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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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erschien mir zu grausam und Es wird schon alles gut werden war eine glatte Lüge. „Er ist weg.“
    „Nein.“ Sie schüttelte nachdrücklich den Kopf und strich ihm die Locken aus dem Gesicht, verteilte dabei noch mehr Blut, schien es aber gar nicht zu bemerken. Fast unhörbar setzte sie hinzu: „Ich will nicht, dass er weg ist. Nicht mehr“, bevor sie wieder zu weinen anfing.
    Ein lauter Aufschrei riss meine Aufmerksamkeit von meiner Schwester zu einer Amazone, die aus der Klinik über den Hof gerannt kam. Sie stürzte auf Rehanis Leiche zu, die gerade von zwei Frauen auf eine Bahre gelegt worden war, und ich erkannte Zorika, ihre Mutter. Selbst leichenblass geworden zog sie ihr totes Kind an sich. Ich ertrug den Anblick ihres Leids nicht und sah weg. Aber meine Ohren konnte ich nicht verschließen, weder vor Zorikas Wehklagen noch vor Polly anhaltendem Schluchzen.
    Nach geraumer Zeit blickte ich wieder ratsuchend zu Louis. Er stand auf und kam langsam auf uns zu.
    Ich weiß nicht, was ich machen soll, signalisierte mein Blick.
    Ich hätte nicht gedacht, dass es ihr so nahe gehen würde, antwortete seiner.
    Ich auch nicht. Würdest du dich um ihn kümmern, falls ich Polly irgendwie von ihm loseisen kann?
    Natürlich.
    Ich wagte einen erneuten Versuch und legte meine Hand leicht auf ihren Arm. „Polly, komm mit. Wir gehen jetzt rein.“
    Sie reagierte nicht, zog Mato nur noch näher an sich heran.
    „ Fire's in my soul?“, schlug ich schließlich bedrückt vor, um an ihre innere Amazone zu appellieren.
    „ Steel is on my side“, murmelte sie und sah endlich zu mir auf. Die Kälte, die sich in ihrem Blick eingenistet hatte, seit sie von meinem Verrat erfahren hatte, war verschwunden.
    Sie ist wieder da, registrierte mein Herz erleichtert.
    Mit einem herzzerreißenden Laut ließ sie Mato los und fiel mir um den Hals.
    Endlich. Ich drückte sie an mich, so fest ich konnte, um alle verpassten Umarmungen der letzten Wochen wettzumachen.
    Über ihre Schulter sah ich Louis' fragenden Blick, deswegen löste ich mich aus Pollys Umklammerung. „Louis bringt ihn jetzt weg, okay?“
    „Nein.“ Immerhin klang sie weniger verzweifelt als zuvor. Sie blickte wieder auf Mato herab, nahm langsam seine Hand, drückte sie und strich mit der anderen über das Narbengewebe an seinem Unterarm. „Er ist weg“, stellte sie, immer noch ungläubig, fest. Nach einer langen Pause fragte sie leise: „Gehen wir rein, Ell?“
    „Ja.“ Ich stand auf, zog sie hoch und legte ihr einen Arm um die Schulter, um sie in Richtung Kardia zu führen, aber sie drehte sich noch einmal um. „Danke, dass du dich um ihn kümmerst, Louis.“
    Das überraschte mich. Sie hatte ihn in letzter Zeit ebenso mit Verachtung gestraft wie mich.
     
    Als wir im ersten Stock ankamen, steuerte ich den Gang an, in dem Pollys neues Zimmer war, aber sie sperrte sich. „Ich will in unser Zimmer“, erklärte sie nüchtern.
    Also gingen wir dorthin. Ich ließ sie auf einem Stuhl niedersetzen, brachte ihr etwas zu trinken und stürzte selbst einen Liter Wasser herunter. Wie Wochen zuvor im BoraBora holte ich warmes Wasser, mit dem ich ihr das Blut von der Haut wusch. Ich wollte sie nicht unter die Dusche stecken, weil ich befürchtete, dass sie dort zusammenklappen würde. Ohne einen Mucks ließ sie die Prozedur über sich ergehen, aber als ich fertig war und zu ihr aufsah, bemerkte ich neue Tränenspuren in ihrem Gesicht.
    Bitte hör auf zu weinen, bat ich sie in Gedanken. Sonst muss ich mitweinen und das hilft im Moment gar nichts. Um meine Fassung zurückzugewinnen, trat ich ans Fenster und legte meine Stirn an das kühle Glas. Ich sah, wie Louis mit Juris Hilfe Mato abtransportierte. Wohin, das wusste ich nicht. Es war in all der Zeit, in der ich in Themiskyra war, noch niemand gestorben und so waren mir weder die Begräbnisplätze noch die Zeremonien bekannt. Jetzt würde ich sie wohl kennenlernen.
    Mein Blick wanderte zu der Stelle, wo Rehanis Blut den Kies getränkt hatte.
    „Hätte ich ihr nur nie die Waffe gegeben“, brachte ich hervor. Dann würde sie noch leben. Und Mato.
    „Hör endlich auf, dir an allem die Schuld zu geben“, fuhr Polly mich an. Ich hätte beleidigt sein können, ich war jedoch einfach nur erleichtert über ihren ruppigen Tonfall, der mir zeigte, dass sie auf dem besten Wege war, wieder die Alte zu werden. Die, die sie gewesen war, bevor ich sie so enttäuscht hatte.
    Das Durcheinander draußen auf dem Hof und das immer noch

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