The Walking Dead: Roman (German Edition)
wiegen jetzt weit über zwanzig Kilo –, kommt sie an etwas vorbei, das auf dem Boden neben einigen Rollen Isoliermaterial liegt und nach einem Menschen aussieht.
April hält inne. Das tote Mädchen auf dem Boden hat nur ein Bein. Es ist zusammengekauert und lehnt mit dem Rücken an der Wand. Die Spuren aus Blut und Gewebe deuten darauf hin, dass sich das Geschöpf bis hierher geschleppt hat. Die Untote ist nicht viel älter als Penny. April kann sich nicht von ihr abwenden.
Ihr ist klar, dass sie sich so schnell wie möglich auf den Weg machen muss. Aber sie vermag sich nicht von der erbärmlichen, zerstückelten Leiche abzuwenden, die in ihrem eigenen Blut sitzt. Es kommt offensichtlich aus dem schwarzen Stumpen, der einmal ein Bein gewesen ist.
»Um Gottes willen! Ich kann es nicht«, flüstert April. Sie ist sich nicht sicher, was sie damit eigentlich meint: die Kreatur erlösen oder sie bis in alle Ewigkeit in dieser verlassenen Eisenwarenhandlung schmoren lassen.
April zieht den Baseballschläger aus dem Gürtel und stellt die Taschen ab. Vorsichtig nähert sie sich dem Mädchen. Die Tote auf dem Boden bewegt sich kaum …
»Es tut mir leid«, flüstert April und versenkt den Baseballschläger im Schädel des Mädchens. Der Schlag wird von einem feuchten Geräusch begleitet, das an brechendes Holz erinnert.
Der Zombie gleitet lautlos ganz zu Boden. April steht da, schließt für einen Moment die Augen und versucht, den Anblick aus ihrem Gehirn zu löschen – ein Anblick, der sie wahrscheinlich trotzdem für den Rest ihres Lebens verfolgen wird.
Zu sehen, wie der Schaft des Schlägers ein klaffendes Loch in einen Schädel reißt, ist schlimm genug. Aber was April in dem kurzen, fürchterlichen Augenblick mitbekam, bevor sie auf das Wesen einschlug, war noch schrecklicher: Entweder war es ein unbedeutendes Aufflattern bereits abgestorbener Nerven oder ein echtes Begreifen. Jedenfalls wandte sich das untote Mädchen in jenem Augenblick ab, als der Baseballschläger auf es niederzischte.
Ein Geräusch aus dem vorderen Teil des Ladens reißt April aus ihren Überlegungen. Rasch schultert sie die Taschen und eilt zum Ausgang. Doch sie kommt nicht weit. Abrupt hält sie inne, als sie bemerkt, dass ihr ein zweites Mädchen den Weg versperrt.
Es steht keine fünf Meter vor April zwischen den demolierten Metallgittern und trägt das gleiche Kleid wie das Geschöpf, das April gerade ins Jenseits befördert hat.
Zuerst glaubt April ihren Augen kaum zu trauen. Handelt es sich vielleicht um den Geist des Zombies, den sie soeben erlöst hat? Verliert sie jetzt den Verstand? Aber als das zweite Mädchen schlurfend den Gang entlang auf sie zukommt und schwarzer Speichel über ihre aufgeplatzte Lippe läuft, fällt bei April der Groschen: Zwillinge – dieses Mädchen hat noch beide Beine!
Eineiige Zwillinge.
»Na dann«, sagt April laut. Sie ist bereit, sich den Weg freizukämpfen.
Langsam geht sie, den Baseballschläger wieder in den Händen, auf das kleine Monster zu und holt aus, als ein lauter Knall hinter dem Zwilling ertönt. April blinzelt überrascht.
Die Kugel schlägt in eine übrig gebliebene Scheibe und zerschmettert den Schädel des wandelnden toten Zwillings. April zuckt zusammen, als sie ein feuchter, schwarzer Nieselregen trifft, während das Mädchen in sich zusammensackt. April seufzt erleichtert auf.
Philip Blake steht vor dem Laden auf der leeren Straße und schiebt gerade ein neues Magazin in seine Ruger.
»Bist du das?«, fragt er leise.
»Ja, ich bin hier! Es geht mir gut!«
»Ich weiß, dass es nicht höflich ist, eine Lady zu drängen, aber sie kommen!«
April nimmt ihre geplünderten Schätze, steigt über die blutigen Überreste des Mädchens, die ihr den Weg versperren, und zwängt sich durch die Gitterstäbe hinaus auf die Straße. Sofort begreift sie, in welcher Situation sie sich befinden: Eine Masse von Zombies kommt mit dem kollektiven Eifer einer ausgeflippten Gemeinde um die Ecke.
Philip nimmt April eine der Taschen ab, und beide rennen so schnell sie ihre Beine tragen zum Haus zurück.
Wenige Sekunden später stolpern bereits fünfzig Beißer von beiden Seiten auf sie zu.
Brian und Nick spähen durch das verstärkte Glas der Eingangstür und sehen, wie sich die Situation blitzschnell ändert.
Horden von Zombies kommen jetzt von beiden Seiten die Straße herunter auf sie zu. Wohin sie auch immer verschwunden waren – jetzt sind sie jedenfalls auf dem
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