The Walking Dead 2: Roman
blinzelt, sagt aber kein Wort. Ihr Herz fühlt sich an, als ob es aus Asche wäre, das Blut in ihren Venen scheint zu gefrieren. Aus der Ferne dringt gewaltiges Donnern an ihre Ohren.
Der Governor geht auf sie zu. »Los, Bruce, mach schon. Gib ihr die Waffe.«
Eine schier unendlich lange Zeit scheint zu vergehen, aber irgendwie hält Lilly auf einmal das Schießeisen in der Hand. Neben ihr windet und krümmt sich das Ding, das einmal Megan Lafferty gewesen ist. Ihr Nervensystem kommt in Fahrt, ihr Mund öffnet sich, um schimmlige, graue Zähne zu entblößen. Lilly kann vor lauter Tränen kaum etwas sehen.
»Befördere deine Freundin ins Jenseits, Lilly«, drängt der Governor sanft.
Lilly hebt die Waffe. Megan reckt den Kopf hoch, will Lilly an die Kehle, wie ein Embryo, der aus dem Mutterkuchen schlüpft. Ihre Zähne klappern vor Hunger, schnappen nach ihr. Lilly hält die Mündung gegen ihre Stirn.
»Tu es, Lilly. Erlöse sie.«
Lilly schließt die Augen. Der Hahn brennt ihr am Finger wie ein Eiszapfen. Als sie die Augen wieder öffnet, sieht sie, wie die Kreatur plötzlich zu ihr hochschnellt, den Mund aufgerissen und bereit, die Zähne in Lillys Halsschlagader zu versenken.
Es passiert so schnell, dass Lilly beinahe nichts von allem mitkriegt.
Ein Schuss ertönt.
Lilly fällt auf den Hintern. Die Waffe gleitet ihr aus der Hand, Megans Schädeldecke explodiert in einer dunkelroten Wolke, und der Bürgersteig wird mit Gehirnfetzen übersät. Der reanimierte Leichnam sackt zusammen und liegt noch immer halb vom Laken verdeckt auf dem Boden. Die haiartigen Augen starren gen Himmel.
Einen Augenblick lang liegt Lilly auf dem Rücken, die Wolken über ihr. Sie ist völlig verwirrt. Wer hat den tödlichen Schuss abgegeben? Hat Lilly nicht abgedrückt? Wenn nicht sie, wer dann? Sie reibt sich die Augen, versucht, den Governor anzublicken, der über ihr steht, aber er starrt auf etwas oder jemanden zu seiner Rechten, die Miene wie versteinert.
Dann steht Bob Stookey über dem Leichnam Megan Laffertys, den .38er noch immer in der Hand. Sein Arm hängt jetzt beinahe leblos von der Schulter herab. Die Waffe raucht noch.
Die Trostlosigkeit ist in Bobs wettergegerbtes, mit tiefen Falten versehenes Gesicht geschrieben. Der Anblick droht Lilly das Herz zu brechen.
Während der nächsten Tage achtet niemand auf das sich ändernde Wetter.
Bob ist viel zu sehr damit beschäftigt, sich ins Nirwana zu saufen, um etwas so Nebensächliches wie Kalt- oder Warmfronten zu bemerken, während Lilly den Großteil ihrer Zeit damit verbringt, eine vernünftige Beerdigung für Megan zu organisieren. Sie soll ein Grab neben Josh erhalten. Der Governor verbringt die meiste Zeit damit, die nächste Schlacht in der Arena vorzubereiten. Er hat große Pläne für die nächsten Shows, bei denen auch Zombies kämpfen sollen.
Gabe und Bruce verarbeiten die toten Wachen in einem Nebenlager hinter der Rennbahn und zerlegen sie in ihre Einzelteile. Der Governor braucht sie, um sie an seine immer größer werdende Sammlung von Zombies zu verfüttern, die in einem geheim gehaltenen Raum tief in den Katakomben des Stadions eingesperrt sind. Die beiden Handlanger des Governors kommen kaum noch hinterher und werben einige der jüngeren Männer von Martinez’ Bande an, um mit Kettensägen die menschlichen Überreste in dem dreckigen, dunklen Schlachthaus neben der Leichenhalle in Zombiefutter zu verwandeln.
Während jeder seiner Arbeit nachgeht, ziehen die für den Januar so typischen Regenfälle mit langsamer, beinahe tückischer Art über das Land hinweg.
Anfangs verbreiten die Ausläufer des Sturms noch wenig Besorgnis – hier und da ein Schauer, der die Gullis mal überlaufen lässt oder die Straße mit Eis bedeckt. Die Temperaturen halten sich um den Gefrierpunkt. Aber das Blitzen in der Ferne und der aufgewühlte schwarze Himmel am westlichen Horizont tun das Ihre, damit die Leute zu reden beginnen. Niemand weiß genau, warum gerade dieser Winter ein außergewöhnlicher für Georgia werden sollte. Eigentlich herrschen in dem Bundesstaat für gewöhnlich milde Winter. Ab und zu gibt es sintflutartige Regenfälle, sogar Schnee oder vielleicht in seltenen Fällen einen Eissturm, aber niemand ist auf das vorbereitet, was in den kommenden Tagen über den Obstgürtel der Vereinigten Staaten hereinbrechen wird. Ein Tief aus Kanada nähert sich mit gewaltigen Schritten.
Das Wetteramt in Peachtree City, das noch immer mithilfe von Generatoren
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