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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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Idee.“
    Die plötzliche Solidarität der gebrochenen Herzen ließ mich auf eine weitere geniale Idee stoßen. Polly konnte mich kaum mehr hassen, als sie es ohnehin tat, wenn ich sie in die Realität umsetzte. Ich leuchtete ihm direkt mit der Taschenlampe ins Gesicht und sah ihn ganz genau an. „Kann ich dir vertrauen?“
    „Schätze schon?“ Als er mich so fragend anblickte, fiel mir wieder einmal auf, wie jung er wirkte. Ihm fehlte die Härte, die ich an den anderen Andraket festgestellt hatte, obgleich diese fehlende Eigenschaft durch seine Hartnäckigkeit wohl vollkommen ausgeglichen wurde.
    „Wie bist du überhaupt dazu gekommen, bei den Cheops mitzumachen?“, fragte ich. Das war nicht das gewesen, was ich eigentlich hatte sagen wollen, es interessierte mich nur.
    Als er nach einer Weile antwortete, klang er sehr distanziert. „Mein Bruder hat sich ihnen angeschlossen, nachdem unsere Eltern an der Cholera gestorben waren, und hat mich mitgenommen. Es war unsere einzige Möglichkeit, an Nahrung zu kommen.“
    Ich wollte etwas Bissiges erwidern im Sinne von Es gibt immer eine Alternative zu Diebstahl, Raub und Mord , aber dann fiel mir ein, dass nicht jeder das Glück gehabt hatte, wie ich einen Keller voller begehrter Arzneimittel zu besitzen, die er gegen Lebensmittel tauschen konnte.
    „Ist dein Bruder noch bei ihnen?“
    „Nein.“
    „Was ist passiert?“, fragte ich vorsichtig.
    „Ist kurz danach bei einem der größeren Bandenkriege im Süden erschossen worden. Ich bin bei den Cheops geblieben, Bob hat mir geholfen … klarzukommen. Hat ihm irgendwie gefallen, die Rolle des großen Bruders zu übernehmen.“
    „Bob?“ Was wie ein netter Zug klang, konnte ich einfach nicht mit dem Andrakor in Verbindung bringen. „Aber du hast ihn trotzdem erschossen“, stellte ich fest.
    In seinem Blick blitzte wieder Entschlossenheit auf. „Ich habe Polly versprochen, dass ihr nichts passiert“, sagte er nachdrücklich.
    Damit war das Thema offenbar erledigt. Ich beschloss, dass ich ihm vertrauen konnte. Weniger aufgrund dessen, was ich jetzt von seiner Vergangenheit wusste, als vielmehr, weil mein Bauch mir das sagte.
    „Du kannst in Themiskyra als Arbeiter anfangen. Dann bist du ihr näher und hast ein Dach über dem Kopf.“
    „Dann darf ich durch das Tor?“, fragte er misstrauisch.
    „Ja, durch das Tor und auch sonst fast überall hin.“ Ich sah seine Augen aufleuchten und setzte mit erhobener Stimme hinzu: „Aber lass dir gesagt sein: wenn mir irgendwelche Klagen zu Ohren kommen, wenn du sie auf irgendeine Art und Weise belästigst, dann erzähle ich den anderen, dass du bei Pollys Entführung dabei warst – und dann gnade dir die Göttin. Die Amazonen werden es nicht tun.“
    „Gut.“ Er nickte kurz.
    „Ich kann dir nicht sagen, wie Polly reagieren wird, und ich kann auch nicht ausschließen, dass sie dich verraten wird. Solltest du dich entscheiden, dass sie das Risiko wert ist, geh morgen früh zum Tor und sag, dass du dich als Erntehelfer melden möchtest. Wenn du dich gut anstellst, kannst du bestimmt auch über den Winter Arbeit finden. Falls sie noch jemanden für die Ernte brauchen, wird man sich um dich kümmern. Falls nicht, kann ich auch nichts machen. Ich kenne dich nicht und du kennst mich nicht, alles klar?“
    „Ja, verstehe. Danke, Ell.“
    Immerhin war Mato jetzt wieder ein bisschen fröhlicher und hatte neue Hoffnung geschöpft. Ich hingegen weinte mich an diesem und dem nächsten Abend in den Schlaf. Und an den darauffolgenden Nachmittagen, weil ich meinen Strafmonat in der Klinik unverzüglich antrat und nachmittags schlafen musste, wenn ich abends in der Klinik einigermaßen fit sein wollte. Es gab schlimme Tage, an denen ich nur zu Tode betrübt dahinvegetierte, und es gab gute Tage, an denen ich nichts anderes tat, als Pläne zu schmieden, wie ich Louis dazu bringen konnte, mir zu verzeihen – oder wenigstens mit mir zu sprechen.
     
    Polly nahm es wie zu erwarten nicht besonders gut auf, dass Mato nun für Themiskyra arbeitete.
    Sie kam in unser … in mein Zimmer gestürmt und fuhr mich an: „Wie kannst du es wagen!“
    Es war einer der schlimmeren Nachmittage und an Schlaf war ohnehin nicht zu denken, aber sie hätte ruhig ein bisschen taktvoller sein können, anstatt einfach so hereinzupoltern. Ich konnte mir nicht mal mehr die Tränen abwischen oder mich irgendwie sammeln, also blieb ich einfach auf dem Bett liegen und starrte die Decke an, so wie ich es schon

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