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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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unbegabt bin. Du meintest doch, es ist sinnvoll, wenn ich mich entsprechend meinen Neigungen weiterbilde.“
    „Schon, aber …“
    „Außerdem wünsche ich es mir zum Geburtstag.“ Ich hatte selbst nicht darüber nachgedacht, bevor mir die Worte entschlüpften. In gut zwei Wochen würde mein achtzehnter Geburtstag sein. Ein trauriger Geburtstag. Letztes Jahr hatte zumindest Polly eine kleine heimliche Party für mich veranstaltet, aber momentan war sie sicher nicht in Feierlaune. Und ich war es auch nicht.
    „Richtig.“ Atalante sah mich versonnen an und ein bisschen wehmütig. Wahrscheinlich dachte sie daran, wie viel Zeit wir verpasst hatten.
    Ich ließ ihr keine Zeit, in allzu melancholische Stimmung zu verfallen. „Andere wünschen sich ein Auto – wovon ich in Ermangelung fossiler Brennstoffe absehen möchte. Ich wünsche mir nichts anderes, als dass du den Zeitplan ein klitzekleines bisschen verschiebst. Das ist eigentlich sehr bescheiden, oder nicht?“
    „Du weißt, dass wir Geburtstage nicht feiern …“
    „Lass mich jetzt in die Schneiderei, dann mache ich im Monat danach das Solarkraftwerk unsicher“, beschwor ich sie.
    Es war wohl mehr meine Wortwahl, die meine Mutter überzeugte, als der Inhalt, den ich von mir gab. „Nun, das ist wohl das Mindeste, was ich für dich tun kann, nach dem, was du auf dich genommen hast.“ Sie seufzte. „Vielleicht findest du dann deine Lebensfreude wieder.“
    Ich jubelte innerlich auf und sie sah mich neugierig an. „Wieso ist es dir so wichtig, genau jetzt dort zu arbeiten?“
    „Ich habe nichts anzuziehen.“
    Mit diesem Satz konnte sie nichts anfangen; sie sah mich nur mit hochgezogenen Augenbrauen von oben bis unten an, um mich zu widerlegen.
    „Wir Mädchen aus der Stadt brauchen schon ein bisschen Auswahl“, erklärte ich ihr und sie musste gegen ihren Willen lachen. Bevor sie mir mit weiteren Fragen kommen konnte, wünschte ich ihr schnell eine gute Nacht und verzog mich.
    Da mein Schlafrhythmus komplett durcheinander geraten war, verbrachte ich die Nacht damit, in der Einsamkeit meines Zimmers Entwürfe zu zeichnen. Der Vormittag danach war grausam, ich kämpfte unentwegt mit dem Schlaf, während Frida über amazonische Frühgeschichte monologisierte. Und keine Polly war da, um mir alle paar Minuten den Ellenbogen in die Seite zu rammen, wenn mir die Augen zufielen; sie war von der Fensterreihe in die Türreihe umgezogen. Frida ließ mich in Ruhe, sie konnte sich denken, dass mir der Nachtdienst noch zusetzte, außerdem hatte ich seit der angeblich so heldenhaften Rettung meiner Schwester mehr oder weniger Narrenfreiheit. Ich würde mich nicht für immer darauf berufen können, deswegen nahm ich sie gerne in Anspruch, solange man sie mir zubilligte.
    Nach dem Mittagessen lief ich sofort zu Paz in die Schneiderei, die sich freute, dass sie Hilfe bekam.
    „Hast du wieder Pläne für eigene Projekte?“, fragte sie mich. Sie hatte mich während der letzten Zaya schon darin bestärkt, nach eigenen Schnittmustern zu nähen.
    „Ja“, gestand ich und knallte einen eselsohrigen Stapel Papier auf den Tisch.
    Paz besah sich stumm die Zeichnungen.
    „Zu gewagt?“, fragte ich bang.
    Sie winkte ab. „Ach was. Wer kann, der kann.“
     
    Ich nähte und nähte, manchmal tagsüber, wenn Paz sonst nichts für mich zu tun hatte, meistens aber abends nach dem Essen. Mein Geburtstag kam und ging, ohne dass jemand davon Notiz nahm. Auch ich selbst vergaß ihn fast. Um nicht doch noch wehmütig zu werden, stürzte ich mich in die Arbeit und nähte, bis mir nachts über der Nähmaschine die Augen zufielen.
    Damit Victoria und Corazon sich nicht schon wieder vernachlässigt fühlten, nahm ich sie manchmal einfach mit in die Schneiderei und ließ sie mich unterhalten, während ich an der Nähmaschine saß.
    „Wow“, ließ Victoria verlauten, als sie das erste Mal durch meine Entwürfe blätterte. „Das ist …“ Corazon war zu ihr getreten und ergänzte „… unpraktisch!“, während Victoria im selben Atemzug ihren Satz mit „… sexy!“ vollendete.
    „Corazon, du hast keine Ahnung“, sprach sie ihrer Freundin jegliches Gespür für Mode ab. Ihre Stimme überschlug sich, als sie ausrief: „Und die Unterwäsche! Liebste Ell, machst du mir auch so eine?“
    „Hm …“ Ich grinste sie schräg an. „Wenn du nächste Woche meinen Tischdienst übernimmst, kommen wir vielleicht ins Geschäft.“
    „Also!“, mischte sich Corazon entrüstet ins Gespräch.

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