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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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Angewidert wich ich so weit vor ihm zurück, wie es meine Fesseln erlaubten.
    „Ell?“ Pollys Blick bohrte sich in meinen Schädel, aber ich konnte sie nicht ansehen.
    „Sag bloß, du hast ihr gar nichts von unserer Begegnung erzählt?“
    Ich schwieg, zerrte möglichst unauffällig an der Wäscheleine, aber sie saß zu fest. Ich spürte nur, dass ich nach oben und unten Bewegungsfreiheit hatte, aber da das Rohr aus der Decke kam und im Boden verschwand, half mir das nichts.
    „Bunck geht es übrigens wieder gut, falls dich das interessiert“, erzählte er beiläufig. „Er wäre fast an einer Blutvergiftung eingegangen und wir mussten ein paar Ex-Apotheken überfallen, bis wir die richtigen Medikamente beisammen hatten, aber jetzt ist er wieder bei bester Gesundheit.“
    Apotheken überfallen. Ich musste an Citey denken, meinen Vater, mein altes Zuhause und mir wurde schlecht.
    „Heng ist noch unterwegs, aber wenn er heute Nacht heimkommt, wird er sich sicher freuen, dass du zu Besuch bist.“
    „Ell! Wovon spricht er?“ Polly klang alarmiert, und ich hörte auch einen Hauch Panik in ihrer Stimme. Panik vor Verrat. Vor meinem Verrat.
    Sag es ihr schon, befahl mein Verstand. Sie hat ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren. Immerhin wird sie sie das Leben kosten.
    Ich schluckte gegen die Übelkeit an und sah ihr ins Gesicht. „Erinnerst du dich an die Nacht, die Atalante dir zur Hölle gemacht hat? Als ich erst morgens heimkam?“ Sie zog die Augenbrauen zusammen und nickte. „In dieser Nacht bin ich im Wald auf drei Andraket gestoßen. Einer davon war der Typ da. Wir haben gekämpft, aber ich konnte sie besiegen, weil sie mich unterschätzt haben.“
    „Gut“, erwiderte sie. „Und?“
    „Polly, ich habe sie laufen lassen.“
    Sie sah mich verständnislos an. „Warum?“, fragte sie tonlos.
    „Ich konnte sie nicht töten.“
    „Dein Schwesterchen hat eben ein weiches Herz“, höhnte Bob. Mato blickte verwirrt zwischen uns hin und her.
    „Du hättest sie nach Themiskyra bringen oder Verstärkung holen können.“
    „Nein, das konnte ich nicht. Sie hatten Louis und mich zusammen gesehen.“
    Langsam verarbeitete meine Schwester das Gehörte … und begriff. Mit großen Augen starrte sie mich an. Ich wünschte mir fast, dass sie mich anschreien und mir Vorwürfe machen würde – „Also sind sie wiedergekommen. Und haben mich geschnappt, weil sie mich nicht unterschätzt haben, da sie bereits mit dir Bekanntschaft geschlossen hatten. Und jetzt, nachdem ich tagelang gequält wurde, sitzen wir hier in diesem gottverdammten Kaff und werden demnächst erschossen. Und das alles nur, weil du dämliche Kuh geglaubt hast, in einem Arbeiter die Liebe deines Lebens gefunden zu haben?“ – aber nichts dergleichen geschah. Sie sah mich nur leer an, minutenlang, wie es mir schien, dann ließ sie den Kopf wieder auf die Brust sinken.
    Das war schlimmer als jeder Vorwurf. Ich fühlte mich so elend, dass ich fast hoffte, Mato würde endlich von seiner Waffe Gebrauch machen. Ein Kopfschuss konnte so schmerzhaft nicht sein …
    „So, nachdem nun alle hinreichend demoralisiert sind, können wir uns vielleicht endlich dem eigentlichen Thema zuwenden“, rief Bob heiter aus. „Waffen.“ Er rieb sich die Hände, dann zog er einen Revolver hinten aus dem Hosenbund. „Die Preisfrage lautet: Wo in eurer kleinen Festung habt ihr sie versteckt?“ Mit Entsetzen sah ich, dass er auf Polly zuging, während er weiter mit mir sprach. „Nachdem du jetzt da bist und die Kleine hier nicht sonderlich gesprächig ist, haben wir eigentlich keine weitere Verwendung für sie. Und ehrlich gesagt geht mir ihre verstockte Art ziemlich auf die Nerven.“ Er drückte ihr die Mündung an die Stirn. Polly zuckte nicht mal.
    „Ich sage alles, was ihr wissen wollt!“, schrie ich auf.
    „Ich weiß. Und ich glaube, die Worte werden dir noch flüssiger von den Lippen kommen, wenn du nicht mehr so viel Angst um deine Schwester haben musst.“
    „Nein!“ Ich zog voller Verzweiflung an meinen Fesseln, stemmte mich mit einem Fuß gegen die Wand, versuchte mit aller Kraft, das Rohr aus der Mauer zu reißen, aber sosehr ich mich bemühte, es bewegte sich keinen Millimeter. Die Wäscheleine schnitt mir noch fester in die Haut. „Nein! Bitte nicht. Wenn du ihr etwas tust, sage ich gar nichts, nie wieder.“
    „Oh doch, das wirst du“, sagte Bob ruhig. Ich hasste ihn. Ich hasste ihn mehr als je zuvor. „Du hast damals geblufft, weißt du

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