch immer in ihm wie ein schwelendes Stück Kohle. Er will sie so sehr, dass sein Hals rau wird wie Sandpapier und ihm heiße Schauer den Rücken rauf und runter laufen.
Aber die beiden schlafen nur ruhelos ineinander verschlungen, liegen unter den vollgeschwitzten Decken im Doppelbett im hinteren Zimmer. Bob ist erleichtert, dass sie nicht einmal annähernd dazu kommen, Sex zu haben.
Während der gesamten Nacht schweben in Bobs fiebrigen Gedanken halb geformte Bilder herum, wie sie auf einer einsamen Insel umgeben vom zombiesicheren Meer miteinander schlafen. Allerdings wird diese Vorstellung immer wieder von der harschen Realität der kleinen Wohnung unterbrochen, in der sie sich befinden. Bob wundert sich nicht schlecht über die unglaubliche Tatsache, dass er Megans unregelmäßiges Atmen an seiner Seite hört, die Wärme ihrer Hüften an seinem Bauch spürt, Strähnen ihrer Haare sein Gesicht kitzeln, ihr moschusartiger, süßer Geruch seine Sinne betört. Merkwürdigerweise fühlt er sich zum ersten Mal, seitdem die Plage ausgebrochen ist, wieder als ganzer Mensch. Er verspürt einen beinahe wahnwitzigen, alles belebenden Schimmer der Hoffnung. Die verstörenden Untertöne des Verdachts und gemischter Emotionen, was den Governor angeht, schmelzen in dem
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