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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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rauchende Lagergebäude hatte mich daran erinnert, dass es viel zu tun gab. Resolut schloss ich den Vorhang, ging zum Schrank und suchte eins meiner Nachthemden heraus.
    „Was … was ist denn überhaupt passiert?“, fragte sie irgendwann.
    Während ich sie aus den blutigen Kleidern schälte, erzählte ich es ihr so schonend wie möglich und sie nahm es einigermaßen gefasst auf – aber auf der anderen Seite: Wie viel kann man an einem einzigen Abend verkraften? Irgendwann ist wahrscheinlich einfach nicht mehr Trauer drin. Ich wusch ihre Haut auch dort ab, wo das Blut den Stoff durchdrungen hatte und zog ihr das Nachthemd über.
    Ihr Bett war nicht überzogen, deswegen deckte ich meins auf. „Du kannst hier schlafen. Ich richte mir nachher deines her. Alles klar?“, setzte ich sanft hinzu und machte mich gedanklich schon auf den Weg nach unten.
    Offenbar nicht. Sie brach in Tränen aus. „Es tut mir leid, Ell. Ich versteh dich doch. Es tut mir leid, okay?“, sprudelte es aus ihr hervor. „Danke, dass du mich da rausgeholt hast. Danke, dass du mir den GemPlayer zurückgebracht hast. Danke, dass du Mato hier eingeschleust hast. Nein, dafür bedanke ich mich nicht, das werde ich dir nie verzeihen … Niemals.“ Sie schlug die Hände vors Gesicht und weinte so bitterlich, dass ich glaubte, die Erschütterung ihrer Trauer körperlich spüren zu können. Ich lief zu ihr und schlang meine Arme um sie.
    „Ich habe ihn nicht eingeschleust“, wiederholte ich, als sie sich etwas beruhigt hatte. „Aber ich bin froh, dass er hier war. Sonst hätte ich dich jetzt nicht mehr. Trotzdem tut es mir sehr leid um ihn. Ich mochte ihn.“
    „Ja. Er war nett … für einen ' Shim“, sagte sie vorsichtig und rieb sich die Tränen von den Wimpern.
    „Und sehr mutig.“
    „Ja. Mehr als so manche Amazone.“
    „Und er sah nicht schlecht aus.“
    „Hm. Kann ich nicht beurteilen“, behauptete sie.
    Ich wollte sie nicht quälen, deswegen ließ ich es darauf bewenden, und begann, ihre Kleidungsstücke zu sortieren – Müll, Wäsche und Spezialreinigung. Als ich ihre Lederhose über den Stuhl hängte, sprang Polly plötzlich auf und riss sie an sich. Fahrig wühlte sie in den Taschen, bis sie ein Armband zutage förderte. Ein Lederband mit eingeprägten kleinen Pferden und zwei schmale Bänder aus geflochtenem Rosshaar, zusammengefasst an einem schlichten Metallverschluss. Ihre Hände zitterten so, dass ich ihr helfen musste, es an ihrem Handgelenk zu befestigen. Minutenlang starrte sie es an, während Tränen aus ihrem versteinerten Gesicht darauf tropften.
    „Du verstehst mich jetzt, sagst du?“, gab ich zögernd ihre Worte wieder und drückte ihr ein Taschentuch in die Hand, das ich aus der Nachttischschublade genommen hatte.
    „Ich weiß, dass du uns nicht verraten wolltest, als du die Vatwaka hast laufen lassen.“ Sie schnäuzte sich ausgiebig. „Du warst zu feige, sie kaltzumachen, und konntest den anderen nicht Bescheid geben, weil du deine Liebe schützen musstest. Das war völlig dämlich von dir, aber ich weiß, dass es letztlich unsere Gesetze waren, die dich dazu getrieben haben. Und ich weiß jetzt auch, glaube ich, warum du so gehandelt hast.“
    „Wenn ich geahnt hätte, was passieren würde, hätte ich alles anders gemacht, das musst du mir glauben“, sagte ich flehend.
    „Ich weiß. Und danke, dass du alleine losgezogen bist, um mich zu retten. Wenn ich auf die Schnarchnasen aus der Führungsebene hätte warten müssen, würde mich Mato jetzt wahrscheinlich immer noch mit Keksen füttern.“ Was als Scherz gedacht war, kam als Schluchzen heraus. Wieder vergrub sie ihr Gesicht in den Händen. „Es war auch dumm von mir, so spät alleine von der alten Mühle loszureiten. Ich hätte auf dich hören sollen“, brachte sie hervor.
    „Das stimmt. Du solltest vermutlich generell öfter auf mich hören“, neckte ich sie. Es tat mir so gut, wieder ein normales, wenn auch todtrauriges Gespräch mit meiner Schwester zu führen.
    Sie hob schwungvoll den Kopf und sah mich immer noch tränenschwimmend, aber auch neugierig an. „Wie war es denn noch … in der alten Mühle? Du weißt schon …“
    „Hm …“ Ich ließ mich mit einer Grimasse rückwärts aus der Hocke auf den Hintern fallen und stieß einen Stoßseufzer aus. „Es kam gar nicht zu … irgendwas. Also nicht wirklich.“
    Polly sah mich einen Moment lang überfordert an, bevor sie gespielt aufmunternd ausrief: „Ach, weißt du, ich glaube sowieso,

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