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The Walking Dead: Roman (German Edition)

The Walking Dead: Roman (German Edition)

Titel: The Walking Dead: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Bonansinga , Robert Kirkman
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nichts Wohltuenderes, als die Treppe herunterzukommen und in die alte, elegante Küche zu treten, die von den Strahlen der Novembersonne erhellt wird. Dazu duftet es nach Kaffee, der die ganze Nacht über auf dem Ofen vor sich hingeköchelt hat.
    Abgesehen von dem wiederkehrenden Gefühl, unter Beobachtung zu stehen, ist alles ziemlich perfekt.
    Die Ahnung, beobachtet zu werden, bestätigt sich für Brian schon ziemlich rasch – genauer gesagt in der zweiten Nacht ihres Aufenthalts. Er ist an diesem Abend in sein Zimmer im ersten Stock gezogen – einem schlichten Nähzimmer mit einem Himmelbett und einem Kleiderschrank aus dem achtzehnten Jahrhundert –, als er plötzlich mitten in der Nacht aufschreckt.
    Er träumte, als Schiffbrüchiger auf einem Floß mitten in einem Ozean von Blut zu schwimmen, als er plötzlich einen Lichtstrahl sieht. Im Traum glaubte er einen fernen Leuchtturm erspäht zu haben, der ihn zu sich lockt, um ihn vor dem unendlichen Meer aus Blut zu erretten. Doch als er aufwacht, merkt er, dass er ein echtes Licht in der richtigen Welt gesehen haben muss – wenn auch nur für eine Sekunde. Es war ein rechteckiges Licht, das über die Decke wanderte. Doch kaum blinzelte er, war es verschwunden.
    Er ist unsicher, ob er nicht nur geträumt hat. Aber jede Faser in seinem Körper drängt ihn dazu, aufzustehen und zum Fenster zu gehen. Er folgt seinem Drang und starrt in die tiefe, schwarze Nacht hinaus. Im Nachhinein könnte er schwören, ein Auto gesehen zu haben, das keinen halben Kilometer entfernt ist und am Ende des Feldwegs vor dem Highway umdrehte. Dann ist es wie vom Erdboden verschwunden.
    Danach ist es für Brian so gut wie unmöglich, in jener Nacht noch ein Auge zuzumachen.
    Als er Philip und Nick am nächsten Morgen davon erzählt, tun sie es als nichts weiter als einen Traum ab. Wer zum Teufel sollte schon vom Highway abbiegen, um dann wieder umzudrehen und weiterzufahren?
    Doch der Verdacht erhärtet sich für Brian während der nächsten eineinhalb Wochen. Nachts sieht er immer wieder Lichter auf dem Highway oder am anderen Ende der Obstplantage. Manchmal kann er in den frühen Morgenstunden sogar das Knirschen von Reifen auf Kies hören. Zumindest könnte er darauf schwören, es gehört zu haben. Doch die Tatsache, dass er allein diese Geräusche wahrnimmt und zudem zu den unmöglichsten Zeiten, ist schier unerträglich für ihn. Er kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass die Villa langsam, aber sicher umzingelt wird. Da die anderen seine Mutmaßungen jedoch weiterhin als Verfolgungswahn abtun, hört er auf, ihnen davon zu erzählen. Vielleicht bildet er sich ja wirklich alles nur ein.
    Jetzt erzählt er nichts mehr von seinen Wahrnehmungen. Er sagt diesbezüglich keinen Ton mehr – bis zu ihrem zweiwöchigen Jubiläum in der Villa, als er kurz vor Sonnenaufgang von einem Klirren von Dosen aus dem Tiefschlaf gerissen wird.

Achtzehn
    W as zum Teufel …«, stammelt Brian in die Dunkelheit, die sein Zimmer einhüllt. Er tastet nach der Kerosinlampe auf seinem Nachttisch, stößt sie aber lediglich um, sodass das Glas zerbricht und die Flüssigkeit ausläuft. Er steht auf und geht zum Fenster. Der Boden ist so kalt, dass seine Füße fast daran kleben bleiben.
    Das Mondlicht erhellt die kristallklare Herbstnacht und verleiht jeder Form einen silbrigen Schein. Brian kann noch immer die Dosen an den Stolperdrähten hören. Auch die anderen haben offenbar etwas mitbekommen, denn es dringen Geräusche aus den anliegenden Zimmern zu ihm. Jetzt sind alle wach, aufgeweckt von den klappernden Dosen.
    Das Merkwürdigste ist – Brian ist sich allerdings nicht ganz sicher, ob er sich das nicht nur einbildet –, dass das Klappern aus allen Richtungen zu kommen scheint. Die Dosen lärmen sowohl hinter der Villa wie auch vor ihr. Brian reckt den Kopf, um besser sehen zu können, als die Tür zu seinem Zimmer aufgeht.
    »Alles klar?« Philip steht mit nacktem Oberkörper im Türrahmen. Er trägt Jeans und Stiefel, die er aber noch nicht zugeschnürt hat. In einer Hand hält er die alte Flinte, und seine Augen sind vor Aufregung weit aufgerissen. »Du schnappst dir die Heugabel, sie steht hinten in der Diele. Schnell!«
    »Beißer?«
    »Jetzt mach schon!«
    Brian nickt und eilt aus dem Zimmer. Vor Panik beginnt er zu keuchen. Er trägt nichts weiter als eine Jogginghose und ein ärmelloses T-Shirt. Als er durch die Villa rennt – die Treppe hinab, quer durch den Salon und in den

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