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The Walking Dead 2: Roman

The Walking Dead 2: Roman

Titel: The Walking Dead 2: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kirkman , Jay Bonansinga , Wally Anker
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Stadt wieder frei.
    »Die Show muss weitergehen, Bob«, meint der Governor am späten Nachmittag im Stadion. Die grellen Flutlichter scheinen durch den Nebel auf ihn herab, und das Nageln der Generatoren dröhnt in der Ferne. Die Luft riecht nach Gas, Alkalien und brennendem Müll.
    Die Oberfläche der Rennbahn wiegt sich im Wind, der Schlamm ist so dick wie Haferbrei. Der Regen hat auch das Stadion und die Rennbahn nicht verschont, und das Wasser steht teilweise einen halben Meter hoch. Die mit Eis überzogenen Tribünen funkeln vor sich hin und werden von ein paar Arbeitern mit Gummiwischern und Schaufeln freigekratzt.
    »Hä?« Bob Stookey hockt fünf Meter hinter dem Governor auf einer der Tribünen.
    Gedankenverloren entkommt ihm ein Rülpser, der Kopf rollt im Vollrausch auf seinen Schultern hin und her. Bob sieht wie ein verlorener, kleiner Junge aus. Neben ihm liegt eine ausgetrunkene Flasche Jim Beam auf der mit Eis überzogenen, stählernen Sitzbank. Eine weitere, noch halb voll, hält er in seiner schmierigen, klammen Hand. Er hat die letzten fünf Tage durchgesoffen, seitdem er Megan Lafferty aus dieser Welt befördert hat.
    Ein unverbesserlicher Säufer kann den Rausch besser aufrechterhalten als ein x-beliebiger Gelegenheitstrinker, denn die erreichen den Höhepunkt ihrer Trunkenheit, indem sie dieses Prickeln verspüren und sich in Gesellschaft wohlfühlen, kurz bevor ihnen der Vollrausch jeglichen Verstand raubt. Bob jedoch kann das Delirium erst nach einer Flasche Whiskey erreichen und für Tage aufrechterhalten.
    Aber jetzt hat Bob Stookey das Ende seines Saufgelages erreicht. Nachdem er täglich vier Flaschen geleert hat, fängt er an, ständig einzunicken. Die Realität entgleitet ihm immer mehr, er beginnt zu halluzinieren, beinahe ohnmächtig zu werden.
    »Ich habe gesagt, dass die Show weitergehen muss«, wiederholt der Governor etwas lauter und klettert über den ersten Maschendrahtzaun, der ihn von Bob trennt. »Die Leute kriegen langsam Hüttenkoller, Bob. Sie brauchen wieder etwas Ablenkung.«
    »Wohl wahr«, grunzt Bob lallend. Er kann kaum den Kopf gerade halten und lugt unstet zum Governor hinab, der jetzt direkt vor der Tribüne steht und Bob unheilvoll durch den Maschendrahtzaun anblickt.
    In Bobs fiebrigen Augen sieht der Governor unter dem kalten Flutlicht wie ein Dämon aus. Über seinem Kopf mit den nach hinten gezogenen, zu einem Pferdeschwanz gebundenen schwarzen Haaren schwebt ein silberner Heiligenschein. Sein Atem ist als silbriger Rauch sichtbar, und sein schwarzer Fu-Manchu-Schnauzer wippt auf und ab, als er weiter auf Bob einredet: »So ein kleiner Wintersturm kann uns nichts anhaben, Bob. Ich habe da eine Idee … Das wird die Leute umhauen. Warte es nur ab. So etwas hast du in deinem ganzen Leben noch nicht gesehen.«
    »Hört sich … gut an«, stammelt Bob. Sein Kopf fällt nach vorne, und ein dunkler Schatten legt sich über seine Augen.
    »Morgen Abend, Bob.« In Bobs schummrigem Blick scheint das Gesicht des Governors wie ein Geist in der Luft zu schweben. »Das wird allen eine Lehre sein, Bob. Von jetzt ab wird hier ein anderer Wind wehen. Recht und Ordnung, Bob. Da kann man so viel lernen, dass einem der Schädel platzen mag. Aber gleichzeitig liefern wir auch eine Supershow, ist doch klar. Das wird ihnen die Zehennägel aufrollen. Das werden wir genau hier erreichen, in diesem Schlamm und der ganzen Scheiße. Bob? Hörst du mir überhaupt zu? Bob? Alles klar bei dir? Hey, alter Mann, immer schön bei mir bleiben!«
    Bob wird schwarz vor Augen. Er verliert das Bewusstsein, fällt vom Sitz, und das Letzte, was er sieht, ist das Gesicht des Governors, das von den rostigen, geometrischen Maschen des Zauns zwischen ihnen in Einzelteile zerschnitten wird.
    »Wo zum Teufel steckt eigentlich dieser Martinez?« Der Governor wirft einen Blick über die Schulter. »Habe schon seit Stunden weder Haut noch Haare von dem Arschloch gesehen.«
    »Jetzt hört mir mal zu«, fordert Martinez die Männer auf und schaut jedem der Mitverschwörer der Reihe nach tief in die Augen. Die fünf sitzen in einem Halbkreis in einer Ecke des düsteren, alten Eisenbahnlagers um ihn herum. Überall hängen alte Spinnweben, und es ist so dunkel wie in einem Grab. Martinez zündet sich einen Zigarillo an, und sein markantes, intelligentes Gesicht wird von Rauch umhüllt. »Man stülpt einen Eimer nicht langsam und vorsichtig über eine Scheißkobra – man tut es so schnell und gezielt wie nur

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