Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
Vom Netzwerk:
nach der Düsternis des Hauses und ich kniff die Augen zusammen.
    Zu spät nahm ich die Gestalt wahr, die hinter der Hausecke hervor auf uns zusprang. Noc.
    Polly fuhr herum und schoss ihm einmal zielsicher zwischen die Augen, dann ein zweites Mal exakt 40 Zentimeter tiefer in die Brust. Sein Kopf wurde zurückgeworfen, sein Körper durch feinen, roten Nebel gegen die Hauswand geschleudert. Er rutschte daran herunter und sackte leblos in sich zusammen. Wie betäubt folgte mein Blick der leuchtenden Blutspur auf dem weißen Putz und verharrte auf der Leiche.
    Meine Schwester hat gerade jemanden umgebracht und ich fühle nichts. Kein Entsetzen, kein Mitleid. Überhaupt nichts.
    Ich riss mich von Nocs Anblick und dem Staunen über meine eigene Gefühllosigkeit los, schirmte die Augen mit der Hand ab und sah mich rasch um. Keine Spur von weiteren Angreifern, der Hof umgab uns in trügerischer Friedlichkeit. Ohne Noc eines weiteren Blickes zu würdigen, lief Polly auf den Stall zu. Mato wollte ihr hinterher, aber ich hielt ihn am Arm fest.
    „Danke“, sagte ich zu ihm. „Und viel Glück mit deinen Freunden. Jetzt hast du wohl wirklich ein Problem, ihnen das alles zu erklären.“
    Meine Worte schienen nicht bei ihm anzukommen. Langsam senkte er den Blick auf die Waffe, die er immer noch umklammert hielt, und sah sie an, als bemerke er sie erst jetzt, dann schaute er zu Nocs Leiche. Seine Abwesenheit machte mir Angst, dass er plötzlich durchdrehen würde, und ich legte vorsichtig meine Hand auf den Revolver. Aber als ich ihn ihm aus den Fingern zog, spürte ich keinen Widerstand. Ich sicherte die Waffe und steckte sie ein.
    Hat er eben zum ersten Mal getötet? fragte ich mich. Was hat ihn dazu gebracht, sich überhaupt den Vatwaka anzuschließen?
    Hufschlag unterbrach meine Überlegungen. Polly trat mit Selanna am Zügel aus dem Stalltor. Ich erkannte, dass sie einen anderen Sattel aufgelegt hatte, wahrscheinlich hatte ihr eigener unter den Marodeuren Begehrlichkeiten geweckt. Hoffnung flammte in Matos Blick auf, er machte einen Schritt auf sie zu, aber wieder hielt ich ihn zurück.
    „Sie kann dich nicht lieben. Sie … ist nicht so erzogen worden“, sagte ich leise, aber ich wusste, dass er, selbst wenn er mich verstehen würde, meine Worte nicht akzeptieren würde.
    Mit einem wütenden Laut riss er sich von mir los und rannte auf sie zu, aber sie schwang sich auf Selannas Rücken und preschte an ihm vorbei, ohne ihn auch nur im Geringsten zu beachten.
    Zeit, einen Pfeil zu bauen, merkte mein Verstand an.
    „Da rüber, Polly!“, rief ich ihr zu und rannte in Richtung Wald. Plötzlich spürte ich den Schmerz in meinen Knien und der verletzten Fußsohle, aber ich kämpfte mich unbeirrt durchs Unterholz, bis ich bei Hekate anlangte. Eilig stieg ich auf und gleich danach tauchte Polly neben mir auf, aber sie sah mich nicht an.
    „Hier entlang“, erklärte ich und zeigte in Richtung Tasek. Sie nickte nur stumm. Wir trieben die Pferde an und brachen in schnellem Trab durch das Buschwerk.
    Wegwegweg, hetzte mich mein Verstand. Nur weg von hier.
    Nach ein paar Minuten hielt Polly plötzlich inne und hob warnend die Hand. Ich brachte Hekate zum Stehen und lauschte. Hufe auf Asphalt, die sich näherten. Wir waren weit genug im Dickicht, dass man uns nicht auf den ersten Blick sehen konnte, dennoch hielt ich die Luft an und starrte zur Straße hinüber. Das Geräusch wurde lauter, zwischen Blättern und Geäst sah ich verwischte dunkle Flecken in Richtung des Ulmenhofs vorbeijagen, dann wurde es leiser und verklang schließlich. Gleich würden sie entdecken, was passiert war. Wenn Mato ihnen erzählte, dass wir uns in den Wald geschlagen hatten, würde es nur Minuten dauern, bis sie uns auf den Fersen waren.
    „Weiter“, flüsterte ich voller Anspannung. Noch eiliger als zuvor lenkten wir die Pferde zwischen Baumstämmen und Gebüsch hindurch. Der Bewuchs wurde lichter, schon sah ich die ersten Häuser von Tasek auftauchen. Wir hatten keine Zeit, die Stadt zu umrunden, außerdem gab es auf den verwilderten Feldern rundum ebenso wenige Versteckmöglichkeiten wie auf den Straßen, auf denen wir aber wesentlich schneller vorankommen würden. In vollem Galopp ritten wir durch die verlassenen Viertel, binnen zehn Minuten hatten wir das Ortsausgangsschild wieder hinter uns gelassen, dann wich die geteerte Straße einem Feldweg und schließlich totaler Wildnis.
    Nach einer halben Stunde verlangsamten wir unser Tempo etwas und

Weitere Kostenlose Bücher