Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)
zu ihm und war erschrocken über die unterdrückte Wut in seinem Blick.
„Was denn nun schon wieder für ein Erntehelfer?“, fragte mich Taminee besorgt. „Hast du denn gar nichts gelernt, meine Kleine?“
Ich zuckte hilflos mit den Schultern. „Ich weiß nicht, wovon er spricht.“
Louis schnaubte auf. „Es war ja wohl kaum zu übersehen.“ Er sprang auf und trat ans Geländer, um verbissen in die Dunkelheit zu starren.
„Wann? Was? Wer? Sprichst du noch von mir? Oder habe ich was verpasst?“ In meine Verwunderung tröpfelte nun nach und nach auch ein gewisser Zorn.
„Vor einer Woche? Du und der neue Feldarbeiter?“
Langsam dämmerte mir, was er meinte. „Mato? So ein Blödsinn!“ Ich lachte. „Ich habe dir doch geschrieben, dass er total in …“ Eine schier unglaubliche Vermutung kreuzte meine Gedanken, ließ mich den Satz vorzeitig abbrechen. „Sag mal, liest du eigentlich meine Briefe?“ In denen hatte ich ihm nämlich auch haarklein erzählt, was in den Tagen passiert war, als ich unterwegs gewesen war, unter anderem, dass Mato Polly gerettet hatte – und aus welchen Gründen. Nun, fast haarklein. Mag sein, dass ich die Begegnung mit Will nicht ganz so detailreich wiedergegeben hatte.
Er sagte nichts und sah mich nicht an, deswegen stand ich auf, trat zu ihm und blickte ihn so lange eindringlich von der Seite an, bis er, ohne mir in die Augen zu schauen, zugab: „Nein.“
Das war ja wohl die Höhe. Ich schrieb mir die Seele aus dem Leib, setzte alles daran, das Erlebte, meine Motivation, mein Handeln ins rechte Licht zu rücken und dann erfuhr ich, dass nichts davon bei Louis ankam?! „Dante bringt sie dir und du wirfst sie sofort ins Feuer?“, fragte ich, um sicherzugehen, dass ich das alles richtig verstand. Ich konnte es nämlich einfach nicht fassen.
„Nein, ich verbrenne sie doch nicht“, fuhr er auf, als wäre das völlig an den Haaren herbeigezogen. Er zögerte. „Ich lese sie später. Mal.“
„Die sind nicht für später. Die sind für jetzt!“, rief ich verzweifelt. „Später ist es zu spät!“
„Also läuft da nichts?“, bohrte er nach und warf mir einen kurzen prüfenden Seitenblick zu.
„Sag' ich nicht. Steht alles in meinen Briefen“, fauchte ich trotzig. „Wenn du sie nicht lesen willst, dann glaub ruhig weiter, was du willst. Aber dann weiß ich auch nicht, warum es dich überhaupt kümmert, was ich mit wem mache.“
Taminee hatte zwischen uns hin und her gesehen und unserem Gespräch verzückt gelauscht. Das war mit Sicherheit eine Vorstellung nach ihrem Geschmack. Aber mir war die Lust an unserem Ausflug vergangen.
„Ell …“ Endlich hatte sich Louis wieder zu mir umgedreht und schlug das erste Mal seit Wochen so etwas wie einen versöhnlichen Tonfall an.
Aber ich wollte nichts hören. Ich gab zwar nicht auf, aber ich hatte auch meinen Stolz. Wütend klopfte ich an die Haustür. „Philippa? Wir müssen los. Jetzt. Sofort. Ich komme jetzt rein.“
So schnell es ging – und das war leider nicht besonders flott –, brachte ich die pro forma protestierende Philippa zurück zu ihrem Rollstuhl. Sollte sie ruhig drohen, mich zu verraten. Es war mir egal. Ich war so unsäglich enttäuscht, dass ich einfach nur weg wollte und dass ich mich nicht einmal mehr umblickte, als ich den quietschenden Rollstuhl über den kleinen Platz schob, Taminee im Schlepptau.
Philippa jedoch war bester Dinge und teilte mir zufrieden mit den Händen auf ihre Wolldecke trommelnd mit: „So, und das machen wir jetzt jeden Abend.“
Als ich Dante am nächsten Tag besuchte, war er so unerträglich gut gelaunt, dass ich die Färberei am liebsten sofort wieder verlassen hätte.
„Bleib doch“, bat er mich, „ich höre auch auf zu singen.“
„Sie will, dass ich sie zukünftig jeden Abend zu euch hinüberfahre“, teilte ich ihm augenrollend mit. „Aber das geht auf Dauer nicht gut, irgendwann werden uns Sevishta oder Deianeira erwischen. Ich kann es auch Taminee nicht zumuten, stundenlang im Kühlen zu sitzen. Und ehrlich gesagt ist es mir auch zu blöd, mir Abend für Abend Louis' an den Haaren herbeigezogene Vorwürfe anzuhören.“ Ich war immer noch beleidigt und das völlig zu Recht.
„Wir finden bestimmt eine andere Lösung“, meinte Dante und strahlte mich an. Sein Grinsen prallte an meiner Leichenbittermiene ab und das machte ihm wohl bewusst, dass seine Glückseligkeit in Gegenwart meiner Trauer unpassend wirkten mochte. Plötzlich schien ihm etwas
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