The Walking Dead 2: Roman
möglich.«
»Wann?«, will der Jüngste namens Stevie von ihm wissen. Er hockt neben Martinez, ist groß und schlank, halb schwarz, halb weiß, trägt eine glänzende, schwarze Jacke, hat etwas Flaum über der Lippe und blinzelt nervös mit seinen langen Wimpern in die Runde umher. Stevies scheinbare Arglosigkeit wird nur von seiner Lust getrübt, Zombies zu ermorden.
»Bald.« Martinez zieht an seinem Stumpen. »Ich lasse es euch heute Abend wissen.«
»Wo?«, fragt ein weiterer Mitverschwörer, ein älterer Mann in einer Wolljacke und einem Schal, der auf den Namen Schwede hört. Sein wilder Schopf blonder Haare, das lederne Gesicht und die breite Brust, die zu jeder Tages- und Nachtzeit mit Patronengurten behängt ist, verleihen ihm den Anschein, als ob er gerade aus der französischen Résistance des Zweiten Weltkrieges kommt.
Martinez wirft ihm einen Blick zu. »Das werdet ihr schon früh genug erfahren.«
Der Schwede seufzt genervt. »Wir spielen hier mit dem Feuer, Martinez. Zumindest könntest du uns ein paar Hinweise geben, auf was genau wir uns da einlassen.«
Ein weiterer Mann erhebt die Stimme, ein Schwarzer in einer Daunenweste namens Broyles. »Schwede, der hat schon seine Gründe, warum er uns nichts erzählt.«
»Yeah? Dann klär mich mal auf.«
Der schwarze Mann mustert den Schweden. »Fehlertoleranz.«
»Was meinst du?«
Der Schwarze schaut Martinez an. »Es steht zu viel auf dem Spiel. Nur einer von uns muss gefasst werden, gefoltert und so Zeug.«
Martinez nickt und zieht an seinem Stumpen. »So in der Art … Genau.«
Ein vierter Mann, ein ehemaliger Mechaniker namens Taggert, ergreift das Wort. »Und was ist mit den beiden Kletten?«
»Du meinst Bruce und Gabe?«, vergewissert sich Martinez.
»Ja … Glaubst du, dass wir sie überzeugen können?«
Martinez zieht erneut an seinem Stumpen. »Was glaubst du denn?«
Taggert zuckt die Achseln. »Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass sie damit etwas zu tun haben wollen. Die kriechen Blake derartig in den Arsch, dass sie ihm oben wieder rauskommen.«
»So sieht es aus«, stimmt Martinez zu und holt tief Luft. »Und genau deswegen müssen wir die beiden als Erste aus dem Weg schaffen.«
»Also, wenn ihr mich fragt«, murmelt Stevie, »haben die meisten Leute in der Stadt nichts gegen den Governor.«
»Er hat recht«, pflichtet der Schwede dem Jungen mit nervösem Nicken bei. »Ich würde schätzen, dass sogar neunzig Prozent der Menschen hier das Arschloch mögen und nichts dagegen haben, wie er die Stadt regiert. Solange es genug zu essen gibt, die Barrikade hält und die Show weiter geht … Genau wie die Deutschen in den Dreißigerjahren, als der Sack Adolf Hitler …«
»Alles klar, das reicht.« Martinez wirft den ausgerauchten Zigarillo auf den Boden und tritt ihn aus. »Jetzt hört mal zu … alle Mann.« Er blickt jeden an und spricht mit leiser, monotoner Stimme, in der seine Nervosität mitklingt. »Diese Sache wird abgehen, und zwar schnell und durchgreifend … Sonst enden wir genau wie alle anderen irgendwann im Schlachthaus und werden an Zombies verfüttert. Er wird einen Unfall haben. Mehr braucht ihr im Augenblick nicht zu wissen. Wenn ihr nichts damit zu tun haben wollt, bitte, da ist die Tür. Ich nehme es euch nicht übel. Das ist eure letzte Chance.« Er wird ein wenig persönlicher. »Ihr wart immer gute Arbeiter, gute Männer, ehrlich … Und jemandem vertrauen zu können ist Gold wert, insbesondere hier. Wenn ihr raus wollt, schütteln wir uns jetzt die Hände und das war es. Damit habe ich überhaupt kein Problem. Aber tut es jetzt. Denn wenn das alles erst einmal abgeht, gibt es keine Notbremse mehr, die wir ziehen können.«
Martinez wartet.
Niemand sagt etwas, niemand steht auf und verlässt das Lager.
In jener Nacht sinken die Temperaturen, und die eisigen Nordwinde nehmen zu. Aus den Schloten qualmt Rauch von den vielen Holzfeuern in Woodbury, und die Generatoren brummen sonor vor sich hin. Im Westen leuchten noch immer die Flutlichter des Stadions, und die Vorbereitungen für die große Weltpremiere am folgenden Abend sind in vollem Gang.
Lilly Caul ist allein in ihrer Wohnung über der Chemischen Reinigung. Sie legt zwei halb automatische Handfeuerwaffen mit extra Munition auf ihrem Bett zurecht – zwei .22-Kaliber Ruger Lite, ein extra Magazin und eine Schachtel 32er-Korn Hohlspitzgeschosse. Martinez hat ihr die Waffen gegeben und ihr im Schnelldurchlauf gezeigt, wie man sie neu
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