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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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„Was willst du denn mit so einer Unterwäsche!“ Die Arme war wie alle Themiskyra-Amazonen nur mit weißer Baumwolle aufgewachsen. Alleine die Buntheit meiner Entwürfe musste sie verstören. Von der Knappheit und den wattierten Einlagen für den richtigen Push-up-Effekt ganz zu schweigen. „Du bist nicht mehr in Citey. Hier musst du keinen Mashim mehr mit so etwas beeindrucken!“
    Ich legte hochkonzentriert Stofflagen aufeinander.
    „Corazon, du bist so ein Schaf.“ Victoria schüttelte den Kopf über soviel Ignoranz. „Sowas trägst du doch nicht irgendwelcher 'Shimet wegen. Das machst du für dich selbst. Das ist gut für das Selbstbewusstsein. Für das Körpergefühl.“
    Sie hatte offenbar in präapokalyptischen Zeiten ihre Mädchenzeitschriften gelesen und ich war ihr dankbar, dass sie für mich diese Diskussion führte. Dank meiner chronischen Übermüdung war ich nicht mehr besonders gut im kreativen Lügen. Victoria hingegen war sehr überzeugend und am Ende des Abends waren es sogar zwei Garnituren, die ich zusätzlich anfertigen musste, hellblau mit doppelter Wattierung für Victoria, dunkelgrüner Satin für Corazon. Und schwarze Spitze für Ell.
    Leichter gesagt als getan. In Themiskyra, der Stadt der langweiligen Funktionsunterwäsche, war schwarze Spitze schlichtweg nicht existent. Ich musste einen Meter naturweiße Häkelspitze aus den Tischwäsche-Beständen mitgehen lassen und in einer Nacht und Nebelaktion einfärben. Dantes neugierige Blicke konnte ich bei dieser Tätigkeit wirklich nicht brauchen.
     
    Nicht nur meine Umwelt, auch mich selbst musste ich nach eineinhalb Jahren praktischer Bewegungsfreiheit wieder an figurbetonte Kleidung gewöhnen. Mit dem, was ich nun trug, hätte sich im präapokalyptischen Citey nicht mal ein Bauarbeiter nach mir umgedreht, aber für Themiskyra war es revolutionär. Ich meine, ich hatte plötzlich wieder eine Taille! Und einen Ausschnitt, der mehr als nur den Hals freiließ! Äh, weit mehr, um genau zu sein, aber es war nichts, womit mein Vater mich damals nicht aus dem Haus gelassen hätte und das war mir Maßstab genug.
    Dennoch musterte mich Areto, der ich im Atrium begegnete, voll Abscheu. „Du siehst aus wie eine Jahi.“
    „Wer kann, der kann“, wiederholte ich Paz' Worte, ohne zu wissen, was eine Jahi genau war – aber ich konnte es mir denken. Mir war bekannt, dass Ainia hinter vorgehaltener Hand so genannt wurde, die junge Frau, die Polly den GemPlayer besorgt hatte, bevor sie aus Themiskyra verstoßen wurde.
    „Du wirst dir den Tod holen.“
    „Kann dir ja nur recht sein“, gab ich knapp zurück, bevor ich sie stehen ließ und meinen Weg Richtung Stall fortsetzte.
    Da Louis nirgendwo zu sehen war, widmete ich mich ausgiebig Hekates Fellpflege, striegelte und bürstete sie. Kämmte ihren Schweif und flocht ihn. Der Stall blieb louislos. Als ich gerade mit dem dreiundzwanzigsten Zöpfchen fertig war, packte mich der Unmut.
    Das reicht. Ich gehe wieder.
    Warte noch. Ganz kurz. Fünf Minuten.
    Fünf. Keine Sekunde länger.
    Also löste ich die Zöpfchen langsam wieder – damit hätte ich mich ohnehin der Lächerlichkeit preisgeben, nur die kleinen Mädchen hatten Zeit und Muße dafür, ihren Pferden Frisuren zu machen – und zählte langsam bis dreihundert. Das war zumindest der Plan, aber bei zweihundertvierundsiebzig verlor ich den Faden, weil sich lachende Männerstimmen und Hufschlag näherten. Kein Louis, stellte ich nach einer kurzen Stimmanalyse entmutigt fest, und griff wieder nach der Bürste, um nicht scheinbar untätig herumzulungern.
    Stimmen und Schritte kamen den Gang entlang auf mich zu, Stimmen und Schritte verstummten.
    Ein überraschtes „Fräulein Ell!“ ertönte.
    Ich sah kurz von der Arbeit auf. „Hi Juri, hi Mato.“
    Während Mato recht unbeeindruckt aussah, machte Juri annähernd tellergroße Augen, bekam sich dann aber zumindest soweit in den Griff, dass er den traditionellen imaginären Hut ziehen konnte. „Ich bin entzückt, Euch hier zu treffen – fast noch mehr als sonst, muss ich gestehen.“
    Ich zwang mein Gesicht zu einem Lächeln.
    Freu dich doch, sprach mir mein Verstand zu. Es funktioniert. Alles nur Biologie, Chemie oder sowas. Test bestanden.
    Ja, aber jetzt könnten sie trotzdem wieder gehen, finde ich. Ich fühle mich wie Beweisstück A oder ein Tier im Zoo.
    Wer schön sein will, muss leiden.
    Mato schien meine gequälte Miene richtig zu deuten und zog Juri am Ärmel weg, der noch einmal

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