Thekenwelt - Apéritif pour trois (German Edition)
Schwierigkeiten und er war ihr sympathisch. „Du würdest kein Geld bekommen für ein Praktikum“, lautete ihr Einwand.
„Schon klar.“ Darüber hatte er gar nicht nachgedacht.
„ Was hältst du von zwei Wochen? Dann kannst du dir ein ganz gutes Bild machen.“
„ Okay. Ja, warum nicht?“ Tornado staunte, wie glatt die Sache lief. Er hatte fest mit einem Rauswurf gerechnet.
„ Gut.“ Sie lächelte. „Ich denke ich weise dich der Raupengruppe zu. Wendy hast du ja schon kennengelernt. Für die Hamstergruppe sind ich und Frau Ono zuständig.“ Raupengruppe! Heilige Scheiße.
Die Leiterin führte ihn durch die Räume. Ein Toberaum, in dem eine Sprossenwand und ein paar gammelige Turnmatten lagen, ein Entspannungszimmer mit Discokugel und weichen Sitzsäcken, die Gruppenräume, ein kleiner hässlicher Hof, Miniaturklos und eine Küche. Es war überschaubar.
Wendy lächelte, als Frau Bellevue ihr Tornado übergab. „Ich stelle dich gleich beim Stuhlkreis offiziell vor, solange guckst du dich einfach um und lernst die Kinder kennen, okay?“
Stuhlkreis. Tornado bekam Zahnschmerzen. Er käme morgen einfach nicht wieder! Wendy nickte ihm aufmunternd zu und schüchtern schob er seinen Hintern auf einen der viel zu kleinen Stühle, um ein paar malende Kinder zu belustigen.
„Hiho“, sagte er selbstbewusst, „was macht ihr denn so hier?“
„ Ich male einen Pilz.“ Das kleine dunkelhaarige Mädchen sah nicht von ihrem Blatt auf und Tornado scherzte: „Es gibt coole Pilzsorten, wenn man die isst , dann … äh … schmecken sie gut“, vervollständigte er den Satz schuldbewusst und ermahnte sich nicht der kindergarteneigene Drogenberater zu werden.
„ Pilze schmecken ekelhaft.“ Die Kleine rümpfte die Nase „In meinem wohnen Monster.“
„ Cool!“, erwiderte Tornado anerkennend. Da musste man erst mal drauf kommen. Kai sollte das einmal zeichnen! Mit seiner grundsätzliche Depristimmung käme bestimmt was Irres dabei heraus.
„ Was machst du hier? Bist du ein Papa?“, fragte ein bebrillter Junge, der so eine Art Urknäuel in allen Farben des Regenbogens auf das Papier bannte.
„ Nee. Ich bin jetzt hier um Wendy ein bisschen zu helfen und mit euch zu spielen.“
„ Wir haben eine Murmelbahn.“ Der Junge sah auf.
„ Na wenn das nichts ist!“, sagte Tornado ernsthaft und der kleine Zeichner nahm ihn an die Hand und führte ihm geschätzte zwölftausend Mal vor, wie das Holzauto nach sechzehn Etagen immer wieder aufs Neue unten ankam.
„ Wir sollten die Zeit stoppen, welches Auto schneller ist. Das blaue oder das gelbe.“ Tornado zog sein Handy aus der Tasche und suchte die Stoppuhrfunktion. Eine kleine Traube bildete sich um das Holzspielzeug, die abwechselnd zu gelb oder blau hielt, je nachdem, welches Auto besser abschnitt. Die kleinen Opportunisten!
In der zeitlich reglementierten Hofzeit spielten sie Fußball. Es fehlte nicht viel, dass Tornado sich ernsthaft mit dem fünfjährigen Abwehrspieler anlegte, dem linken Rotzlöffel . Er besann sich auf sein Alter, schlichtete wütende Diskussionen, verhinderte Handgreiflichkeiten und als er auf die Uhr sah, war es bereits halb eins. Die Stunde des Stuhlkreises. Das Pilzmädchen verteidigte ihren Sitzplatz neben Tornado und lehnte ihren Kopf an seinen Oberarm.
Es war grauenhaft. Nachdem Wendy ihn vorgestellt und die Kinder ihn mit einer Menge neugieriger Fragen löcherte, wurden enthirnte Lieder gesungen. Tornado wand sich auf dem Ministuhl und begann sich erst zu entspannen, als er sah, dass die Kleinen das im Gegensatz zu ihm tatsächlich super fanden. Die hatten Spaß! Er lächelte über den Eifer, mit dem sie ihre Hände passend zu den Strophen bewegten und kleine Sitzplatztauschspiele machten. So schlimm war es gar nicht, wenn man über die richtige Einstellung verfügte, stellte er fest und das Mädchen neben ihm befand missbilligend: „Singen kannst du nich so gut.“
Fünf Kinder wurden an diesem Tag nicht abgeholt und Wendy rief die Eltern, die entweder zu vergesslich oder zu versoffen waren, um an ihren Nachwuchs zu denken. Mit einer Engelsgeduld versuchte Wendy zu überzeugen, dass ein Kindergarten nicht der geeignete Schlafplatz für Vierjährige sei. Währenddessen machte Tornado Späße, um die enttäuschten Kinder abzulenken. Als er hörte, wie Wendy argumentierte, sie könne unmöglich die Verantwortung der Eltern übernehmen, nahm er ihr ungeduldig den Hörer aus der Hand. „Was ist Ihr verdammtes Problem?“ Er
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