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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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besorgt.
    Besorgt? Ich musste mich verhört haben. Doch da war kein Unterton, als er weitersprach. Nur Sorge.
    „Du hast schon gestern nichts gegessen.“ Mato hielt ihr einen Keks vor den Mund, aber sie drehte den Kopf weg. „Ich weiß, dass du dich nicht füttern lassen willst, aber ich kann dich nicht losketten. Du weißt, was vorgestern passiert ist …“ Zur Demonstration schob er den linken Ärmel seines Pullis zurück. Ich konnte vier nebeneinander verlaufende tiefe Kratzer sehen, die sich über seinen gesamten Unterarm zogen. „Wenn du mir wieder sowas verpasst, muss ich das den anderen erklären, und das fällt mir unter den gegebenen Umständen etwas schwer. Es sei denn, ich erzähle ihnen, was Noc gerne hören würde. Das kannst du nicht wollen.“
    Warum? Gab er ihr etwa heimlich etwas zu essen? Und wer war Noc? Ich war verwirrt.
    „Trink zumindest etwas“, bat er sie und hielt ihr den Becher hin. Meine Schwester wich ihm ein paar Mal aus, aber dann gab sie nach. Er neigte den Becher so, dass sie in kleinen Schlucken trinken konnte, ohne sich zu verschlucken.
    Auch wenn Polly kein Anzeichen von Dankbarkeit von sich gab – ich war dankbar. Und gleichzeitig voller Hass. Was war das für eine kranke Masche? Guter Cop und böser Cop? Versuchte er, auf diese Weise Informationen aus ihr herauszubekommen? Ich war hin und her gerissen.
    Mato stellte den leeren Becher ab und versuchte noch einmal Polly den Keks schmackhaft zu machen, aber sie weigerte sich zu essen. Nach einer Weile legte er ihn auf dem Teller ab und starrte ihn einige Zeit wortlos an, bevor er wieder zu meiner Schwester blickte. Und da sah ich es. Ich sah es überdeutlich aus seinen hellblauen Augen leuchten.
    Der Typ war einfach verknallt. In meine Schwester Polly. Wenn ich nicht nach einem albtraumhaften Höllentrip neben mindestens einer Leiche hinter einem Haus gekauert wäre, in dem meine Schwester von Killern festgehalten wurde, hätte ich gelacht. Arme Polly, ich konnte mir vorstellen, dass das wahrscheinlich für sie an der ganzen Angelegenheit fast das Schlimmste war.
    Ich sah, dass er ihr Gesicht mit einem Stirnrunzeln musterte, und erschrocken schloss ich daraus, dass es offenbar von Blessuren nicht verschont geblieben war.
    „Es tut mir so leid.“ Er zuckte leicht zurück, wahrscheinlich hatte ihn einer von Pollys richtig bösen Blicken getroffen. „Du weißt das. Ich wollte nicht, dass sie dir wehtun.“
    Vorsichtig strich er ihr die Haare aus dem Gesicht und sie warf fast den Stuhl um beim Versuch, seiner Berührung zu entgehen.
    Fast hätte ich durch das Fenster gezischt: „Finger weg von meiner Schwester, du Perversling, du siehst doch, dass sie das nicht mag!“ Aber er ließ die Hand schon wieder sinken.
    „Sag Bob doch einfach, was er wissen will“, drängte er. „Dann lässt er dich laufen …“
    Unwahrscheinlich.
    Und dann konnte ich Pollys brüchige Stimme hören, so leise, dass ich sie fast nicht verstehen konnte. Aber die Botschaft war unmissverständlich: „Verpiss dich.“
    Super, Polly, dachte ich, mach dir nur den Einzigen auch noch zum Feind, der möglicherweise zum Teil auf deiner Seite ist. Wenn sie nur ein bisschen kooperativer wäre – nicht, was das Ausplaudern von Themiskyras Staatsgeheimnissen anbelangte, sondern zumindest gespielte Zuneigung diesem liebeskranken Andrakor gegenüber –, könnte er ihr vielleicht nützlich sein. Aber das umfasste der Amazonen-Lehrplan für psychologische Kriegsführung wohl nicht.
    Zuerst befürchtete ich, ihre harsche Antwort hätte ihn wütend gemacht, aber er sah sie nur mit einem langen herzzerreißenden Blick an, bevor er das Geschirr einsammelte und den Raum wieder verließ.
    Ich schüttelte den Kopf von dieser verwirrenden Szene frei und versuchte, mich zu konzentrieren.
    Wie lange sind die anderen schon weg?
    Die ersten fünf Andraket vielleicht zwei, die anderen etwa eine Stunde, rechnete mein Verstand.
    Wann kommen sie zurück?
    Keine Ahnung, je nachdem, was sie da draußen machen und wie lange es dauert.
    Das nenne ich eine genaue Schätzung. Soll ich mich wieder in den Wald zurückziehen und den Hof beobachten, bis ich weiß, mit wie vielen Gegnern ich es überhaupt zu tun habe? Bis ich ihre Rituale kenne, weiß, wann sie kommen und gehen?
    Das wäre wohl das Vernünftigste. Aber es ist fraglich, ob sie überhaupt feste Zeiten haben, zu denen sie den Hof verlassen. Jetzt allerdings sind gerade die meisten ausgeflogen – eine Chance, die du

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