Thekenwelt - Apéritif pour trois (German Edition)
maßgeschneidert.“
Tornado wäre am liebsten wieder über ihn hergefallen, als er sich bückte, um seine Socken anzuziehen.
„ Kennst du eigentlich diesen Typ von der Party? Jérôme heißt er.“
„ Ja. Wieso?“ Biscuit griff nach einem beigefarbenem Hemd und hielt es prüfend vor eine Krawatte.
„ Wie ist er?“
„ Hmmm“, dachte Biscuit nach, „er ist in erster Linie jemand, der an seinen Lebensstil glaubt. Seine Möbel, sein Job, sein Haarschnitt, sein Auto, seinen Sex, seine Meinung. Und das macht aus ihm einen ziemlichen Langweiler. Deshalb habe ich nicht viel mit ihm zu tun.“ Er warf Tornado einen Seitenblick zu. „Er ist mit einem Freund von dir zusammen, richtig?“
„ Ja. Leider. Bist du reicher als dieser Arsch?““
Moody band sich einen Knoten und antwortete: „Ja, bin ich.“ Er warf einen letzten Blick in den Spiegel und setzte sich auf die Bettkante.
„Du willst wissen wie reich. Stimmt's?“
Tornados Augen wurden rund, daran hatte er nicht gedacht, aber er gab zu: „Ja, aber nur weil ich sichergehen wollte, dass du den Größeren hast.“ Er sah Biscuit grinsen, dann fuhr er, den anderen Faden wieder aufnehmend, fort: „Glaubst du, er ist gut zu Tango?“
Ratlos schüttelte Biscuit den Kopf. „Ich weiß es nicht. Sie führen eine Beziehung, in der es keine Augenhöhe gibt. Kann man in diesem Rahmen gut sein? Was ist Gut-sein überhaupt? Letztlich verlangt diese Form der Lebensführung eine gewisse Statik. Und der Mensch ist meiner Ansicht nach nicht statisch. So zu leben ist ... ist entwicklungshemmend.“
Wirklich verstand Tornado ihn nicht, aber es beruhigte ihn zu wissen, dass Moody offensichtlich nicht viel von diesem 24/7-Kram hielt.
„Ich muss los. Sei bitte um sechs hier und warte auf mich.“
Tornado warf sich auf die Matratze, zufrieden endlich alleine zu sein. Er musste Ordnung in seinem Kopf schaffen. Der Kuss. Der Koch. Der Kai.
Sei bitte um sechs hier und warte auf mich. Erst jetzt fiel es dem Blonden auf. Moody war schon gegangen, zu spät für Tornado, ihm hinterher zu rufen, dass er vielleicht auch andere Pläne haben könnte. Hatte er zwar nicht, aber trotzdem!
Kopf-hoch-Welt
Kai packte seine wenigen Besitztümer. Die Matratze würde er aus dem Fenster schmeißen, sie konnte ja nicht zerbrechen, anstatt sie sechzehn Stockwerke durch das Treppenhaus zu schleppen.
Er zögerte kurz, bevor er sich an den Küchentisch zu seiner Mutter setzte, die Wäsche faltete. Er beobachtete ihre knappen, schlechtgelaunten Bewegungen.
„ Was gibt’s?“
Wenn Kai mit ihr alleine war, konnte er sich in ihrer Gegenwart nahezu entspannen. „Ich möchte heute … nein ich werde heute hier ausziehen.“
„Verdammt nochmal, wenn du immer flüsterst, wie eine verschreckte Maus, kann ich dich nicht hören.“
Kai wiederholte etwas lauter: „Ich werde heute ausziehen.“
„Ich versteh dich nicht.“
Entnervt sprang Kai auf, die Alte hatte gute Ohren, was sollte das?
„Ich werde heute aus diesem Scheißladen hier ausziehen!“, brüllte er wütend.
Sie grinste. „Ich wollte nur sichergehen, dass du draußen gehört wirst, wenn dich hier schon keiner gehört hat.“
Kai sah sie überrascht an. Das war das netteste, was seine Mutter je zu ihm gesagt hatte.
Er sah ihr graues Gesicht und fühlte einen leisen Schmerz.
„Wo ziehst du hin?“
„ Ich ziehe ...“ Es war ihm zu kompliziert ihr die tatsächlichen Umstände zu erklären, zumal sie eisern über seine Homosexualität schwiegen, für die seine Mutter Tornado verantwortlich machte. „... mit Tornado zusammen in eine kleine Wohnung.“
„ Was für eine Überraschung“, murrte sie sarkastisch.
Sie sah Kai an und er merkte wie schwer es ihr fiel zu reden. „Wär schön, wenn du mich hin und wieder besuchen würdest.“
„Na klar ...“, versprach er traurig.
Sie nickte in ihren Wäscheberg.
Beide wussten, er würde das Versprechen nicht halten.
Mit zwei Kisten und einer Matratze neben sich, wartete Kai vor dem Hochhaus auf Biscuit. Eine Gruppe Jungs, die sich gegenüber des Eingangs versammelt hatte, verspotteten ihn, und Kai betrachtete seine Fußspitze, als ob er sie nicht hören konnte.
Aber er hörte sie, jedes einzelne Wort hörte er laut und deutlich und wie immer bestanden seine Peiniger für ihn nur aus Stimmen, wie körperlose Geister.
Er hob langsam den Kopf und blickte in ihre Gesichter, während sie sich über ihn lustig machten und als sie begannen sich zu wiederholen,
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