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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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vielleicht nicht so schnell wieder bekommst. Und du weißt nicht, wie viel Zeit dir bleibt, bis die Typen subtilere Methoden anwenden, was auch immer damit gemeint ist.
    Ich fürchte, das war Ironie.
    Ich weiß.
    Soll ich nach Themiskyra zurückreiten, den anderen Bescheid geben? Morgen um die Zeit könnten wir wieder hier sein …
    Das dauert zu lange. Und du willst Polly nicht so lange aus den Augen lassen.
    Bekomme ich die Kette mit meinem Schwert durch?
    Einen Versuch ist es wert.
    Also rein, Polly befreien und wieder raus durchs Fenster.
    Alles klar.
    Lautlos kroch ich zum Gästezimmer und spähte hinein. Bob schlief. Das war ein Zeichen. Ich musste es jetzt versuchen. Jetzt oder nie. Kurz überprüfte ich die anderen Gebäude, konnte aber keine Regung erkennen, dann hetzte ich geduckt weiter bis zur Hausecke. Auch hier herrschte Stille. Mein Hauptproblem war, dass ich nicht wusste, wo Mato war. Aber ich wollte nicht wieder um das ganze Haus herumkrabbeln, um ihn ausfindig zu machen, und dabei kostbare Zeit verlieren. Außerdem schien er mir nicht so gefährlich wie die anderen zu sein.
    Mit rasendem Herzen schlich ich zur Haustür, stieß sie vorsichtig auf und betete, dass sie nicht quietschen würde. Meine Gebete wurden erhört, aber ich vernahm etwas anderes. Ein Rascheln, wie von Papier. Vor mir lag ein gerade verlaufender, düsterer Flur, von dem links und rechts Türen zu den Zimmern abgingen, die ich von draußen beobachtet hatte. Ein Grundrissplan erschien vor meinem geistigen Auge. Das Geräusch war aus dem zweiten Raum gekommen, dem Wohnzimmer, dessen Tür offenstand. Ich pirschte mich an und warf einen schnellen Blick hinein.
    Da war Mato. Er saß im Chaos auf einer grell gemusterten, großzügig gepolsterten Eckcouch, hatte die Füße zwischen umgefallenen Bügelflaschen auf einem Massivholztischchen abgelegt und blätterte in einer Fernsehzeitschrift, die seit Jahren abgelaufen sein musste. Aber das schien ihn nicht zu stören, er war offenbar nicht bei der Sache, starrte zu lang auf dieselben Seiten. Ich hielt die Luft an und huschte an der Tür vorbei, verharrte wieder und lauschte. Eine Weile lang hörte ich nichts, dann vernahm ich wieder, dass eine Seite umgeblättert wurde. Schnell lief ich weiter, ignorierte gerahmte Photographien von glücklichen Kindern und anderen Familienmitgliedern, die teils schief an den Wänden hingen, teils zerstört auf dem Boden lagen, und vermied, auf die Glassplitter zu treten. Auf der linken Seite befand sich nun die Tür zum Gästezimmer, in dem Bob liegen musste. Ich horchte einen Moment lang und glaubte sogar, Schnarchgeräusche hören zu können.
    Schlafzimmertür.
    Waschküchentür. Polly.
    Mein Herz schlug bis zu Hals. Polly, Polly, Polly, dachte ich nur. Ich griff zur Türklinke, drückte sie lautlos herunter.
    Da fühlte ich plötzlich, wie sich mir hartes, kaltes Metall zwischen meine Schulterblätter drückte, und hörte, wie sich ein Abzug spannte.
     
    Ich versteifte mich. Mein Herz setzte einen Schlag aus, dann wurde mir eiskalt. Eine Hand, die der Tür einen Stoß versetzte und ein zerkratzter Unterarm schoben sich in mein Blickfeld. Der Druck der Waffe verstärkte sich.
    „Rein da“, ertönte leise Matos Stimme hinter mir. Er schubste mich in den dämmrigen Raum.
    Von wegen nicht so gefährlich wie die anderen, echote mein Verstand verzerrt in meinem Kopf, als ich in die Waschküche stolperte.
    Doch dann sah ich Polly zusammengesunken auf dem Stuhl sitzen und auf einmal war mir egal, dass eine Waffe auf mich gerichtet war, dass wir uns in höchster Gefahr befanden, dass ich alles verdorben hatte. Ich stürzte zu ihr hin und umarmte sie so fest und gleichzeitig so vorsichtig ich konnte, um ihr nicht weh zu tun. Zuerst schien sie meiner Berührung ausweichen zu wollen, aber dann sah sie hoch und erkannte mich. Die Apathie wich aus ihrem Blick und ein kleines Lächeln zeichnete sich in ihrem Gesicht ab.
    „Ell! Hast du den GemPlayer gefunden?“, fragte sie heiser. Wahrscheinlich hatte sie ihre Stimme abgesehen von gelegentlichen Beschimpfungen in den letzten Tagen nicht benutzt.
    Ich konnte nicht antworten, zu entsetzt war ich über ihren Zustand. Mit zitternden Händen strich ich ihre Haare zurück, entdeckte ein blaues Auge, Abschürfungen auf der einen Seite ihres Gesichts, Schwellungen und eine halbverheilte Platzwunde auf der anderen. Schmutz und getrocknetes Blut an ihrem Hals, auf ihrem Shirt, an ihren Beinen. Sie sah schrecklich aus.

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