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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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Hekate am Zaumzeug leise in Richtung des Hofs weiter, bis ich so nahe herangekommen war, dass ich ihn deutlich erkennen konnte. Ich bezog hinter einem Baumstamm Stellung, neben dem ein Gebüsch Deckung bot. Zwischen den Blättern hatte ich gute Sicht auf das Anwesen.
    Ich erkannte ein einstöckiges Bauernhaus mit roten Dachschindeln, eine Holzscheune und ein paar Ziegelbauten, vermutlich Ställe. Der Hof wirkte überraschend gut erhalten, so, als hätte sich bis vor kurzem jemand darum gekümmert. Ein Königreich für ein Fernglas, dachte ich. Keine Armbrust, keine Panzerfaust, kein Fernglas. Und bald kein Wasser mehr … stellte ich besorgt fest. Ich hatte meine Flaschen zwar am Vormittag mit Wasser gefüllt, als wir kurz an einem Fluss pausiert hatten, damit auch Hekate ihren Durst löschen konnte, doch es war ein heißer Tag und ich hatte mehr getrunken, als ich eingeplant hatte. Aber eins nach dem anderen. Erst Polly retten, dann verdursten.
    Mit einem Mal überspülte mich eine Welle von Furcht. Nicht vor dem Verdursten, sondern vor dem, was mit meiner Schwester passiert sein mochte. Ich war die ganze Zeit nur darauf fokussiert gewesen, sie zu finden, und hatte alles andere verdrängt. Dazu kam, dass ich keinen Plan hatte, und wenn hier tatsächlich bis zu zwanzig Andraket hausten, bräuchte ich einen verdammt guten. Artemis, lass es noch nicht zu spät sein. Mach, dass sie wirklich hier ist, dass es ihr gut geht, dass ich sie da rausholen kann …
    Auf einmal vernahm ich Stimmen und zog mich so weit hinter den Baum zurück, dass ich gerade noch mit einem halben Auge dahinter hervorsehen konnte. Aus dem Haus traten drei Männer in heruntergekommener, zusammengewürfelter Militärkleidung. Sie blieben kurz stehen und unterhielten sich, aber ich konnte nicht verstehen, was sie sagten, dann verschwanden sie in einem der Ziegelbauten.
    War Polly da drin?
    Nach einigen, bangen Minuten kamen sie mit je einem Pferd am Zügel wieder heraus, stiegen auf und ritten davon. Sechs, sieben, acht, dachte ich, zählte meine Gegner. Lange Zeit geschah nichts und ich überlegte gerade, ob ich es wagen sollte, das Gelände zu sondieren, da ließ mich der neuerliche Klang einer Stimme aufschrecken. Diesmal konnte ich verstehen, was der Mann sagte, der die Haustür aufstieß und heraustrat.
    „… wird schon noch zur Vernunft kommen.“ Er lachte dreckig, ging zwei Schritte, wandte sich dann noch einmal um und rief ins Haus hinein: „Ich lege mich hin. Wenn du etwas aus ihr herausbekommst, kannst du mich wecken, sonst nicht vor heute Nacht.“ Dann verschwand er in der Scheune.
    Ich schlotterte am ganzen Leib vor Erleichterung. Sie ist im Haus, sie ist am Leben, war alles, was ich in einer Endlosschleife denken konnte. Am liebsten wäre ich direkt hineinmarschiert und hätte sie gesucht, aber ich wusste nicht, wie viele Andraket noch im Haus waren. Zwischen einem und elf, wenn ich von Elsas negativster Schätzung ausging. Dennoch hielt ich es nicht mehr auf meinem Spähposten aus.
    Nachdem ich mich rasch umgeblickt und festgestellt hatte, dass die Luft rein war, lief ich zum Haus und duckte mich unter das erste Fenster der Seitenwand. Hier hatte ich keinerlei Deckung, jeder, der zur Haustür ging, würde mich unweigerlich bemerken, also musste ich mich beeilen. Ich blickte über das Fensterbrett hinweg in eine verwüstete Küche. Mir fiel auf, dass es übel roch, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass die verschmutzte Kochzeile die Ursache eines solchen Gestanks sein konnte. Außerdem nahm er zu, als ich eilig zum nächsten und zum übernächsten Fenster kroch. Sie waren wesentlich breiter als das erste, und ich fand einen Wohnraum und ein Schlafzimmer vor, in denen ebenfalls Chaos herrschte. Schnell witschte ich geduckt um die Ecke zur Rückseite des Hauses und stolperte über etwas Weiches. Ich hielt mich an der Mauer fest, sah nach unten und versteinerte. Jetzt war mir klar, woher der Gestank stammte. Mühsam schluckte ich gegen die Galle an, die in meiner Speiseröhre aufstieg, als ich auf die Leiche eines Mannes um die fünfzig herabsah.
    Der ehemalige Hausbesitzer, nahm ich an, erdrosselt und hinter dem Haus entsorgt.
    Vor einigen Tagen.
    Ein paar Meter weiter konnte ich einen Frauenhausschuh im Gras entdecken. Ich unterdrückte den inneren Drang, die Wiese mit den Augen nach der Besitzerin abzusuchen und versuchte ruhig durchzuatmen, was eine Kunst ist, wenn einem bei jedem Atemzug Tod und Verderben in die Nase

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